Die Versorgung mit Erneuerbaren kann ohne Mehrkosten zu heute um 31 TWh gesteigert werdet. Unter Berücksichtigung der bereits geplanten Netzausbauten sind 100% Strom aus erneuerbaren Quellen ohne Mehraufwand möglich. ©Grafik: IG Windkraft Österreich

TU Wien: Österreich - Studie „Stromzukunft 2030“

(PM) Mit der der TU Wien wurde erstmals ein detailliertes Szenario für den Umbau des österreichischen Stromsystems vorgelegt. Das Ergebnis: 100% erneuerbarer Strom bis 2030 ist technisch möglich und bringt ökonomische Vorteile. „Der Siegeszug der erneuerbaren Energien ist weltweit nicht mehr aufzuhalten, auch in Österreich nicht“, so Peter Püspök, Präsident des Dachverbandes Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ). „Eine Stromerzeugung, schon in naher Zukunft, aus 100% erneuerbaren Energien bietet ungeahnte Chancen für unsere Wirtschaft.“


Klimaschutz, E-Mobilität, Digitalisierung und der Umbau industrieller Prozesse auf Strom sind gewaltige Treiber für erneuerbare Energien und die Umstellung unseres Energiesystems. „Österreich hat sich lange auf vergangenen Lorbeeren ausgeruht“, so Püspök. „Mit dieser Studie haben wir eine Basis für eine qualitätsvolle Diskussion über Österreichs Stromzukunft. Darüber hinaus muss ein Programm für rasches Handeln entwickelt werden, sonst fallen wir wirtschaftlich immer weiter zurück.“

Wesentliche Kernergebnisse

  • Die Erzeugung aus Erneuerbaren kann ohne Mehrkosten zu heute um 31 TWh gesteigert werden – der Umstieg bringt Einsparungen von jährlich 650 Millionen Euro sowie 53‘000 neue Arbeitsplätze.
  • Unter Berücksichtigung der bereits geplanten Netzausbauten sind 100% Strom aus erneuerbaren Quellen ohne Mehraufwand möglich.
  • Der Speicherbedarf steigt vor allem aufgrund des niedrigen Strommarktpreises nur unwesentlich was politische Massnahmen zur sinnvollen Weiterentwicklung notwendig macht

Details

  • Die Stromerzeugung aus Erneuerbaren kann von 2015 bis 2030 um 31 TWh (45% der derzeitigen Gesamterzeugung) ohne wesentliche Mehrkosten ansteigen.
  • Durchschnittlich fallen dafür jährlich rund 511 Millionen Euro an Kosten an (2015: 620 Millionen Euro).
  • Diesen Kosten steht ein strompreismindernder Effekt um bis zu 137 Millionen Euro gegenüber sowie verminderte Importkosten von insgesamt 8 Milliarden Euro.
  • Ein intelligentes ausdifferenziertes Fördersystem führt entgegen den aktuellen Vorschlägen zu deutlich niedrigeren Kosten. Ein Marktprämiensystem für Windenergie ist beispielsweise 40% günstiger als eine auktionierte Förderung.
  • Abschaltung von Biomasse-Anlagen vor dem Ende der technischen Lebensdauer würde zu Mehrkosten von 150 Millionen Euro führen.
  • Der Ausbau von Wärmepumpen und Elektromobilität führt zu erheblichen Spitzenlasten, die Massnahmen zum Lastmanagement (z.B. gesteuertes Laden bei Elektromobilität, Vermeidung ineffizienter Wärmepumpen) erforderlich machen.
  • Die aktuell geplante Stromnetzentwicklung bis 2030 erlaubt den vollen Ausbau auf 100% erneuerbare Energien bei 100% Versorgungssicherheit, der zusätzliche Adaptierungsbedarf im Transportnetz ist relativ gering.
  • Der notwendige Speicherausbau fällt sehr gering aus (2.5% Ausbau bis 2030)
  • Die jährlichen österreichischen Treibhausgasemissionen sinken um 13.5 Millionen Tonnen (17.5% der Gesamtemissionen) bzw. 210 Millionen Euro jährlich für Emissionszertifikate
  • Die Beschäftigungseffekte durch eine Umstellung auf 100% erneuerbaren Strom liegen bei 53‘000 neuen Arbeitsplätzen.

Das Energiesystem 2030
Die Studie der TU Wien setzt sich intensiv mit dem österreichischen Stromnetz aber auch mit der Stromaufbringung für die Sektorkopplung (die Verzahnung von Strom, Wärme und Mobilität) auseinander. Fazit: das Stromsystem und Speichermöglichkeiten sind für das Stromsystem 2030 bereits hervorragend vorbereitet. Die Rolle der Biomasse ist dabei nicht zu unterschätzen. Josef Plank, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbands, ergänzt: „Biomasse ist Wärmeversorgung, Stromversorgung und Stabilität aus heimischen Rohstoffen mit heimischer Wertschöpfung. Die Alternative dazu sind Energieimporte ohne Mehrwert.“ Bernhard Stürmer vom Kompost und Biogas Verband fügt hinzu: „Biomasse wie Holz oder Biogas liefern hier speicherbare und flexible Energie, die unersetzbar ist.“

Kostenvorteile auf der Seite der Erneuerbaren
Ein weiteres Kernergebnis der Studie ist, dass der Umbau auf 100% erneuerbaren Strom jährlich Einsparungen von 650 Millionen Euro für die österreichische Volkswirtschaft bringt. „Die Erzeugung im Inland und die Forcierung der Sektorkopplung spart uns von 2020 bis 2030 insgesamt 8 Milliarden Euro Ausgaben für Energieimporte“, so Püspök. Die Studie ergibt darüber hinaus bis 2030 über 53‘000 Arbeitsplätze am Sektor erneuerbare Energien im Strombereich.

Umsetzung ist notwendig
„Die Potentiale für erneuerbare Energien sind mehr als ausreichend, die heimischen Stromnetzbetreiber führen ihre Netze hervorragend und 100% erneuerbarer Strom bringt viele ökonomische Vorteile. Fangen wir also an die erneuerbaren Energien zu nutzen“, meint Stefan Moidl. Die Studie zeigt, dass in den Bereichen Speicher, Netzausbau und bei Kleinanlagen im Bereich Wasserkraft oder Photovoltaik noch erhebliche Herausforderungen auf die österreichische Politik warten. „Der derzeitige Strommarkt wird durch marktferne fossile oder nukleare Kraftwerke gestört und verhindert so den Ausbau von Stromspeichern und dezentraler Energie“, so Hans-Christian Kirchmeier von der IG Holzkraft.

„Egal welche Bundesregierung, es muss Verantwortung übernommen werden für die Zukunft. Grossbritannien und Ungarn haben eben erst Subventionen für Atomkraftwerke beschlossen. Gleichzeitig diskutiert man in Österreich über die Aufgabe sämtlicher Unterstützung für erneuerbare Energien,“ so Püspök. „Bis die Rahmenbedingungen entsprechend gestaltet sind, gilt es weiterhin einen intelligenten Ausgleich für erneuerbare Energien und einen österreichischen Kraftwerkspark zu sichern. Die Studie zeigt deutlich, dass eine nachhaltige und wettbewerbsfähige Stromversorgung Österreichs massgeblich vom Engagement und der Positionierung der österreichischen Bundesregierung abhängt – andernfalls können die notwendigen Schritte für den Umbau und die heimischen Verbraucher und die Wirtschaft nicht rechtzeitig gesetzt werden“, schliesst Püspök.

Text: IG Windkraft Österreich

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