Die WAB fordert von der Politik mutige und schnelle Massnahmen zum bedarfsgerechten Netzausbau und zur Umsetzung der Sektorenkopplung, damit die grossen Chancen der Offshore-Windenergie genutzt werden können.

WAB: Erste förderungsfreie Projekte erhöhen Zugzwang beim Netzausbau

(PM) Am 13. April hat die deutsche Bundesnetzagentur die Ergebnisse der ersten Ausschreibungsrunde für die Offshore-Windenergie veröffentlicht (siehe ee-news.ch vom 20.04.2017 >>). Die mit den Geboten dramatisch gesunkenen Preise auf höchstens 6.0 Cent pro Kilowattstunde spiegeln die durch Industrialisierung und eine steile Lernkurve schnell sinkenden Kosten in der Branche wider.


Ein Grossteil der bezuschlagten Projekte soll zwischen 2021 und 2025 sogar ganz ohne Förderung realisiert werden; der niedrigste Zuschlagspreis lag bei 0.0 Cent pro Kilowattstunde.

Vom Kostentreiber zum Musterknaben
Dies bedeutet, dass die Stromkunden durch den künftigen Ausbau der Offshore-Windparks nach 2020 kaum noch für die zusätzliche EEG-Förderung für neue Offshore-Windparks aufkommen müssen. „Nachdem die Offshore Windenergie bis vor Kurzem noch als Kostentreiber der Energiewende verschrien wurde, ist sie nun die erste Erneuerbare Energieerzeugung, die ohne Bezuschussung auskommt“, so Andreas Wellbrock, Geschäftsführer des WAB e.V.

Die deutsche Bundesregierung ist aus Sicht der Branche spätestens in der kommenden Legislaturperiode gefordert, die Ausbauziele für die Windenergie auf See nach oben zu öffnen. Denn der Ausbaudeckel von 15 Gigawatt bis 2030 wurde in erster Linie eingeführt, um die Kosten der Energiewende besser zu kontrollieren. Mit den Ausschreibungsergebnissen ist deutlich geworden, dass die Offshore-Windenergie das Potenzial hat, schon in naher Zukunft zum Fundament einer preiswerten Energiewende zu werden.

Netzausbau forcieren
„Die deutsche Bundesregierung und die deutsche Bundesnetzagentur hinken ihren eigenen Zeitplänen beim Umbau der Netzinfrastruktur deutlich hinterher, jetzt sind beide gefordert nicht nur die Verzögerungen aufzuholen, sondern darüber hinaus den weiteren Ausbau zu forcieren“, so Wellbrock weiter. Es sind von der Politik nun mutige und vor allem schnell Massnahmen zum bedarfsgerechten Netzausbau und zur Umsetzung der Sektorenkopplung zu ergreifen, damit die grossen Chancen der Offshore-Windenergie auch genutzt werden können. „Die Bundesregierung muss nun die Führungsrolle einnehmen, um mit den Bundesländern und den Netzbetreibern gemeinsam Lösungen zu finden und umzusetzen“, erklärt Wellbrock, „dieses ist bei den Infrastrukturprojekten im Rahmen der deutschen Wiedervereinigung ja auch erfolgreich gemacht worden“.

Die erste Ausschreibungsrunde umfasste ein Gesamtfördervolumen für Offshore-Windparks (OWP) von 1.550 MW in der deutschen Nord- und Ostsee. Diese sollen zwischen 2021 und 2025 in Betrieb genommen werden, wobei für die Parks in der Nordsee erst ab 2023 Netzanschlüsse zur Verfügung stehen. Insgesamt waren 23 Projekte an der Ausschreibungsrunde teilnahmeberechtigt. Anders als in anderen EU-Ländern, wo sich unterschiedliche Unternehmen für den Zuschlag bei einem Projekt bewerben, hat die Bundesregierung in Deutschland ein Übergangssystem eingeführt, bei dem nun verschiedene, bereits vorentwickelte Projekte gegeneinander angetreten sind. Durch dieses System, das den Übergang zu einem zentralen Ausschreibungsmodell darstellt – dessen erste Ausschreibung im Jahr 2021 geplant ist – werden hierzulande unterschiedliche Preise innerhalb einer Ausschreibungsrunde bezuschlagt. Die Bundesregierung hat bei Offshore-Windenergie, anders als bei anderen Erzeugungsarten der erneuerbaren Energien, ein Übergangssystem eingeführt, um den grossen Vorinvestitionen und langen Planungszeiträumen bei OWP gerecht zu werden. Durch das Übergangssystem sollte vermieden werden, dass die teils langjährigen und kostenintensiven Entwicklungsarbeiten vollständig entwertet werden.

Text: WAB Windenergie Agentur e. V.

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