Bereits mit der Ausserbetriebnahme nimmt das Gefährdungspotential ab, weil der Reaktor nicht mehr unter Druck steht. ©Bild: Stilllegungsflyer BKW

AKW Mühleberg: Stilllegung kostet CHF 800 Mio. und dauert 15 Jahre

(©ee-news/BKW) Die BKW informierte gemeinsam mit dem Kanton Bern, dem Bundesamt für Energie (BFE) und der Aufsichtsbehörde Ensi am Abend vom 3. März 2015 die Bevölkerung der Region Mühleberg über die Stilllegung des AKW Mühleberg. Die BKW plant das KKM bis spätestens Ende 2019 zu betreiben. Danach beginnt die 15 Jahre dauernde Stilllegung.


Rund 450 interessierte Personen aus Mühleberg und Umgebung wohnen dem ersten von drei öffentlichen Informationsanlässen zur Stilllegung des AKW Mühleberg bei. BKW CEO Suzanne Thoma, Regierungspräsidentin Barbara Egger-Jenzer, BfE-Direktor Walter Steinmann und Ensi-Direktor Hans Wanner informieren die regionale Bevölkerung über das Verfahren, den Ablauf und die Aufsicht der Stilllegung. Sie gehen zudem auf Fragen der Anwesenden ein. Die Berner Regierungspräsidentin erklärte, dass die Sicherheit «oberste Priorität» habe. Zwar sei der Kanton Bern nicht für die Stilllegung verantwortlich, aber als Standortkanton stark betroffen.

Erste Stilllegung
Das AKW ist das erste kommerziell betriebene Kernkraftwerk der Schweiz, welches stillgelegt wird. Die BKW rechnet damit, dass die Arbeiten nach 15 Jahren abgeschlossen sein werden. Dabei setzt die BKW auf die schwierigere Variante: Eine Alternative wäre der «sichere Einschluss» gewesen: die Brennelemente entfernen und dann die Hülle für 50 Jahre stehen lassen. Die Aufsichtsbehörde Ensi gab jedoch dem direkten Rückbau den Vorzug, da dieser technisch erprobt sei und dem Personal Perspektiven ermögliche und erlaube, eine solide Kostenberechnung, so BKW CEO Suzanne Thoma.

Für die Bevölkerung der Region Mühleberg finden zwei weitere öffentliche Anlässe statt; am 11. März 2015 in Detligen und am 25. März 2015 in Uettligen. Das Interesse seitens der Bevölkerung ist gross. Insgesamt haben sich 1000 Personen für die drei Anlässe angemeldet. Sie sind damit ausgebucht. Danach – wenn das verbleibende radioaktive Material abtransportiert, und der Abbruch der Gebäudehülle fertig gestellt ist – kann das Areal neu genutzt werden.



Die drei Phasen der Stilllegung:
Die BKW hat im Oktober 2013 entschieden, das Kernkraftwerk Mühleberg (KKM) bis 2019 zu betreiben und danach endgültig ausser Betrieb zu nehmen.

Nach der Ausserbetriebnahme
Nach der endgültigen Ausserbetriebnahme finden vorbereitende Arbeiten für den Rückbau statt. Hauptstossrichtungen dieser Arbeiten sind Abtransport der Brennelemente, Dekontamination von Systemen und Vorbereitung des Rückbaus. Die frühzeitige und sorgfältige Dekontamination von Systemen findet statt, um die Strahlenbelastung für Mitarbeitende und Umwelt während der Rückbauarbeiten tief zu halten. Bis alle Brennelemente soweit abgekühlt sind, dass sie in speziellen Transportbehältern ins zentrale Zwischenlager in Würenlingen (Zwilag) gebracht werden können, wird es rund fünf Jahre dauern. Dort werden sie bis zur Inbetriebnahme des geologischen Tiefenlagers zwischengelagert. Eine vorbereitende Arbeit für den Rückbau ist beispielsweise der vorgesehene Umbau des Maschinenhauses in ein Zentrum für Materiallogistik und Dekontamination.

Der Rückbau
Der Rückbau startet, wenn die vom Bundesamt für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) ausgestellte Stilllegungsverfügung in Kraft tritt. Diese basiert auf dem vorgängig eingereichten Stilllegungsprojekt, welches den Ablauf der Arbeiten beschreibt. Während rund acht Jahren werden die nuklearen Systeme wie der Reaktordruckbehälter demontiert. Stark strahlende Anlageteile werden mit Robotertechnik ferngesteuert demontiert und zerlegt. Das radioaktive Material wird im Anschluss daran nach Materialart sortiert, falls möglich dekontaminiert und freigegeben. Die verbleibenden radioaktiven Abfälle werden tiefenlagergerecht verpackt (KKM aktuell vom 19. Juli 2013 >>) und ins Zwilag transportiert.

Nach Abschluss dieser Arbeiten werden die verbleibenden Gebäude freigemessen und zurückgebaut, sofern sie nicht später noch genutzt werden können. Dies beträfe insbesondere Büro- und Verwaltungsgebäude, möglicherweise auch die Werkstätten.

Stilllegungsziel
Nach Abschluss der Stilllegung wird auf dem Gelände des AKW Mühleberg keine Radioaktivität mehr messbar sein, die über die natürlichen Werte hinausgeht. Ziel der Stilllegung ist die anderweitige Nutzung des Kraftwerkareals. Naturnahe Nutzung oder auch ein neuer Industriestandort sind denkbare Szenarien.

Sicherheit während der Stilllegung
Die Sicherheit hat auch während der Stilllegung Priorität. Dafür steht die BKW ein. Bereits mit der Ausserbetriebnahme nimmt das Gefährdungspotential ab, weil der Reaktor nicht mehr unter Druck steht. Mit dem Fortschreiten der Arbeiten wird die radiologische Gefährdung kontinuierlich reduziert. So haben nach dem Abtransport der Brennelemente 98 Prozent des nuklearen Materials das KKM verlassen. Wie der Betrieb eines Kernkraftwerks, findet auch die Stilllegung unter behördlicher Aufsicht statt, welche unter anderem die Einhaltung von Grenzwerten überwacht. Die heutige (Filter-)Technik ermöglicht es, dass die Emissionen, die durch die Demontagearbeiten verursacht werden, nicht höher sind, als diejenigen des Leistungsbetriebs.

Die Kosten der Stilllegung
Die Kosten für die Stilllegung belaufen sich nach heutigem Kenntnisstand auf rund 800 Mio. CHF. Die Kosten für die Entsorgung veranschlagen weitere 1.8 Mia. CHF. Alle Kernkraftwerksbetreiber tätigen Rückstellungen und zahlen in zwei vom Bund überwachte Fonds ein, die für die Stilllegung der Kernkraftwerke und die Entsorgung der radioaktiven Abfälle geäufnet werden. Die Kosten der Stilllegung sind damit gedeckt.

Video und Informations-Flyer zur Stilllegung >>

Text: ©ee-news und BKW

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