Der weltweite Strommix bis 2040 gemäss den Erhebungen von Bloomberg New Energy Finance. ©Grafik: Bloomberg

Bloomberg New Energy: Wind und Sonne drängen Kohle aus dem Markt

(©ee-news.ch) Gemäss dem New Energy Outlook 2017 von Bloomberg New Energy Finance drängen Wind und Sonne die Kohlekraft immer stärker aus dem Markt: 2030 seien die meisten bestehenden Kohlekraftwerke bereits unrentabel. Bis 2040 sagt das Unternehmen Kostensenkungen von 66 % bei der Photovoltaik und 47 % bei der Windenergie voraus.


$10.2 Billionen würden bis 2040 in Wind- und Solarenergie investiert, ist in der Pressemeldung von Bloomberg New Energy Finance anlässlich der Veröffentlichung des New Energy Outlook 2017 zu lesen. Bloomberg hat seine vor einem Jahr veröffentlichten Zahlen bezüglich der Dekarbonisierung nach unten korrigiert: Demnach wird 2026 der Peak der CO2-Emissionen erreicht. 2040 wird der CO2-Ausstoss 4 % tiefer sein als als 2016.

“Der diesjährige Bericht zeigt, dass die grüne Welle im Stromsektor nicht mehr aufzuhalten ist. Dir Gründe dafür sind einerseits die rasch sinkenden Kosten von Solar- und Windenergie, die steigende Nachfrage nach Batterien, auch von Autobatterien, und deren Rolle beim Ausgleich von Nachfrage und Angebot“, erklärt Seb Henbest, Autor des New Energy Outlook 2017 bei Bloomberg. Die Datengrundlage des New Energy Outlook 2017 NEO 2017 sind die Projektpipelines in allen Ländern sowie Prognosen der Wirtschaftlichkeit der Projekte. Dabei wird davon ausgegangen, dass die aktuellen Förderprogramme auslaufen.

Die wichtigsten Prognosen:

