Die PEM-Anlage produziert nicht nur Wasserstoff, sondern verhindert auch Ausfälle im lokalen Stromnetz, wo Erzeugung und Verbrauch immer im Gleichgewicht bleiben müssen. ©Bild: Greenpeace Energy

Premiere: Regelenergie aus Power-to-Gas-Anlage im lokalen Stromnetz

(PM) Nach einem mehrwöchigen erfolgreichen Testlauf (siehe ee-news.ch vom 8.9.2016 >>) nahm der Windgas-Elektrolyseur der Städtischen Betriebe Hassfurt und des Hamburger Ökoenergieanbieters Greenpeace Energy am 21. Oktober seinen Regelbetrieb auf. Die Anlage am Mainhafen wandelt überschüssigen Strom aus dem nahen Bürgerwindpark Sailershäuser Wald in erneuerbaren Wasserstoff um.


Auch Strom aus aus weiteren Windenergie- und Solaranlagen werden hier umgewandelt. Dieses Verfahren wird Windgas oder Power to Gas genannt. Pro Jahr wird der containergrosse Elektrolyseur eine Million Kilowattstunden des Öko-Gases für die 14‘000 proWindgas-Kunden von Greenpeace Energy ins Gasnetz einspeisen.

Technisches Nueland
„Die Windgas-Technologie ist ein zentraler Baustein für das Gelingen der Energiewende“, sagt Greenpeace-Energy-Vorstand Nils Müller. „Wir betreten heute zugleich technisches Neuland: Denn unser extrem reaktionsschneller Elektrolyseur hilft dabei, sowohl das lokale Stromnetz als auch das übergeordnete Verteilnetz zu stabilieren. In Deutschland und wohl auch weltweit ist dies ein absolutes Novum. Wir tragen so zu einer sicheren Stromversorgung in einer erneuerbaren Energie-Welt bei.“

Der in der fränkischen 14‘000-Einwohner-Stadt eingesetzte 1.25-Megawatt-Elektrolyseur von Siemens gehört zur neuesten Generation: Die PEM-Anlage (PEM = polymer electrolyte membrane) produziert nicht nur Wasserstoff, sondern verhindert auch Ausfälle im lokalen Stromnetz, wo Erzeugung und Verbrauch immer im Gleichgewicht bleiben müssen.

Virtuelles Kraftwerk
Möglich macht das die Steuerungssoftware der Firma Next Kraftwerke, die den Elektrolyseur mit anderen Anlagen zu einem ‚Virtuellen Kraftwerk‘ zusammenschaltet. Binnen Millisekunden reagiert der Elektrolyseur auf Leitsignale und fährt seine Leistung hinauf oder herunter – bietet also Regelleistung zur Netzstabilisierung. Diese Bereitstellung sogenannter Flexibilität auf lokaler wie regionaler Ebene ist derzeit einzigartig – wird aber in Zukunft in einem erneuerbaren Energiesystem unverzichtbar sein.

„Wir gehen als innovatives Stadtwerk bei Windgas und mit neuen Technologien im Dienste der Energiewende voran“, sagt der Hassfurter Stadtwerk-Chef Norbert Zösch bei der Einweihung des Elektrolyseurs. Bislang zögert die Politik, Windgas die nötige Unterstützung zu gewähren. Dabei zeigen Studien, dass Windgas nicht nur im Strombereich unverzichtbar ist, sondern zudem als einzige Technologie die nötigen Kapazitäten bietet, um in Zukunft auch im Verkehrssektor, in der Wärmeversorgung oder in der Chemieindustrie die CO2-Emissionen drastisch zu senken.

Umdenken
Allerdings gibt es erste Anzeichen für ein Umdenken: So äusserte sich inzwischen die Bayerische Staatsministerin für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie, Ilse Aigner, im Interview positiv zur Rolle von Power to Gas (siehe blog.greenpeace-energy.de). Und auch der im Bundeswirtschaftsministerium für Energiethemen zuständige Staatssekretär Rainer Baake, bislang ein Windgas-Skeptiker, betonte erst auf einer Diskussionsveranstaltung der Klima-Allianz in Berlin, „Power to Gas wird immer wichtiger“. Zudem seien Investitionen ins Gasnetz notwendig, denn mit Hilfe von Power to Gas könne Strom darin viel einfacher gespeichert werden als in Batterien, sagte Baake.

Mit Windgas wird Wind- und Sonnenstrom speicherbar: Wenn mehr erneuerbarer Strom produziert als verbraucht wird, kann er dazu verwendet werden, um per Elektrolyse Wasser in Sauerstoff und klimafreundlichen Wasserstoff aufzuspalten. Statt erneuerbare Kraftwerke wie bisher abzuschalten, wenn das Netz deren Energie nicht aufnehmen kann, können die Überschüsse künftig als erneuerbare Gase gespeichert werden – in Form von Wasserstoff oder Methan. So lassen sich selbst in einem vollständig erneuerbaren Energiesystem längere windstille und sonnenarme Phasen von bis zu drei Monaten überbrücken. Die notwendige Kapazität für Versorgungssicherheit bei solchen „Dunkelflauten“ bietet in Deutschland einzig die Windgas-Technologie, die das normale Gasnetz samt seinen unterirdischen Lagern als Speicher nutzt.

Weitere Informationen >>

Text: Greenpeace Energy eG

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