Endenergieverbrauch der Schweiz in TJ (1TJ = 0.2778 Mio. kWh). ©Grafik: Schweizerische Gesamtenergiestatistik 2013, BFE

BFE: Risikobewertung Gasversorgung Schweiz

(BFE) Die Widerstandsfähigkeit der Schweizer Erdgasversorgung gegen Risiken und Krisen ist gut. Dies zeigt die vom Bundesamt für Energie (BFE) erstellte "Risikobewertung Erdgasversorgung Schweiz".


Der Bericht wurde im Hinblick auf die angestrebte verstärkte Kooperation der Schweiz mit dem Gaskrisenmanagement der Europäischen Union erarbeitet. Er bildet ebenfalls Grundlage für die Stellungnahme der Schweiz zum "Stresstest Energiesicherheit", die das UVEK diese Woche Günther Oettinger, Vizepräsident der Europäischen Kommission, zugestellt hat.

Gaskrisenmanagement
Die EU hat als Folge der russisch-ukrainischen Erdgaskrise von 2009 ihr Gaskrisenmanagement ausgebaut und die so genannte Gas Coordination Group (GCG) eingesetzt. Die Verordnung (EU) Nr. 994/2010 verpflichtet die Mitgliedstaaten, eine Risikobewertung ihrer Gasversorgung durchzuführen und Präventions- und Notfallpläne zu erstellen. Die Schweiz strebt eine ständige Teilnahme an der Koordinierungsgruppe an, zu der sie seit 2013 punktuell eingeladen wird. Im Hinblick auf die verstärkte Zusammenarbeit mit dem Gaskrisenmanagement der EU, hat der Bund in Zusammenarbeit mit der Schweizer Gasindustrie nun in Anlehnung an die EU-Verordnung die "Risikobewertung Erdgasversorgung Schweiz" erarbeitet. Nachdem diese im Februar 2014 rund 20 Wirtschafts-, Energie- und Verbraucherorganisationen zur Stellungnahme vorgelegt wurde, liegt nun die Schlussfassung des Berichts vor.

Auf dieser Grundlage hat das UVEK der EU-Kommission diese Woche die Stellungnahme der Schweiz zum "Stresstest Energiesicherheit" zugestellt. Sie war dazu - als bedeutendes Gas-Transitland - von Günther Oettinger, Vize-Präsident der Europäischen Kommission, Mitte Juni 2014 eingeladen worden.

Wichtigste Erkenntnisse aus der Risikobewertung

  • Die Standards gemäss EU-Verordnung Nr. 994/2010 werden in der Schweiz erfüllt. Die Erdgasversorgung der Schweizer Kunden kann sowohl beim Ausfall der grössten Versorgungsinfrastruktur (Infrastrukturstandard) als auch unter aussergewöhnlichen Witterungs- oder Verbrauchsbedingungen (Versorgungsstandard) gewährleistet werden. Entscheidend dafür sind in erster Linie die Importkapazitäten der Erdgasnetze, da die Schweiz nicht über grosse Gasspeicher, Gasproduktion oder LNG-Anlagen (LNG: liquefied natural gas, verflüssigtes Erdgas) im Inland verfügt.
  • Von den insgesamt rund 300'000 Gasanlagen in der Schweiz können etwa 7'000 Anlagen in Industrie- und Dienstleistungsbetrieben sowie bei grossen Heizungsanlagen von Erdgas auf Erdöl umgeschaltet werden. Mit der Umschaltung dieser so genannten Zweistoffanlagen kann der Gasverbrauch der Schweiz innerhalb kurzer Zeit um bis zu 30% reduziert werden. Es bestehen dafür in der Schweiz Heizöl-Pflichtlager im Umfang des Verbrauchs von viereinhalb Monaten, die im Falle einer gleichzeitigen, generellen Heizölunterversorgung verwendet werden können. Der hohe Anteil von Erdgas-Kunden mit Zweistoffanlagen bleibt für die Versorgungssicherheit der Schweiz auch künftig bedeutend, obwohl in den Krisensituationen der vergangenen Jahre (z.B. Krise Ukraine-Russland 2009, Unterbruch der Transitgasleitung bei Guttannen 2010) Umschaltungen vollständig oder teilweise mit zusätzlichen Käufen von Erdgas am Markt verhindert werden konnten.
  • Die geplante Umrüstung der Transitgas-Leitung wird die Umkehrung der Flussrichtung (reverse-flow) ermöglichen, so dass künftig auch Gas von Süden her transportiert werden kann. Dadurch wird sich die Sicherheit der Schweizer Erdgasversorgung weiter verbessern. Es wird damit gerechnet, dass der Reverse-Flow ab 2018 in Betrieb gehen kann.
  • Die in der Risikobewertung untersuchten Störszenarien orientieren sich an realen Ereignissen der letzten Jahre, die zu kritischen Situationen in der Gasversorgung geführt haben. In diesen Situationen konnte die Versorgung der Schweizer Gaskunden immer aufrechterhalten werden.


Infobox
2013 deckte Erdgas 13,5% des Endenergieverbrauchs der Schweiz. Grösste Verbrauchergruppe sind die Haushalte (Raumheizung, Warmwasseraufbereitung und Kochen) mit rund 43%, gefolgt von der Industrie (Prozesswärme) mit 33%, den Dienstleistungen mit 23% und dem Verkehr mit rund 1% des Gesamt-Gasverbrauchs von rund 40 Milliarden Kilowattstunden (bzw. rund 3,5 Milliarden Normkubikmeter). Rund 2 Milliarden Kilowattstunden (bzw. rund 220 Millionen Normkubikmeter) wurden davon in Kraft- und Heizwerken zur Erzeugung von Strom und Fernwärme verbraucht. Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern spielt der Gasverbrauch für Stromproduktion und Fernwärme in der Schweiz heute eine untergeordnete Rolle.

Die Endverbraucherausgaben für Erdgas im Jahr 2013 betrugen 2.84 Milliarden Franken. Da die Schweiz keine eigenen Vorkommen besitzt, wird Erdgas zu 100% importiert. Drei Viertel des Schweizer Erdgasbedarfs werden gemäss Statistiken der Schweizer Gasindustrie von Produzenten und Lieferanten in Westeuropa bezogen (Niederlande, Deutschland, Frankreich Italien, Norwegen). Ein Viertel des in die Schweiz importierten Erdgases stammt aus Fördergebieten in Russland und gelangt über die umliegenden Länder in die Schweiz. Mit russischen Lieferanten bestehen keine direkten Vertragsbeziehungen. Die Schweiz ist seit anfangs der siebziger Jahre gut in das internationale Erdgas-Transportnetz eingebunden und verfügt heute über 12 Grenzübergangspunkte.

Im internationalen Vergleich ist die Schweiz mit weniger als 1% des Gesamtbedarfs der EU ein kleiner Verbraucher

Zum Bericht „Risikobewertung Erdgasversorgung Schweiz“ >>

Text: Bundesamt für Energie (BFE)

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