Dr. Rüdiger Paschotta: "Eine Energiesparlampe darf nur so viel Quecksilber enthalten wie 5 kg Thunfisch, seit 2012 sogar nur 3,5 kg, wobei das Methylquecksilber im Thunfisch weitaus giftiger ist als das metallische Quecksilber in der Lampe."

Energiesparlampen: Neue Quecksilber-Hysterie

(©RP) Ende Mai kommt der österreichische Film "BulbFiction" in die  deutschen Kinos. Schon die Vorankündigungen, etwa ein völlig unkritischer Beitrag der renommierten Fernsehsendung titel thesen temperamente (ttt), verbreiten unter Laien Angst und Schrecken betreffend dem Quecksilber in Stromsparlampen.

Insbesondere wird der Eindruck erweckt, es drohe denen, die Energiesparlampen einsetzen, eine schwere Quecksilbervergiftung, wenn ihnen auch nur eine der Lampen im Haus zerbricht.

Soviel wie 5 kg Thunfisch

Es wird ein Fall in Bayern präsentiert, der dies angeblich exemplarisch zeigt. Eine einfache Rechnung zeigt aber, dass die Quecksilber in einer Lampe schwerlich ausreicht, um eine akute oder chronische Vergiftung zu verursachen oder gar ein ganzes Haus zu verseuchen. Instruktiv ist auch der folgende Vergleich: Eine Energiesparlampe darf nur so viel Quecksilber enthalten wie 5 kg Thunfisch, seit 2012 sind es sogar nur 3,5 kg, wobei das Methylquecksilber im Thunfisch weitaus problematischer ist als das metallische Quecksilber in der Lampe.

Für den genannten konkreten Fall in Bayern bestehen merkwürdige Unklarheiten. Es ist nicht einmal zu erfahren, ob dort tatsächlich nur wenige Milligramm Quecksilber ins Haus gelangten oder wesentlich mehr (womöglich aus einer anderen Quelle). Vorerst kann aus diesem Fall nichts Konkretes geschlossen werden.

Keine Stellungnahme des Filmproduzenten

Ebenfalls wird behauptet, die EU stütze sich mit dem "Glühlampenverbot" auf eine wissenschaftlich völlig unseriöse Studie. Auch diese Vorwürfe lösen sich bei näherer Betrachtung in Luft auf, und der sie im Film stützende Wissenschaftler kommt bislang der Aufforderung, sie konkret zu begründen, nicht nach, sondern antwortet einfach nicht mehr. Auch eine Stellungnahme vom Filmproduzenten oder den Redakteuren bei titel thesen temperamente war bislang nicht zu bekommen.

Völlig unplausibel ist im Übrigen die Behauptung, eine Hersteller-Lobby habe die Einführung dieser Lampen gegen die Interessen der Bevölkerung durchgedrückt; eine ganze Reihe grosser Umweltorganisationen müsste dann Teil dieser Verschwörung sein.

Vermutlich erste genaue Analyse
Die vermutlich erste genauere Analyse dieser Panikmache ist zu lesen unter http://www.energie-lexikon.info. Diese Seite wird zur Zeit weiter aktualisiert, wenn neue Informationen eingehen - beispielsweise auch Reaktionen von den Verantwortlichen. Bislang hat noch niemand Verantwortung für die gemachten Fehler übernommen, ausser dass der ttt-Beitrag aus der ARD-Mediathek verschwand.

Zum detaillierten Artikel auf energie-lexikon.info >>

©Text: Dr. Rüdiger Paschotta, Physiker und Autor des RP-Energie-Lexikons

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6 Kommentare

Werner

Auch wenn die Energiesparlampen völlig ungiftig wären, haben sie grosse Nachteile - sie sind teuer, halten nicht lange, brauchen lange bis sie ordentlich leuchten, vor allem in der Kälte funktionieren sie nicht ordentlich, sie müssen als Sondermüll entsorgt werden. Auch die Energieersparnis ist relativ, vor allem im Winter ist die Wärme, die eine normale Glühbirne in einem Haus abgibt ja nicht verloren wenn man sowieso heizen muss. Ich kaufe jedenfalls keine mehr, gute LED Lampen sind nach meiner Erfahrung besser. Das Verbot der Glühlampe ist meiner Meinung nach nur eine Abzocke der Konsumenten. Die geplante Obsoleszenz bei Glühlampen ist bewiesen, das Lampenkartell Phönix ist eine Phantasie.

s.vazaha

Ja wie kommt denn das Quecksilber in die Thunfische? Und wo sammelt sich denn das Quecksilber von Milliarden Energiesparlampen wenn nicht in unserer Nahrungskette? Kann uns Dr. Paschotta auch ausrechnen, wann es soweit ist, dass uns eine Portion Thunfisch umbringt?

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