Pro Jahr werden in Wangen ungefähr eine halbe Million Orchideen produziert. © Bild: EnAW

Dank der neuen Holzschnitzelheizung kommt die Ölheizung nur noch in Ausnahmefällen zum Zug. ©Bild: EnAW

EnAW: Unternehmerischer Mut wurde belohnt

(EnAW) Seit 2006 Teilnehmer der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW), spart die Meyer Pflanzenkulturen AG heute 122 Megawattstunden Strom und 2675 Tonnen CO2 jährlich ein. Trotz eines bereits grossen Engagements: Jedes Jahr finden sich neue Massnahmen, die die Energieeffizienz des Unternehmens weiter verbessern.


In Wangen bei Dübendorf stehen die Gewächshäuser der Meyer Pflanzenkulturen AG. Auf 16’000 Quadratmetern produziert das Familienunternehmen unter der Leitung von Hanspeter Meyer, der den Betrieb 2002 von seinem Vater übernommen hat, ausschliesslich Orchideen. Das war nicht immer so: Das 1937 gegründete KMU startete als Gemüseanbaubetrieb, produzierte 1962 erste Zierpflanzen und konzentriert sich seit 1998 auf die Produktion von Orchideen – zu stark war die industrielle Konkurrenz aus den Niederlanden bei leicht transportierbaren Zierpflanzen geworden. Verkauft wird vorwiegend an den Fachhandel, jedoch auch an die Migros und im eigenen Gewächshaus.

Öl belastete Betrieb
Dass ein Gewächshaus mit hohen Energiekosten verbunden ist, merkt man spätestens, wenn man es betritt. Die konstant hohen Temperaturen in den Produktionsanlagen des KMU mit 40 Mitarbeitenden schlugen früher in einem jährlichen Heizölverbrauch von stolzen 560’000 Litern nieder. In kalten Jahren und bei steigendem Ölpreis konnte es durchaus passieren, dass der Jahresgewinn aufgrund des Ölverbrauchs und -preises dahinschmolz. Für Meyer, den gelernten Gärtnermeister mit Meisterabschluss, war dies mit ein Schlüsselerlebnis, um den ganzen Betrieb neu zu organisieren: «Wir hatten 2008 eigentlich ein gutes Geschäftsjahr und konnten zufrieden sein. Trotzdem musste ich meinen Mitarbeitenden sagen, dass aufgrund des Ölpreises von 120 Franken pro Barrel vom Gewinn nicht viel übrig bleibt. Da wusste ich allerspätestens, dass ich weg vom Öl und hin zu heimischen Rohstoffen will.»

Bereits 2006 hatte sich Meyer der EnAW angeschlossen. Sein Unternehmen war eines der Ersten, das sich der neu formierten Energie-Modell-Gruppe Gewächshäuser anschloss, die von der EnAW in Zusammenarbeit mit JardinSuisse aufgebaut wurde. Eine Grundskepsis begleitete Meyer zu Beginn: «Am Anfang stand erst einmal der Jahresbeitrag und wir mussten unsere Energiezahlen abliefern. Ich hatte erst das Gefühl, dass ich nun nicht mehr selbstständig Einsparmassnahmen durchführen kann und mir ein Fachspezialist bei einer Führung durch unseren Betrieb ein paar allgemeine Tipps gibt. Wir haben dann aber schnell gesehen, dass EnAW-Moderator Thomas Grieder ein grosses Know-how rund um Gewächshäuser besitzt, uns spezifische Massnahmen energetisch und finanziell durchrechnen kann und auch bei rechtlichen Fragen als Unterstützung zur Seite steht.»

Einbau einer Grundwasserwärmepumpe
Die grössten Massnahmen, die der Betrieb in den vergangenen acht Jahren umsetzte, waren der Einbau einer Grundwasserwärmepumpe und die Installation einer Holzschnitzelheizung, um die Abhängigkeit vom Öl zu verringern. Alleine diese beiden Massnahmen führten zu einer CO2-Reduktion von über 2000 Tonnen. Angespornt von diesen grossen Erfolgen wurden Meyer und Grieder auch im Kleinen immer wieder fündig. Meyer betont: «Energiesparen macht mir vorallem auch Spass. Zugleich haben wir jedoch gemerkt: Viele scheinbar kleine Massnahmen haben wir früher schlicht aus Unwissenheit nicht umgesetzt. Mein Vater sagte immer, dass man in Gewächshäusern nichts isolieren muss, da ja die Wärme im Raum selbst ist. Dass wir durch die Isolation von Fernleitungen, Heizverteilern und die Auftrennung des Heiznetzes viel Energie und somit Geld einsparen können, wussten wir nicht.»

