Mit 61.5 Milliarden US-Dollar, die an US-Börsen angelegt sind, emittiert die Schweizer Nationalbank so viel CO₂ wie die ganze Schweiz. Sie befördert ein Klima-Szenario von +4°C bis +6°C und liegt weitab vom Ziel des Pariser Abkommens

Klimaschutz-Memento: Aufforderung an die Nationalbank aus fossilen Energien auszusteigen

(PM) Die Anlagepolitik der Schweizer Nationalbank (SNB) missachtet das UN-Klimaschutzabkommen von Paris (siehe ee-news.ch vom 21.12.17 >>). Mit einem Klimaschutz-Memento fordern über 135 Persönlichkeiten der Klima-Allianz die SNB anlässlich der GV am 28.4.2017 auf, einen Ausstiegsplan aus fossilen Energien vorzulegen.


Die Investitionen der Nationalbank in Kohle, Erdöl und Erdgas entsprechen dem jährlichen CO₂-Ausstoss der gesamten Schweiz. Mit dem Klimaschutz-Memento fordern 135 Persönlichkeiten aus Natur- und Umweltwissenschaft, aus Wirtschafts-, Rechts- und Finanzwissenschaft, aus Ethik und Nachhaltigkeit, aus Glaubensgemeinschaften, Hilfswerken, Umweltorganisationen sowie aus der Politik die Schweizer Nationalbank (SNB) auf, aus Investitionen in Kohle, Erdöl und Erdgas auszusteigen. Sie werden bis heute unterstützt durch 2700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Online-Petition.

Eine im Dezember veröffentlichte Studie der Artisans de la Transition deckt auf, dass die Nationalbank weiterhin 10.8 Prozent des US-Aktienportfolios in die fossile Industrie investiert (siehe ee-news.ch vom 21.12.17 >>). Diese Anlagen produzieren jährlich einen ähnlich hohen CO₂-Ausstoss wie die gesamte Schweiz.

Hauptaussagen der Studie

  • Die Nationalbank investiert 10,8% ihres US-Aktienportfolios in börsennotierte Unternehmen der fossilen Industrie. Damit generiert sie einen jährlichen Treibhausgas-Ausstoss von 46.5 Millionen Tonnen CO₂eq. Mit diesem US-Portfolio, das 9% ihres Gesamtvermögens entspricht, verdoppelt sie die CO₂-Emissionen der Schweiz.
  • In den drei Jahren von 2013 bis Ende 2015 hat die Nationalbank mit fossilen Anlagen 4 Milliarden Dollars respektive Franken verloren. Verantwortlich dafür sind die sogenannten Carbon Underground 200 (CU200), die 200 Unternehmen mit den grossten Reserven an Kohle, Erdöl und Erdgas, sowie die Schiefergas-Förderer und andere stark in Kohle exponierte Firmen.
  • Für klimakompatible Anlagen steht heute eine Vielfalt an Finanzdienstleistungen zur Verfügung. Damit ist eine Anlagepolitik möglich, die mit den Zielen des Pariser Abkommens, die Temperaturzunahme auf unter 2°C zu begrenzen, vereinbar ist.

Die Empfehlungen der Studie

  1. Bundesrat und Parlament müssen verlangen, dass die Nationalbank ihre Anlagepolitik ändert. So wie sie heute praktiziert wird, missachtet sie das im Nationalbankgesetz vorgegebene Gesamtinteresse des Landes.

  2. Alle Vermögensverwalter, insbesondere die Anlage-Verantwortlichen der Pensionskassen, müssen ihre Exposition in fossile Unternehmen und die entsprechenden Verluste ermitteln. Wie das Beispiel der Nationalbank zeigt, sind die Fehlbetrage bereits erheblich.

  3. Prioritär muss eine Desinvestition aus den im Carbon Underground CU200 erfassten 200 am stärksten fossil ausgerichteten Unternehmen erfolgen. Die Wahrscheinlichkeit einer Änderung und Neuausrichtung der Unternehmenspolitik ist nicht gegeben oder minimal.

Die Unterzeichnenden des Klimaschutz-Memento fordern die SNB auf, die CO₂-Emissionen des gesamten global angelegten Portfolios zu veröffentlichen sowie einen Ausstiegsplan aus fossilen Energien vorzulegen. Sie soll in Zukunft Investitionen in die grössten CO₂-Verursacher ausschliessen. Darunter fallen Unternehmen mit den grössten Reserven an Kohle, Erdöl und Erdgas, Schiefergas-Förderer und andere stark in Kohle investierte Firmen.

«Assemblée des Actionnaires Actifs Positifs»
Die klimaschädliche Anlagepolitik der SNB hat bereits die Aktionärsgruppe «Assemblée des Actionnaires Actifs Positifs» zum Handeln veranlasst. Anlässlich der Generalversammlung vom 28. April fordert sie den Ausschluss der Produzenten fossiler Treibstoffe aus dem SNB-Portfolio.

