Die MS 2017 wird aus rund 6000 individuell zugeschnittenen Stahlblechen gebaut. Hier ein Blick in die Werft. ©Bild: Beat Brechbühl

MS 2017: Ein Schiff ist eigentlich ein Haus

(HSLU) Das Fahrgastschiff MS 2017 soll in gut zwei Jahren auf dem Vierwaldstättersee unterwegs sein – und dies möglichst energieeffizient. Am Bau sind deshalb auch Ingenieure der Hochschule Luzern – Technik & Architektur beteiligt, die ihr Knowhow aus der Fassaden- und Gebäudetechnik einbringen. Das Ziel ist, den Energieverbrauch gegenüber herkömmlichen Schiffen um 20 Prozent zu senken.


Für die Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees (SGV) baut die Shiptec AG in Luzern derzeit ein Fahrgastschiff für 1000 Passagiere. Mit an Bord sein werden innovative Extras für die Passagiere, wie etwa ein Raum mit Unterwasser-Fenstern und eine Terrasse mit Seewasser-Fussbad. Auch punkto Energieeffizienz soll die MS 2017 ein Flaggschiff werden. Dafür arbeitet die Shiptec AG eng mit Ingenieuren der Hochschule Luzern zusammen.

Wärmespeicher und CO2-Sensoren für die Lüftung
Das Ziel ist, den Energieverbrauch gegenüber herkömmlichen Schiffen um 20 Prozent zu senken. Dazu gehört nicht nur der Hybrid-Motor, auch die Gestaltung der Schiffshülle und die Technik sollen dazu einen wesentlichen Beitrag leisten. «Ein Schiff ist ja eigentlich nichts anderes als ein schwimmendes Haus», sagt Urs-Peter Menti, Leiter des Zentrums für Integrale Gebäudetechnik (ZIG) der Hochschule Luzern. So haben er und sein Team diesmal nicht für ein Gebäude, sondern für ein Fahrgastschiff eine exakte Simulation des Energieverbrauchs gemacht. Sie diente dazu, die technischen Systeme genau zu dimensionieren. Zur «Gebäudetechnik» des Schiffs gehört beispielsweise ein Wärmespeicher, der es ermöglicht, die Wärme der Motoren länger zu nutzen. Nach dem Abstellen der Motoren kann die MS 2017 noch rund eineinhalb Stunden mit dieser Wärme geheizt werden. Wenn das Schiff beispielsweise als Party-Lokal genutzt wird und am Ufer bleibt, kann die Heizung auf diese Energie zurückgreifen. Die Ingenieure haben auch eine Lüftung ins technische System integriert, die mittels CO2-Sensoren gesteuert wird. Sie sorgt immer dann für Frischluft, wenn die Luftqualität in den Innenräumen sinkt.

Weniger Wärmebrücken
Auch die Grundkonstruktion der «MS 2017» unterschiedet sich von normalen Schiffen. So werden die Innenräume nicht mit durchgehenden Stahlwänden mit ausgeschnittenen Fenstern gebaut, sondern mit einer Gerüstkonstruktion. An deren Detailgestaltung, insbesondere an der Dämmung, hat das Kompetenzzentrum Fassaden- und Metallbau der Hochschule Luzern stark mitgewirkt. Mit dieser Lösung entstehen weniger Wärmebrücken, weniger Energie geht ungenutzt verloren.

Blick in die Werft
Die MS 2017 wird aus rund 6000 individuell zugeschnittenen Stahlblechen gebaut. Am Samstag, 21. November 2015, können Interessierte die Werft besuchen, in der das neue Fahrgastschiff gefertigt wird. Aus Sicherheitsgründen darf sie am Tag der offenen Tür nur mit Führung betreten werden. Anmeldungen sind ab September auf www.lakelucerne.ch möglich.

Text: Hochschule Luzern (HSLU)

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1 Kommentare

Jürgen Baumann

Das ist sicher ein weiterer Fortschritt die Klimabelastung durch den Schiffsverkehr zu entlasten. Ein weiterer Schritt könnte die Umstellung auf elektrische Antriebe sein. Ein solches Beispiel wurde in Norwegen bei einer Fähre verwirklicht. Auch in der Schweiz gibt es mehrere Fähren die elektrisch unterwegs sein könnten - und notabene der derzeit leidenden Wasserkraft helfen.
siehe URL: http://energieinitiative.org/elektrische-faehre-in-norwegen-schifffahrt-mit-strom/

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