Von Fördermitteln profitiert
Finanziell unterstützt wurde Meyer bei der Installation der Holzschnitzelheizung durch den Bund und die Klimastiftung Schweiz. Meyer erinnert sich: «Als wir den Förderantrag bei der Stiftung stellten, empfahl uns diese zuerst den Einbau eines Schirmsystems im Gewächshaus, da gerade ein Gemüsegärtner im Nachbardorf ein solches erfolgreich installiert habe und nun fleissig Energie spare. Was sie nicht wussten, war, dass ich meinem Berufskollegen diesen Tipp gab, da wir diese Schirme bereits seit vielen Jahren nutzen. Da musste ich schon schmunzeln, wurde aber zugleich davon überzeugt, dass sich der Austausch mit den Kollegen für den Klimaschutz in der Schweiz lohnt. Dass die Klimastiftung Schweiz die Heizung finanziell unterstützte, hat unsere Investitionsentscheidung schlussendlich erleichtert, da sowohl die Grundwasserwärmepumpe als auch die Holzschnitzelheizung für unser KMU grosse Investitionen sind.»



Interview mit Hanspeter Meyer, Geschäftsführer Meyer Pflanzenkulturen AG und Thomas Grieder, Moderator Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW)

Herr Meyer, was ist die grosse Herausforderung für einen Schweizer Orchideenproduzenten?
Meyer: Der Schweizer Markt für Topfpflanzen ist total liberalisiert, während es bei den Schnittblumen noch gewisse Kontingente im Sommer gibt. Entsprechend drücken die industriellen Produzenten aus den Niederlanden, unserem grössten Konkurrenten, auf die Preise. Zugleich sind wir von der allgemeinen Wirtschaftslage abhängig, da unsere Orchideen sich im Hochpreissegment befinden. Ist die Wirtschaftslage schlecht, kaufen die Leute weniger Orchideen und vermehrt Schnittblumen.

Welchen Stellenwert haben Energiekosten in Ihrem Betrieb?
Meyer: Die Energiekosten kommen bei unseren Kostenblöcken nach dem Einkauf von Setzlingen und den Löhnen bereits an dritter Stelle. Sie machen heute etwa 8 Prozent unseres Umsatzes aus. Als wir noch vorwiegend mit Öl heizten, betrug dieser Anteil fast das Doppelte.

Also sind die Finanzen ein essentieller Teil Ihrer Motivation?
Meyer: Natürlich ist die Wirtschaftlichkeit einer Energiesparmassnahme für uns matchentscheidend. Hier profitieren wir von der Systematik der EnAW, welche jede potenzielle Massnahme auf ihre Wirtschaftlichkeit hin durchrechnet. Zugleich ist Energiesparen aber auch eine Frage des Zeitgeistes. Nach der Katastrophe von Fukushima haben wir beschlossen, eine Photovoltaikanlage zu installieren. Schliesslich muss jeder für die Energiewende etwas vor seiner eigenen Haustüre machen. Dass mittlerweile viele Fördermittelgeber, wie beispielsweise die Klimastiftung Schweiz oder ProKilowatt, uns bei einzelnen Massnahmen unterstützen, macht gewisse Investitionsentscheide natürlich leichter.

Herr Grieder, wie erleben Sie als EnAW-Moderator die Zusammenarbeit mit Herrn Meyer?
Grieder: Für mich sind die Besuche bei Herrn Meyer immer ein ganz besonderes Erlebnis. Zum einen ist es jedes mal eine Freude, das Meer von Orchideen in den Gewächshäusern zu bewundern. Zum anderen werde ich von Herrn Meyer mit immer neuen Massnahmenideen überrascht.

Was bedeutet dies in Zahlen?
Grieder: Das Unternehmen hat bis 2012 insgesamt 28 Einsparmassnahmen durchgeführt, von einfachen Leitungsdämmungen in der Wärmeverteilung, aufwändigen Dämmmassnahmen an der Gewächshaushülle bis hin zum Bau einer Grundwasserwärmepumpe und einer Holzschnitzelheizung. In diesem Zeitraum konnte der Heizölverbrauch von über 560’000 Litern auf 40’000 Liter reduziert werden. Heute liegt er noch bei gut 10’000 Litern im Jahr.

Ihr Betrieb konnte sich auch von der CO2-Abgabe befreien. War dies eine zusätzliche Motivation?
Meyer: Als wir Teilnehmer der EnAW wurden, wussten wir nicht, ob die CO2-Abgabe kommt oder nicht. Heute ist es natürlich ein grosser Vorteil, dass wir bereits früh mitgemacht haben. Bis ins Jahr 2020 können wir Übererfüllungen an die Stiftung KliK verkaufen. Für das Jahr 2013 erhalten wir 220’000 Franken – Geld, das wir nun laufend in unsere Energiesparmassnahmen stecken können.

Sind Sie also mit der Zusammenarbeit zufrieden?
Meyer: Jedes mal, wenn Herr Grieder vorbeikam, dachte ich: Jetzt finden wir nichts mehr und schlussendlich haben wir doch wieder eine Verbesserungsmassnahme gefunden. Die Zusammenarbeit funktioniert aber nicht nur mit der EnAW, sondern auch in der Energie-Modell Gruppe gut. Der Erfahrungsaustausch mit anderen Gewächshausbetrieben, der einmal im Jahr bei einem Betrieb stattfindet, bringt die Branche als Ganzes weiter.

Text: Schweizerische Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW)

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