Die Schweizer Nationalbank investiert weiterhin in die Exploration, Erschliessung und Förderung neuer Vorkommen von fossilen Energien. Die gegenwärtige Anlagepolitik widerspricht damit dem Ziel des Bundesrates, Finanzströme so umzulenken, dass die Begrenzung der Erwärmung auf unter 2°C erreicht wird. Damit missachtet die Nationalbank das Pariser Klimaabkommen von 2015.

Unterzeichnende Persönlichkeiten (Auswahl):

  • Prof. Dr. Christophe Ballif, Directeur du Laboratoire de Photovoltaique, EPFL Lausanne
  • Prof. Dr. Dominique Bourg, Géographie et durabilité, Université Lausanne
  • Marcos Buser, Geologe und Sozialwissenschafter, Experte für Entsorgung und Endlagerung
  • Prof. Dr. Marc Chesney, Head of Dept of Banking and Finance, Universität Zürich
  • Dr. h.c. Remo Galli, Alt-Nationalrat CVP BE, Vorstandsmitglied aquaviva (vorm. Rheinaubund, für dynamische Gewässer)
  • Prof. Dr. Anton Gunzinger, Unternehmer und Dozent Informationstechnologie und Elektrotechnik, ETH Zürich
  • Prof. em. Dr. Heinz Gutscher, Chair ProClim, SCNAT (Akademie der Naturwissenschaften Schweiz), Sozialpsychologie, Universität Zürich
  • Prof. Dr. Janet Hering, Umweltchemie und -Biochemie, Direktorin Wasserforschungsinstitut EAWAG
  • Prof. Dr. Fortunat Joos, Klima- und Umweltphysik, Präsident Oeschger Centre for Climate Change Research, Universität Bern
  • Prof. em. Dr. Wolf Linder, Politikwissenschaften, Universität Bern
  • Dr. phil. Carola Meier-Seethaler, Philosophin und Psychotherapeutin, Buchautorin
  • Rudolf Meyer, Ehrenpräsident Actares, actionnariat responsable/AktionärInnen für nachhaltiges Wirtschaften
  • Monseigneur Prof. Dr. Charles Morerod, Präsident der Schweizerischen Bischofskonferenz, Bischof von Lausanne, Genf, Freiburg. Botschafter der Enzyklika Laudato Si' von Papst Franziskus über die Sorge für das gemeinsame Haus
  • Markus Mugglin, Journalist und Ökonom, Buchautor; Mitglied des Vorstandes der Schweizerischen Gesellschaft für Aussenpolitik SGA / ASPE
  • Prof. em. h.c. Jacques Neirynck, Sciences et techniques de l'ingénieur, EPFL Lausanne, Ancien conseiller national et député au Grand conseil vaudois, PDC
  • Marco Piffaretti, Elektromobilität-Pionier, Owner Protoscar SA "CleanCar Shapers
  • Dr. Kathy Riklin, Nationalrätin CVP, Mitglied Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK-N) und Aussenpolitische Kommission APK-N
  • Dr. Philippe Roch, Ancien directeur de l'Office fédéral de l'environnement, des forêts et du paysage (OFEV)
  • Prof. em. Dr. Hans Ruh, ehem. Direktor Institut für Sozialethik, Universität Zürich, Mitgründer und Präsident BlueValue – Ethikkompetenz für Wirtschaft und Investment
  • PD Dr. Irmi Seidl, Leiterin Wirtschaft- und Sozialwissenschaften Eidg. Forschungsanstalt WSL, Dozentin Ökologische Ökonomik ETH Zürich / Universität Zürich
  • Prof. em. Dr. Jakob Tanner, Forschungsstelle für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Universität Zürich
  • Prof. Dr. Philippe Thalmann, Economie de l'environnement, EPFL Lausanne
  • Dr. med. Martin Vosseler, Initiant PSR/IPPNW Schweiz, Mitgründer sun21, Solarkatamaran-Atlantikquerer
  • Prof. em. Dr. Heinz Wanner, Oeschger Centre for Climate Change Research, Universität Bern
  • Prof. h.c. Dr. Walter Wildi, Géologie, Université de Genève, Experte für Entsorgung und Endlagerung
  • Emil Zopfi, Schriftsteller

Investitionen der SNB in den USA: ein Desaster für Finanzen und Klima
Mit 61.5 Milliarden US-Dollar, die an US-Börsen angelegt sind, emittiert die Schweizer Nationalbank (SNB) so viel CO₂ wie die ganze Schweiz. Sie befördert ein Klima-Szenario von +4°C bis +6°C und liegt weitab vom Ziel des Pariser Abkommens, welches die Erwärmung auf unter 2°C begrenzen will. Statt damit solide Renditen zu erzielen, hat die SNB mit ihren Anlagen in die fossile US-Industrie in drei Jahren 4 Milliarden US-Dollars verloren, wie die im Auftrag der Artisans de la transition von South Pole Group durchgeführten Studie zeigt. Alle 2535 Titel im USA-Portfolio der Nationalbank wurden auf deren CO₂-Emissionen untersucht sowie der Verlauf ihres Wertes vom 1. Januar 2013 bis 31. Dezember 2015 ermittelt.

Weiterführende Informationen

Text: Klima-Allianz Schweiz

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