Belgien: Mehr Haarrisse in belgischen Atomkraftwerken als bisher bekannt

(sda dpa) Wie im belgischen Atomreaktor Tihange 2 sind auch am Meiler Doel im Norden des Landes weitere Mikrorisse entdeckt worden. Zusätzlich zu den rund 13'000 bekannten Stellen wurden nun 300 weitere sogenannte Wasserstoff-Mikrobläschen im Stahl des Reaktordruckbehälters festgestellt.


Das bestätigte der Betreiber Engie Electrabel am Montag. Die Sicherheit sei aber nicht in Gefahr, versicherten Engie Electrabel sowie Belgiens Innenminister Jan Jambon und die belgische Atomaufsicht. Atomkraftgegner forderten dagegen erneut einen Stopp der fraglichen Atomkraftwerke.

Am Wochenende war bereits bestätigt worden, dass in Tihange 2 unweit der deutschen Stadt Aachen 70 weitere Mikrobläschen gefunden wurden, zusätzlich zu den bereits bekannten über 3200. Dabei handelt es sich um winzige Einschlüsse von Wasserstoff im Stahl. Aus Sicht der belgischen Behörden sind sie unbedenklich, doch Kritiker sehen ein Risiko.

Nicht neue Risse sondern „Varianten“
Der Betreiber besteht darauf, dass es sich nicht um "neue Risse" handle. Die Befunde seien "Variationen", die sich im Rahmen erlaubter Schwellenwerte bewegten, erklärt eine Sprecherin. Diese seien auf eine im Vergleich zu früheren Kontrollen veränderte Position der verwendeten Ultraschallmessegräte zurückzuführen.


Rückblick
Im belgischen Atomreaktor Tihange 2 haben Experten vergangene Woche bei Kontrollen im Hochdruckkessel bei einer Ultraschalluntersuchung 70 Risse mehr als bei der vorigen Inspektion im Jahr 2014 gefunden. Die Sicherheit des Reaktors sei damit in keiner Weise infrage gestellt, erklärte Minister Jambon nach Medienangaben. Die 70 zusätzlichen Risse habe man entdeckt, weil die Kamera bei der neuen Untersuchung anders positioniert worden sei, erklärte Jambon nach Angaben der Nachrichtenagentur Belga. Einige frühere Hinweise werden dem Minister zufolge nach der neuen Kontrolle hingegen nicht mehr als Schäden beurteilt. Das Ergebnis der Prüfung insgesamt habe dazu geführt, dass die belgische Atomaufsicht keinerlei Einwände gegen ein Wiederanfahren des Reaktors erhoben habe. Atomkraftgegner in Belgien und im benachbarten Deutschland kritisieren den Betrieb des Kernkraftwerks bei Huy hingehen seit Jahren als unsicher.

Nucléaire Stop
Die Atomaufsicht hatte Belga zufolge im Jahr 2015 insgesamt 3149 Hinweise auf Schäden in Tihange 2 festgestellt. Diese Zahl sei mit der jüngsten Überprüfung um 2.22 Prozent auf 3219 gestiegen, errechnete die Organisation Nucléaire Stop. Wegen dieser Risse sei der Betrieb des Reaktors unverantwortlich, meinte der Verein. Der Grünen-Abgeordnete Jean-Marc Nollet, der die Anfrage an Jambon gestellt hatte, beklagte, dass der Minister nicht von sich aus die Gesamtzahl der Risse und ihre Grösse mitgeteilt habe.


Text: SDA

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