  • Solar- und Windenergie werden zu den wichtigsten Stromproduktionstechnologien: Bloomberg New Energy geht davon aus, dass bis 2040 $7.4 Billionen in erneuerbare Kraftwerke investiert werden – das sind 72 % der $10.2 Billionen, die weltweit in neue Kraftwerksleistung investiert werden. Solarenergie wird daran einen Anteil von $2.8 Billionen haben und ihre Leistung wird sich um das 14-fache erhöhen. Der Anteil von Wind beträgt $3.3 Billionen, die Leistung wird sich vervierfachen. Dadurch wird sich der Anteil von Wind- und Solarenergie auf insgesamt 48 % der weltweit installierten Stromleistung erhöhen. Ihr Anteil an der Stromerzeugung wird 2040 weltweit 34 % betragen, heute entfallen 12 % der weltweit installierten Leistung auf Wind- und Solarenergie, während ihr Anteil an der Stromproduktion 5 % beträgt.
  • Solarenergie setzt Kohle unter Druck: Seit 2009 sind die Kosten von Solarstrom bereits um einen Viertel gesunken. Bis 2040 sollen sie gemäss Bloomberg um weitere 66 % sinken. Mit einem Dollar investiertem Geld gibt es dann 2.3-mal mehr Solarenergie als heute! Solarenergie liegt in Deutschland, Australien, in den USA, in Spanien und Italien heute schon auf dem Preisniveau von Kohle. 2021 wird Solarenergie auch in China, Indien, Mexiko, Grossbritannien und Brasilien günstiger sein als Kohlestrom.
  • Onshore-Windenergie wird günstiger, Offshore-Kosten werden schneller sinken: Offshore-Windleistung wird gemäss Bloomberg bis 2040 um 71 % günstiger. Gründe sind die zunehmende Erfahrung, Konkurrenz und sinkende Risiken. Die Kosten würden auch aufgrund von immer grösseren Projekten und Turbinen sinken. Die Kostensenkung bei Onshore-Wind werden auf 47 % bis 2040 vorhergesagt. In den letzten acht Jahren sind bei dieser Technologie die Kosten bereits um 30% gefallen.
  • Batterien und neue Flexibilitätsmodelle werden Erneuerbare beflügeln: Bloomberg erwartet, dass der Batterie- und Speichersektor von heute 2040 mindestens $239 Milliarden wert sein wird. Industriespeicher (Utility-scale) werden im Bereich der Nachfragespitzen zunehmend mit Gaskraftwerken konkurrenzieren. Kleinspeicher im Privat- und Gewerbesektor in Kombination mit Photovoltaikanlagen werden 2040 weltweit 57 % der Speicherleistung ausmachen. Gemäss dem New Energy Outlook 2017 wird 2040 der Anteil der Erneuerbaren in Deutschland 74 %, in den USA 38 %, in China 55 % und in Indien 49 % betragen.
  • Elektromobile werden Strombedarf ankurbeln und helfen, Stromnetze auszubalancieren. In Europa und den USA werden 2040 13 % respektive 12 % der Stromnachfrage auf das Konto der Elektromobilität gehen. Werden die Elektromobile flexibel geladen, sprich, dann wenn die Erneuerbaren viel produzieren und die Preise tief sind, können die Autobatterien helfen, die Stromnetze zu stabilisieren. Die Zuwachsraten in der Elektromobilität werden die Kosten von Lithium-Ion-Batterien bis 2030 um 73 % senken.
  • Hausbesitzer setzen auf Photovoltaik. 2040 wird Strom von Photovoltaikdächern 24 % des Verbrauchs in Australien, 20 % in Brasilien, 15 % in Brasilien, 12 % in Japan und 5 % in den USA und Indien decken. Dieser Zubau, kombiniert mit dem Wachstum der Erneuerbaren im Industriemassstab, reduziert die Notwendigkeit von grossen Kohle- und Gaskraftwerken. Die Besitzer dieser Kraftwerke werden immer stärker unter Druck geraten, trotz des steigenden Strombedarfs aufgrund der Elektromobilität.
  • Kohlekraftwerke kollaborieren in Europa und den USA, nehmen in China noch zu, doch der weltweite Peak ist für 2026 zu erwarten. Sinkende Nachfrage nach Kohle und billige Erneuerbare würden den Kohleverbrauch für die Stromproduktion in Europa bis 2040 um 87 % senken. In den USA werde die Abnahme der Kohlekraftwerke 45 % betragen, da alte Kraftwerke nicht ersetzt würden und Gas für die Stromproduktion günstiger sei. Auch wenn die Kohlekraft in China in den nächsten 10 Jahren um einen Fünftel ansteigen werde, werde sie dort 2026 einen Peak erreichen. Bloomberg erwartet, dass weltweit 369 GW geplante Kohlekraft nicht gebaut werden, ein Drittel davon in China.
  • Gas spielt eine wichtige Rolle, aber nicht so, wie es die meisten denken. Bis 2040 werden $804 Milliarden in neue Gaskraftwerke investiert, was 16 % mehr Gasleistung generiert. Gaskraftwerke werden zunehmend helfen, Spitzen abzudecken und das Netz bei einem stetig höheren Anteil an erneuerbaren Energien auszugleichen, statt die Kohle im Bereich Grundlast lediglich zu ersetzen. In Amerika jedoch, wo es viel günstiges Gas gibt, wird Gas in den nächsten Jahren eine zentralere Rolle spielen.
  • Peak der CO2-Emissionen des Stromsektors wird in 10 Jahren überschritten sein und weiter abnehmen. CO2-Emissionen aus der Stromproduktion werden um einen Zehntel zunehmen und 2026 ihren Höhepunkt erreichen. Die Emissionen sinken danach stärker als bisher angenommen, da Chinas Kohlekraftwerke ebenfalls den Peak überschreiten werden. Bloomberg erwartet, dass Indiens Emissionen 44 % tiefer sein werden als im letzten New Energy Outlook angegeben. Weltweit werden die Emissionen 2040 gegenüber 2016 um 4 % abnehmen. Das ist nicht annähernd genug, um das 2-Grad-Klimaziel zu erreichen. Dazu bräuchte es gemäss den Berechnungen von Bloomberg weitere $5.3 Billionen Investitionen in 3.9 TW CO2-emissionsfreie Technologien.

Auch wenn Präsident Trump in den USA der Kohlekraft die Unterstützung zugesichert habe, schreibt Bloomberg, so zeigten doch die Zahlen des New Energy Outlook 2017, dass die wirtschaftlichen Realitäten ganz anders aussähen. Die auf Kohle basierende Stromproduktion werde bis 2040 um 51 % zurückgehen. Dagegen werde die Stromproduktion aus Gas um 22 % steigen und die der Erneuerbaren um 169 %.

Die wichtigste Frage für die Zukunft der Stromversorgung sei, wie viel variable Wind- und Solarenergie die Versorgung verkrafte, ohne dass das Licht ausgehe, ist Bloomberg überzeugt. Die Analytiker beobachten kritisch, wie extrem billige Erneuerbare die Strompreise nach unten drücken und die grundlastfähigen Kohle-, Gas und Atomkraftwerke aus dem System drängen. Elena Giannakopoulou, Lead Analyst des New Energy Outlook 2017 erklärt: “Die Analyse dieses Jahr zeigt, dass der smarte Einsatz von Batterien in der Elektromobilität, der Einsatz kleiner Speicher in Gewerbe und in Haushalten und die Speicherung im Kraftwerksmassstab im Netz eine wichtige Rolle spielen, um den unregelmässig anfallenden Wind- und Solarstrom auszugleichen.”

Executiv Summery des New Energy Outlook 2017 >>

Text: ee-enews.ch, Quelle: Bloomberg New Energy Finance

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