David Galeuchet auf dem Eyecatcher, dem E-Motorrad, Speicher und Fahrzeug in einem. ©Bild: Anita Niederhäusern

Solarmarkt: Online-Shop und fahrende Speicher

(©AN) Solarmarkt bleibt auf Kurs, auch dank Solarspeicher und Smarthome. Ab Herbst gibt’s einen neuen Online-Shop für die Solarmarktpartner. „Und wir nehmen auch das Thema Elektromobilität auf“, freut sich David Galeuchet, Leiter Marketing von Solarmarkt. Ein Standgespräch am 23. Juni anlässlich der Intersolar Europe in München.


Wir haben uns zum letzten Mal an der Intersolar 2015 getroffen. Wie waren die letzten 12 Monate?


2015 war ein sehr ein gutes Jahr! Mit 330-340 Megawatt Photovoltaikzubau hat die Branche gezeigt, was sie kann. Solarmarkt konnte sich gut platzieren, auch wir sind mit dem Geschäftsjahr 2015 sehr zufrieden.

Und 2016?

Da ist der Markt sehr herausfordernd. Das wird deutlich schwieriger.

Bereits ab Anfang
2016, oder waren die ersten Monate noch gut?

Wir haben den Rückgang insbesondere bei den Grossprojekten bereits von Anfang Jahr gespürt. Aufgrund der fehlenden Einnahmen im Fonds der Kostendeckenden Einspeisevergütung gab es einen direkten Rückgang. Bei den Einfamilienhäusern blieb das Volumen auf dem Niveau 2015. Aber bei Grossprojekten und im Projektgeschäft sind die Bedingungen herausfordernd. Ich gehe davon aus, dass der Schweizer Markt im Vergleich zu 2015 eine deutliche Einbusse erfahren wird.

Und 2017?


Auch hier sehen wir ähnliche Schwierigkeiten wie 2016. Solange das Energiegesetz nicht in Kraft ist, sind wir gefordert. Ein positives Zeichen erwarten wir indes am 19. Juli vom Bundesrat: Die erste Tranche von 50 Millionen Franken für die Einmalvergütung ist ja bereits aufgebraucht. Nun rechnen wir damit, dass der Bundesrat die zweite Tranche von 50 Millionen Franken freigeben wird, dies aufgrund der Anhebung des Netzzuschlags auf 1.5 Rappen pro Kilowattstunde. Leider haben viele Interessenten, aber auch Marktteilnehmer den Stopp bei der Einmalvergütung als Zeichen aufgefasst, dass sie als Instrument in Frage gestellt ist. Das hat die Branche verunsichert.

H
aben Sie darauf direkt Rückmeldungen erhalten?

Genau, wir wurden darauf angesprochen, viele dachten, jetzt sei Schluss mit der Einmalvergütung. Doch dem ist nicht so, das Bundesamt für Energie hat uns versichert, dass das Instrument weitergeführt wird. Das wird sicher dem Markt helfen, denn die Einmalvergütung ist ein Supertool, aber leider auf 30 kW limitiert. Die grossen Zubaumengen, die uns Grossanlagen ermöglichen, sind damit allerdings nicht zu erreichen. Die Kombination aus der blockierten KEV und der Limitierung der Einmalvergütung auf 30 kW führt dazu, dass die Marktaussichten für 2017 nicht die besten sind.

Was
heisst das für Sie als Solarmarkt?

Wir müssen als Grosshändler andere Wege gehen und neue Modelle entwicklen. Im Einfamilienhaus ist der Speichermarkt jetzt in der Schweiz gut angelaufen. Hier können wir gute Zahlen realisieren, sicher auch dank der Powerwall von Tesla, die uns die Türe für viele Projekte öffnet.

Haben Sie
die Powerwall von Tesla auch im Angebot oder meinen Sie die Kommunikation allgemein zu den Möglichkeiten der Speicherung?

Einerseits hat uns der Wirbel um die Powerwall von Tesla geholfen, andererseits sind wir Tesla-Powerwall-Distributor. Wir haben rund 120 Installateure für die Powerwall geschult. Die Powerwall i kann bisher allerdings nur 1-phasig angeschlossen werden., Ab September soll aber ein 3-phasiger Wechselrichter zur Verfügung stehen, was zu deutlich höhere Absatzzahlen führen wird.

Alle anderen Speicher, die Sie im Angebot haben, sind 3-phasig?


Genau, alle anderen sind 3-phasig. Wir bieten sowohl DC- wie auch AC-gekoppelte Systeme an. DC-Systeme eignen sich speziell für den Neubau, wenn auch eine Photovoltaikanlage realisiert wird. Hier wird der Solarstrom direkt ohne Wandlung gespeichert, was effizienter ist und Kosten spart, da ein Wechselrichter eingespart werden kann. Falls die Photovoltaikanlage schon realisiert ist, können AC-Systeme flexibler nachgerüstet werden.


Der Trend, Solarstrom zu speichern, scheint richtig in Schwung gekommen zu sein?

Ja, das zeigen unsere Verkaufszahlen. Und ab der Messe Bauen und Modernisieren, die Ende August in Zürich stattfindet, werden wir noch einen „fahrenden“ Speicher im Angebot haben, das Elektromotorad Johnhammer, das Sie gleich da drüben sehen (siehe auch Bild links oben).


Wie hoch sind seine Leistung und Reichweite?

