Der Entscheid der Nationalbank, den Wechselkurs des Frankens zum Euro freizugeben, bedeutet für die Waldbesitzer und die Hersteller von Schweizer Holzprodukten eine existentielle Herausforderung. ©Bild: Michael Meuter, Zürich

Lignum: Frankenschock für Wald und Holz – die Branche schlägt Alarm

(PM) Der Fall der Franken/Euro-Untergrenze trifft die Schweizer Waldbesitzer und Hersteller von Holzprodukten mit voller Wucht. Zahlreiche Arbeitsplätze im ganzen Land sind gefährdet. Eine Drosselung der Holznutzung führt unweigerlich zu einer Verschlechterung der Waldpflege. Die Branche ergreift Selbsthilfemassnahmen. Sie ist jedoch dringend auf bessere Rahmenbedingungen angewiesen.


Viele der rund 12'000 Stellen in der Waldwirtschaft und in der Rohholzverarbeitung sind seit dem Fall der Franken/Euro-Untergrenze Mitte Januar direkt gefährdet. Nicht nur die Ertragsverluste im Export sind kaum mehr zu verkraften. An die Wand drückt die Branche vor allem die Importkonkurrenz aus dem Euroraum: Gegen Bauprodukte, die im Vergleich zu 2009 bis zu 40% billiger geworden sind, haben die Schweizer Anbieter, deren Kosten allesamt in Franken anfallen, keine Chance.

Standortgebundene Branche
Die Wald- und Holzwirtschaft ist standortgebunden und kann kaum von günstiger gewordenen Vorleistungen aus dem Euroraum profitieren. Bei uns drohen deshalb Werksschliessungen in der holzverarbeitenden Industrie sowie ein Abbau bei den Forstbetrieben und Einschlagsunternehmern. Damit ist die Waldpflege in Frage gestellt. Mittelfristig ist nicht nur die Stabilität und Multifunktionalität des Schweizer Waldes gefährdet, sondern auch dessen Widerstandsfähigkeit gegenüber den Folgen des Klimawandels.

Die Branche zieht alle verfügbaren Register der Selbsthilfe – von der bereits erfolgten Preissenkung beim Rohstoff um 10–15% über Flexibilisierungsmassnahmen in den Betrieben bis zur Intensivierung des Marketings für ihr Produkt Schweizer Holz. Unabdingbar ist jedoch, dass Politik und Verwaltung für Schweizer Wald und Holz umgehend die Rahmenbedingungen verbessern. Das machten Nationalrätin Sylvia Flückiger (SVP/AG), Präsidentin der Lignum, Nationalrat Max Binder (SVP/ZH) als Präsident des Waldeigentümerverbandes Waldwirtschaft Schweiz sowie Gewerbeverbandspräsident und Nationalrat Jean-François Rime (SVP/FR), Präsident von Holzindustrie Schweiz, am Donnerstag, 19. Januar 2015 anlässlich einer Medienorientierung der Branche bei OLWO in Worb klar. Elf Massnahmen sollen die betroffene Branche kurzfristig um rund CHF 70 Mio. entlasten. Die meisten Massnahmen können durch Umlagerung von bestehenden Budgets von Bund und Kantonen finanziert werden. Die Branche selbst rechnet mit einem Ertragsausfall von rund CHF 165 Mio.

Notbremse ziehen
Der alteingesessene Berner Betrieb Olwo, wo die Medienkonferenz stattfand, ist mit zwei Sägereien, einem Hobelwerk und einer Holzhandelsfirma an drei Standorten im Mittelland, im Emmental und im Berner Oberland breit aufgestellt. Mit 145 Mitarbeitern erwirtschaftet Olwo rund CHF 70 Mio. Umsatz pro Jahr. In den beiden Sägewerken wird ausschliesslich Schweizer Holz verarbeitet. Ende Januar musste das Unternehmen die Notbremse ziehen und den Export in den Euroraum bis auf Kontaktmengen von einem Tag auf den andern einstellen: Dieser ist unter dem Frankenschock zum ausweglosen Verlustgeschäft geworden.

Mittel zugunsten Bewirtschaftung umlagern
Gezielte parlamentarische Vorstösse bündeln in der Frühjahrssession 2015 die Forderungen von Waldwirtschaft und Rohholzverarbeitung an die Politik. Zentral sind Erleichterungen, die helfen, Aufwände zu reduzieren und Kosten zu senken. Konkret fordert die Branche die Aufnahme der Unterstützung für die Walderschliessung ausserhalb des Schutzwaldes und von Seilkranbeiträgen generell als Bundes-Fördertatbestand sowie die Gewährung von Seilkranbeiträgen als Sofortmassnahme im Rahmen der Jahresbudgets 2015 von Bund und Kantonen. Das zulässige Gesamtgewicht für Transporte soll von 40 auf 44 Tonnen angehoben werden, die Leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (LSVA) für Rohholztransporte befristet entfallen.

Umlagerung forstlicher Fördermittel
Die Branche verlangt vom Bund in der aktuellen Situation zudem die Umlagerung bestehender forstlicher Fördermittel zugunsten der Bewirtschaftung, Anpassungsfähigkeit und Stabilität des Waldes, damit die Holzernte nicht gedrosselt wird. In den derzeit laufenden Verhandlungen der Wald-Programmvereinbarungen zwischen Bund und Kantonen für die Periode 2016–2019 sowie in den parlamentarischen Beratungen zur Ergänzung des Eidgenössischen Waldgesetzes erwartet die Branche klare Akzente mit rascher Wirkung zugunsten einer leistungsfähigen Schweizer Wald- und Holzwirtschaft.

Sofortige Unterstützung durch Branchenmarketing
Enorm wichtig ist schliesslich die sofortige, unbürokratische Unterstützung zum Ausbau des bereits laufenden Branchenmarketings für den Rohstoff aus hiesigen Wäldern. Kernpunkt ist dabei die verstärkte Bekanntmachung des seit 2009 bestehenden ‹Herkunftszeichens Schweizer Holz›. Die Branche ruft Bund, Kantone und Gemeinden dazu auf, ihrer Vorbildfunktion gerecht zu werden und bei Bauvorhaben nicht nur auf Holz zu setzen, sondern sich dabei bewusst für Schweizer Holz zu entscheiden.

Text: Lignum

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