Der CO2-Gehalt von Atomstrom

Immer wieder führt die Atomlobby das Klimaargument ins Feld: Atomstrom produziere gar weniger CO2 als Sonnen- und Windstrom. Doch ihr Anteil an der globalen Energieversorgung ist mit 2,5% viel zu klein - neue AKW würden das Weltklima also sowieso nicht retten.

Wieviel des schädlichen Treibhausgases im Atomstrom tatsächlich enthalten ist, hängt von der konsultierten Studie ab. Grundsätzlich lassen sich die Studien in zwei Gruppen teilen. Die einen berücksichtigen den gesamten Uranzyklus und die damit verbundenen CO2-Emissionen. Dazu gehört etwa der Abbau, der in den nächsten Jahrzehnten, um einiges Energie- und deshalb auch CO2-intensiver wird, denn Uran ist endlich und das Gestein enthält immer weniger Uran. Dazu kommen der Transport, die Aufbereitung wie auch der Rückbau der Anlagen und Lagerung der Abfälle. Die anderen Studien berücksichtigen nur Teile dieser Kette.

CO2-Ausstoss zwischen 3-230 Gramm pro Kilowattstunde

Das äusserst breite Spektrum hat das Bundesamt für Energie BFE in der «BFE Literaturübersicht Kernenergie 2009» zusammengestellt. Das absolute Minimum berechneten Vorspools et al. (2000) mit 3 Gramm Kohlendioxid pro Kilowattstunde (g/kWh) Atomstrom. Interessant: Das AKW Beznau hatte 2008 eine Klimabilanz präsentiert, in der von 3,04 g/kWh die Rede ist - die Zahl musste erst kürzlich revidiert werden. Die Urankette ist komplex und intransparent, anscheinend kennt sie die Axpo selber nicht (siehe Medienmitteilung der Axpo unten). Ebenfalls wenig realistisch sieht es das Nuklearforum, das von einem Wert von 8 g/kWh ausgeht (Berechnung: Paul-Scherrer-Institut). Storm van Leeuwen et al. (2007) berechnete einen Kohlendioxid-Gehalt von Atomstrom von 139,1 g/kWh. Einen der höchsten Werte errechnete die WISE-Studie mit 230 g/kWh.

Uran reicht noch für rund 65 Jahre

Für eine saubere Berechnung der CO2-Belastung von Atomstrom muss selbstverständlich die ganze Kette berücksichtigt werden. Dazu gehört die Förderung der Rohstoffe, der Transport, Bau, Rüchbau und Unterhalt eines Atomkraftwerks sowie die Verteilung des Stroms. Die Schweizerische Energie-Stiftung stützt sich deshalb auf einen Wert von ca. 100 g/kWh Atomstrom. Denn eines ist klar: Die Emissionen pro Kilowattstunde werden zukünftig noch massiv zunehmen, denn der Abbau des Urans wird immer energieintensiver werden. Auch interessant: Nach aktuellen Angaben der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) und der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) gibt es weltweit etwa 4,7 Millionen Tonnen wirtschaftlich abbaubare Vorkommen von Uran. Diese Vorräte reichen beim gegenwärtigen Jahresverbrauch noch etwa 65 Jahre.

Quelle: Schweizerische Energiestiftung SES, www.energiestiftung.ch

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2 Kommentare

Redaktion

Es handelt sich hier um einen Beitrag vom Februar 2010 (siehe oben links unter dem ee-news Logo). Damals war das Layout von ee-news noch anders. Der Axpo-Link unten am Artikel wird automatisch generiert und stammt aus diesem Jahr.

Jürgen Baumann

Im Text steht hier folgendes: " anscheinend kennt sie die Axpo selber nicht (siehe Medienmitteilung der Axpo unten)."

Unten ist eine Meldung der Axpo zur Wertberichtigung des Pumpspeicherwerk Linth-Limmern.
In dieser Pressemitteilung steht nichts zu Emissionen aus AKW.
Oder verstehe ich hier etwas falsch?

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