Am vergangenen Samstag wurde am 2. Kandersteger «e-mobility day» eine bunte Auswahl an strombetriebenen Fahrzeugen präsentiert. Bild: T. Rütti

Selbst wenn nach einer lautlosen, aber optisch auffälligen Probefahrt nur ein paar Leute den Wechsel zur umweltverträglichen Mobilität in Erwägung ziehen, hat sich der Aufwand bereits gelohnt. Bild: T. Rütti

Nicht verschweigen wurde, dass die Ladeinfrastruktur in der Schweiz dem E-Mobilitätstrend noch hinterherhinkt. Hier die Ladestation der Licht- und Wasserwerk AG Kandersteg LWK. Bild: T. Rütti

Der Fahrkomfort kann das Zünglein an der Waage spielen, ob jemand vom Auto mit Verbrennungsmotor auf ein Elektro- oder Plug-in-Hybrid-Fahrzeug umsteigt. Bild: T. Rütti

2. «e-mobilityday»: Verbrennungsmotoren auch bei uns verbieten?

(©TR) Initiiert von der Licht- und Wasserwerk AG LWK und Kandersteg Tourismus fand am vergangenen Samstag der 2. e-Mobility Day statt. Diverse Elektrofahrzeuge standen zur Besichtigung und Probefahrt bereit. Auf dem Rundgang wurden dem Publikum zudem die Kraftwerksanlage der Zentrale im Dorf sowie der Ort selbst erörtert und beliebt gemacht.


Praktisch lautlos verrieten die ausgestellten oder auf Probefahrt geschickten Elektro- oder Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge in Kandersteg/Berner Oberland, dass sich auf unseren Strassen eine ökologische Revolution anbahnt. Zu erfahren war aber auch, dass die Ökobilanz nur dann positiv ausfällt, wenn die Fahrzeuge mit Strom aus erneuerbaren Quellen angetrieben werden. Also Strom, wie er beispielsweise von der LWK angeboten wird – und nicht etwa mit Atomstrom oder Strom aus Braunkohle. Zwar begegnet man im Alltag vermehrt Fahrzeugen mit umwelttechnisch verantwortbarem Antrieb. Doch ein gewisses exotisches Flair umgibt sie nach wie vor. «Selbst wenn nach diesem 2. Kandersteger e-mobility day nur eine Handvoll Interessenten den Wechsel zur umweltverträglichen Beförderung von Menschen und Gütern in Erwägung zieht, hat sich der Aufwand für uns Veranstalter und die Aussteller bereits gelohnt», so Adrian Brügger, Geschäftsleiter der Licht- und Wasserwerk AG Kandersteg.

Strom rekuperieren beim Bremsen und Bergabfahren
Nicht verschweigen wurde, dass die Ladeinfrastruktur in der Schweiz dem E-Mobilitätstrend noch hinterherhinkt. Skeptiker, die bei der E-Mobilität das Haar in der Suppe suchen, weisen allenfalls auf die Batteriesoftware hin. Wo liegt denn das Optimierungspotenzial? Der Bordcomputer informiert den Fahrer zwar laufend darüber, ob das Fahrzeug gerade Energie verbraucht oder aber – besonders effizient und nachhaltig – rekuperiert: Beim Bremsen und auf der Bergabfahrt wird ein automatischer Ladevorgang der Batterie aktiviert. Doch auf die effektive Reichweite wirken sich noch weitere Faktoren aus, etwa Kälte oder Hitze oder das noch zu bewältigende Streckenprofil. All dies kann bei der Reichweitenvorhersage zu Ungenauigkeiten führen.

Lineare Beschleunigung wie ein Anfahren mit der S-Bahn
Das Aha-Erlebnis: Elektro- und Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge legen nicht etwa zögerlich los, wenn man sie in Bewegung setzt. Im Gegenteil: Sich in den Verkehr einzureihen oder zu einem Überholmanöver anzusetzen kann sogar spritziger und das Fahren generell entspannender ausfallen als gemeinhin erwartet. Wer am Kandersteger «e-mobility day» zum ersten Mal in einem Elektro- und Plug-in-Hybrid-Fahrzeug sass, konstatierte vermutlich überrascht, dass sich die lineare Beschleunigung wie ein sanftes Anfahren mit der S-Bahn anfühlt – und nicht etwa wie ein Anfahren einer Zugskomposition, die noch von einer Dampflok gezogen wird.

Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor verbieten?

Rund ein Drittel der CO2-Emissionen geht aufs Konto des Strassenverkehrs. Der Elektromobilität kommt folglich je länger je mehr die Rolle einer Schlüsseltechnologie zu. Was Wunder, wähnte man sich nach Ausstellungsrundgang, Gespräch und Information sowie anschliessender Probefahrt irgendwie in die Zukunft katapultiert. Und das nicht bloss in einem euphorischen Anflug. Nein, vielmehr vom internationalen Zeitgeist inspiriert: Frankreich etwa will den Verkauf von Benzin- und Dieselautos bis zum Jahr 2040 stoppen. Indien will bereits ab 2030 nur noch Elektroautos neu zuzulassen (siehe ee-news.ch vom 13.7.17 >>). Und in Norwegen sollen ab 2025 nur noch emissionsfreie Neufahrzeuge zugelassen werden. Auch am 2. Kandersteger «e-mobility day» lag dieser Esprit irgendwie in der Luft, aber auch Fragen: Wann winken uns saftige Prämien, wenn wir alte und mit fossilen Brennstoffen angetriebene Autos verschrotten und diese gegen neue, saubere Modelle tauschen? Der Fahrkomfort kann das Zünglein an der Waage spielen, ob jemand vom Auto mit Verbrennungsmotor auf ein Elektro- oder Plug-in-Hybrid-Fahrzeug umsteigt.

Bekenntnis der Ausstellungsveranstalter
Das örtliche Wasserkraftwerk, das am 15. Juli ebenfalls besichtigt werden konnte, wurde mit dem Gütesiegel ‹naturemade star› ausgezeichnet, dass für besonders umweltschonend produzierte Energie steht. Die Ferienregion Kandersteg und die hier ansässige Strom- und Wasserversorgung legen laut gemeinsamer Medienmitteilung «grossen Wert auf eine umweltschonende Fortbewegung». In den vergangenen Jahren hätten «die Forschung und Entwicklung rund um die Elektromobilität und deren Integration stark an Dynamik gewonnen». Die Licht- und Wasserwerk AG Kandersteg LWK sei sich der Bedeutung der Nachhaltigkeit beim Transport von Menschen und Gütern bewusst. Wörtlich heisst es in der Medienmitteilung von LWK und Kandersteg Tourismus: «Die Öko-Energie in Kandersteg stammt aus 100% erneuerbaren Energiequellen.» Zum Event eingeladen hatten wiederum die LWK, Kandersteg Tourismus, Grossen-Sport sowie Garagen vorab aus dem Berner Oberland. Begutachten und probefahren durfte man Elektrofahrzeuge der Marken BMW, Tesla, Kia, Hyundai und Ford sowie E-Bikes von Grossen Sport.

©Text: Toni Rütti, Redaktor ee-news.ch, Quelle: «Frutigländer» vom 18. Juli 2017 

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1 Kommentare

Jürgen Baumann

Verbrenner auslaufen lassen: ja bitte. Aber es gibt noch Hausaufgaben für eMobility.

Klassische Tankstellen zeigen deutlich und gross die Preise. Wo sind diese an den Ladestellen? Im Internet? Warum sind sie bei jeder Ladestation anders und eventuell auch Zeit und Energieabhängig, manchmal sogar mit einer "Startgebühr". Auch mal munter kombiniert?
Wer auf Strecke unterwegs ist (z.B. von Zürich nach Trento / Italien) braucht mehrere Abos. Spontanes Laden ist längst nicht überall möglich. Im Internet konkurrieren mehrere Websites mit Ladestationen. Warum?

Wer gerne auch mal einen Pass fährt, weiss. Die Verbrenner sind lahm, stinken und lärmen.
Vielleicht sollten mal Pässe für alle Verbrenner geperrt werden? Und wenn es nur am Wochenende ist ...

Auslaufen der Zulassung neuer Verbrenner? Das Datum 2025 halte ich für realistisch.

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