Energiezentrale (blau) mit dem Blockheizkraftwerk auf einer Kläranlage. Die Kläranlage Morgental hat die Präqualifikation von Swissgrid bestanden und kann nun Sekundärregelleistung an den Alpiq-Regelpool verkaufen. ©Bild: AVM

Pumpen im Pumpwerk Schönau. Bei den Wasserversorgungen können vor allem die grösseren Pumpen, durch kurzfristigen Teillastbetrieb für den Lastausgleich eingesetzt werden. ©Bild: WVRB.

Regelpooling: Kläranlagen gleichen Stromschwankungen aus

(PM) Mit dem Leuchtturmprojekt „Regelpooling mit Infrastrukturanlagen“ von Infrawatt konnte erstmals ein virtuelles Kraftwerk für die Bereitstellung von Sekundärregelenergie mit Kläranlagen in die Praxis umgesetzt werden. Damit eröffnen sich neue Möglichkeiten, die schwankende Stromproduktion der erneuerbaren Energien auszugleichen.


Der Anteil neuer erneuerbarer Energien an der Gesamtstromerzeugung wird nach der Annahme der Energiestrategie 2050 verstärkt ansteigen. Die relevanten Erzeugungstechnologien Wind- und Sonnenenergie weisen zeitlich eine stark schwankende Stromproduktion auf, die nur begrenzt speicherbar ist. Die Versorgungssicherheit mit elektrischer Energie erfordert jedoch aus physikalischen Gründen jederzeit eine ausgeglichene Bilanz von Stromverbrauch und -erzeugung. Diese Stabilisierung wird von Swissgrid auch mittels Einsatz von Regelleistung erreicht, welche heute v. a. von Laufwasser- und Speicherkraftwerken bereitgestellt wird.

Bestehende Anlagen nutzen
Im Rahmen des Leuchtturmprojektes Regelpooling mit Infrastrukturanlagen konnte der Verein Infrawatt mit Spezialisten der Alpiq AG und der Ryser Ingenieure AG aufzeigen, dass Kläranlagen und Wasserversorgungen vermehrt zur sicheren Stromversorgung durch Verschiebung ihrer Lasten beitragen können. Es können sowohl last- als auch erzeugerseitige Flexibilitäten zur Verfügung gestellt werden. Interessant daran ist, dass bestehende Anlagen genutzt werden können und dadurch keine grossen Investitionen getätigt oder freie Flächen verbaut werden müssen. Bei den Wasserversorgungen können vor allem die grösseren Pumpen, auf den Kläranlagen die Blockheizkraftwerke, durch kurzfristigen Teillastbetrieb für den Lastausgleich eingesetzt werden. Dabei geht keine einzige Kilowattstunde verloren.

Selbst nutzen oder einbringen?
Diese Flexibilität kann selbst genutzt werden, wie es der Wasserverbund Region Bern AG oder das Klärwerk Werdhölzli ERZ machen und damit von tieferen Leistungstarifen profitieren. Diese Lastverschiebungen können Infrastrukturanlagen zukünftig aufgrund der Ergebnisse des Leuchtturmprojektes aber auch als Systemdienstleistung über ein Regelpooling ins nationale Stromnetz einbringen. Die Betreiber der Anlagen können von einer angemessenen Marktprämie für diese Dienstleistung profitieren, ohne dass ihr Betrieb negativ beeinflusst wird.

Am Leuchtturmprojekt haben sich diverse Kläranlagen und Wasserversorgungen beteiligt und die Möglichkeiten einer Lastverschiebung prüfen lassen. Die vier Kläranlagen Morgental, Fällanden, Altenrhein und Worblental sind einen Schritt weitergegangen. Sie haben im November 2016 die Präqualifikation von Swissgrid bestanden und können nun insgesamt rund 1'000 kW Sekundärregelleistung (SRL+/-) an den Regelpool von Alpiq verkaufen. Damit haben die Betreiber eindrücklich bewiesen, dass diese Innovation auf bestehenden Infrastrukturanlagen machbar ist und sie einen Beitrag zum Ausgleich der Stromlasten zu leisten vermögen. Damit kann auch vermehrt Solar- und Windstrom besser ins Stromnetz integriert werden, ganz im Sinne der Energiestrategie des Bundes. Die Entwicklungen zur Anbindung der einzelnen Anlagen an den Regelpool und die Erfahrungen aus dem Projekt möchten die beteiligten Firmen in Zukunft weiter ausbauen und zusätzliche Infrastrukturanlagen marktgerecht einbinden.

Text: Infrawatt

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