Die Leistung beträgt 12.7 kW und die Reichweite 200 Kilometer. Und es kann mit einem 125-er Fahrausweis gefahren werden. Seine Batterie kann zwar noch nicht bi-direktional betrieben werden, aber wir sind mit dem Hersteller daran, hier eine Lösung zu finden, damit sie geladen und entladen werden kann. Dann rechtfertigt sich der Preise erst recht!


Was kostet der Flitzer denn?

25‘000 Euro. Aber sie werden ihn als Speicher und als Fahrzeug einsetzen können. Ein vergleichbarer Speicher kostet 15‘000 Euro. Der Motorrad-Anteil kostet also noch 10‘000 Euro, das passt, das entspricht dem Niveau eines durchschnittlichen Motorrads. Natürlich erreichen wir damit nicht die Harley-Fahrer, aber er ist ein Hingucker. Wir wollen damit ein neues Kundensegment ansprechen. Wir haben eine gelbe Version bestellt, natürlich im Solarmarkt-Gelb. Aber die Kunden können ihn in der Farbe bestellen, die sie möchten. Gerade für unsere Installateure, die lokal unterwegs sind, ist das E-Motorrad eine ideale Werbefläche, ein richtiger Blickfang! Vor allem im Vergleich zu einem Tesla, da ist die Dichte in der Schweiz bereits so hoch, dass kaum einer mehr hinguckt. Ab dem Herbst kann man den Flitzer bei uns Probe fahren!

Hans Hammerschmid, der Entwickler, ist ein Visionär. Er sagt ganz klar, Mobilität darf nicht zweispurig sein, dafür haben wir nicht den Platz, wir müssen auf einspurige Mobilität setzten, weil wir damit sehr viel mehr Gefährte aneinander vorbeibringen. Wir haben übrigens hier am Stand einen Wettbewerb, bei dem eine Tagesfahrt mit dem E-Motorrad gewonnen werden kann.

Hat die Anzahl der Installateure, die Solarmarkt-Partner sind, abgenommen,
weil viele Energieversorger Installateur-Unternehmen aufgekauft haben?

Nein, wir konnten keinen rückläufigen Trend feststellen. Einerseits ist der Marktrückgang beim Zubau ja erst seit kurzem zu spüren und es gibtimmer noch Unternehmen, die neu in den Photovoltaikbereich einsteigen. Unsere Zahlen sind sehr stabil. Andererseits zählen auch Energieversorger zu unseren Kunden. Natürlich passen wir unsere Geschäftsmodelle an die Konzentration in der Branche an. Doch wir finden auch Wege und Strategien, um den Energieversorgern gute Partner zu sein.

Wie sieht es mit dem Schulungsprogramm für Ihre Installateure aus?


Das haben wir bedeutend ausgebaut. Insbesondere bei den Themen Speicherung und Smarthome ist der Informationsbedarf sehr hoch, unser Angebot wird genutzt. Auch im zweiten Halbjahr setzen wir die Schulungen fort. Über das ganze Jahr werden es über 40 Schulungen sein, an denen zwischen 16 und 24 Installateure und Planer teilnehmen, je nachdem, ob die wir für die Kurse PCs brauchen oder nicht. Und oft müssen wir die Interessenten auf den nächsten Kurs vertrösten.

Vor einem Jahr haben wir insbesondere von Speichern gesprochen,
Smarthome war noch kein Thema

Die Nachfrage für Smarthome-Anwendungen hat deutlich zugenommen. Wir merken, dass sich hier der klassische Installateur, der nur PV-Anlagen baut und sich nicht weiterentwickeln will längerfristig in dem Segment nicht halten können wird. Die Arbeit wird immer technischer, immer mehr IT-Know-how ist nötig, weil viel mehr Schnittstellen einbezogen werden. In der jetzigen Phase geht es noch darum, die Hauptenergieverbraucher einzubeziehen und sie für den Kunden zu visualisieren. So bekommt er eine Beziehung zu seinem Stromverbrauch. Der nächste Schritt wird ganz klar die Hausautomation sein, die mitintegriert wird. Beim Neubau wird das selbstverständlich und beim Altbau werden Teilautomationen immer öfter die Regel sein.

Wie halten Sie Ihre Installateure weiter bei
der Stange?

Ab Herbst gehen wir mit einem neuen Webshop für die Installateure online. Der erste Schritt ist das solar.pro.tool, das den Kunden schon zur verfügung steht. Damit kann der Installateur die ganze PV-Anlage von der Unterkonstruktion bis zum Wechselrichter und den Ertragsberechnungen erstellen. Die benötigten Produkte können dann direkt dem Shop übermittelt werden und so einfach eine Offerte generiert werden. Die Verfügbarkeit der Produkte wird mit einem Ampelsystem angezeigt und die individuellen Preise werden einbezogen. Damit gewinnen unsere Partner zeitlich an Flexibilität und können ihre Aufträge schneller erstellen. Wir freuen uns sehr auf die Lancierung!


Intersolar Europe Special
ee-news.ch führte an der Intersolar Europe vom 22.-24. Juni 2016 in München Standgespräche mit Schweizer Ausstellern. Hier weitere Interviews sowie der Kommentar von Anita Niederhäusern, leitende Redaktorin ee-news.ch, auf einen Blick:

©Interview: Anita Niederhäusern, leitende Redaktorin ee-news.ch

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