Links: % der maximal möglichen jährliche Sonnenscheindauer, rechts: Jährliche Sonnenscheindauer in % der Norm. Grafik: MeteoSchweiz

Links: Jahres-Niederschlagssumme, rechts: Jahres-Niederschlagsumme in % von der Norm. Grafik: ©MeteoSchweiz

Links: Jahresmittetemperaturen, rechts: Abweichungen der Jahresmitteltemperaturen von der Norm. Grafik: ©MeteoSchweiz

MeteoSchweiz: Jahrestemperatur 2015 lag in den meisten Gebieten der Schweiz 1.0 bis 1.4 Grad über der Norm

(MeteoSchweiz) Schon wieder: Die Jahrestemperatur 2015 erreichte mit einem Überschuss von 1.29 Grad gegenüber der Norm 1981-2010 einen neuen Rekordwert. Zusammen mit den bisherigen Rekordüberschüssen von 1.25 Grad und 1.21 Grad aus den Jahren 2014 und 2011 liegen damit drei Jahre in kurzer Folge in praktisch demselben Extrembereich.


Das Jahr 2015 lieferte zudem auf der Alpensüdseite und im Engadin den zweitwärmsten Winter, und landesweit den zweit heissesten Sommer sowie den dritt wärmsten November seit Messbeginn 1864. Auf der Alpensüdseite brachten schliesslich die beiden Monate November und Dezember eine Rekord-Niederschlagsarmut.

Extrem milder Jahresbeginn
In der ersten Januarhälfte wurde die Witterung in der Schweiz vor allem durch milde West- und Südwest-Strömungen bestimmt. Extrem mild wurde es am 10. Januar mit Tagesmitteltemperaturen zwischen 6 und mehr als 14 Grad über der Norm 1981–2010. Die Innerschweiz erlebte den mildesten Wintertag seit Messbeginn. In Luzern erreichte die Tagesmitteltemperatur 15.1 Grad, was bisher in der seit 1871 verfügbaren Messreihe in keinem Wintermonat (Dezember bis Februar) registriert wurde. Das Tagesmaximum kletterte auf 19.3 Grad. Nur im Winter 1992/93 gab es hier mit 19.5 Grad ein ähnlich hohes Tagesmaximum. Auf der Alpensüdseite erreichten die Tagesmaxima 20 bis knapp 23 Grad. Die Winterrekorde liegen hier allerdings über 24 Grad.

Winterlich ab Mitte Januar
Nordwest- und Nordströmungen brachten in der zweiten Januarhälfte den Winter zurück in die Schweiz. Beidseits der Alpen fiel Schnee bis ins tiefe Lagen. Der Februar zeigte sich winterlich mit verbreitet unterdurchschnittlichen Temperaturen und Schneefällen bis in tiefe Lagen beidseits der Alpen. Kräftig waren die Schneefälle vor allem auf der Alpensüdseite. Mitte Februar erhielt Locarno-Monti 16 cm Neuschnee innerhalb von zwei Tagen. In Airolo (1100 m ü.M.) und San Bernardino (1640 m ü.M.) fielen derweil 63 cm, in Bosco-Gurin (1500 m ü.M.) gar 96 cm Neuschnee. Eine Woche später hüllte ein Kaltluftvorstoss aus Nordwesten fast die ganze Schweiz in eine Neuschneedecke. Im Flachland der Alpennordseite blieben die Mengen unter 10 cm. Die Alpensüdseite erhielt auch in tiefen Lagen 10 bis 20 cm Neuschnee, und in höheren Lagen fiel regional über ein halber Meter.

Extreme Winterwärme auf der Alpensüdseite und im Engadin
Trotz kaltem Februar war der Winter in der Schweiz insgesamt zu mild mit einem Überschuss von 0.7 Grad im Vergleich zur Norm 1981–2010. Extrem milde Winterverhältnisse herrschten auf der Alpensüdseite und im Engadin. An den Messstandorten Lugano, Locarno-Monti und Samedan war es der zweitwärmste Winter seit Messbeginn. Auf der Alpensüdseite bewegten sich die Überschüsse zwischen 1.5 und 1.8 Grad. In Sameden lag die Wintertemperatur gar 2.4 Grad, im übrigen Engadin 1.0 bis 1.4 Grad über der Norm 1981–2010. In Gipfel-lagen der Alpen blieb die Wintertemperatur hingegen leicht unter der Norm.

Sonniger Start in den Frühling
Nach einigen trüben und nassen Tagen zum Monatsbeginn lieferte der März bis gegen Monatsmitte prächtiges Hochdruckwetter. Vom 6. bis am 13. März wurden in der ganzen Schweiz überwiegend zwischen 80 und 100 Prozent der täglich möglichen Sonnenscheindauer registriert. Die Tagesmitteltemperaturen stiegen in Berglagen verbreitet 4 bis 7 Grad, auf dem Jungfraujoch sogar 5 bis 9 Grad über die Norm 1981–2010. Die Tageshöchstwerte erreichten im nördlichen Flachland 14 bis 17 Grad. Auf der Alpensüdseite wurde am 11. März in den Niederungen mit kräftigem Nordföhn die 20 Grad Marke überschritten.

Schönwetter zur Sonnenfinsternis
Vom 18. bis zum 20. März installierte sich ein Hochdruckband von England bis nach Russland. Genau zur richtigen Zeit hinsichtlich der partiellen Sonnenfinsternis am 20. März, welche in vielen Teilen der Schweiz bei optimalem Wetter beobachtet werden konnte. Benachteiligt war die Alpensüdseite, erhielt sie doch ausgerechnet am 20. März von einem Höhentief über dem südwestlichen Frankreich eine kompakte Wolkendecke.

Der März endete spätwinterlich mit Schnee bis auf 600 m hinunter und stürmischen Verhältnissen beidseits der Alpen. Während kräftigem Nordföhn am 27. März stiegen auf der Alpensüdseite die Windspitzen auf über 90 km/h. Am 31. brachte Sturm Niklas im Mittelland Windspitzen über 100 km/h und in Gipfellagen über 160 km/h.

Sonnige und milde Frühlingmitte
Der April bescherte er der Schweiz vorwiegend ruhiges, sonniges und mildes Frühlingswetter. Das anhaltend warme und praktisch niederschlagsfreie Hochdruckwetter führte in Graubünden und auf der Alpensüdseite vorübergehend zu akuter Waldbrandgefahr.

Frühlingsende mit Rekordniederschlag
Mit der Umstellung zu vorwiegend tiefdruckbestimmter Witterung setzte am Übergang vom April zu Mail eine sehr niederschlagsreiche Periode ein. Innerhalb von sechs Tagen fielen im Mittel über die ganze Schweiz rund 100 mm Regen. Die grössten Mengen gingen im Unterwallis, in den Waadtländer Alpen sowie im angrenzenden Berner Oberland nieder. Höhere Lagen erhielten hier 200 mm Niederschlag und mehr. Der grösste Teil des Niederschlags fiel innerhalb von drei Tagen. An einzelnen Messstandorten mit über 100jährigen Messreihen wurde die zweithöchste Dreitagessumme seit Messbeginn registriert. Die grossen Niederschlagsmengen führten vor allem in der Westhälfte der Schweiz zu Hochwassersituationen und Schäden durch über die Ufer tretende Wildbäche. Mit weiteren kräftigen Niederschlägen zur Monatsmitte ergab sich schliesslich an mehreren Messstandorten mit längeren Messreihen der niederschlagsreichste Mai seit Messbeginn, vor allem in den Westalpen und im Berner Oberland. An zahlreichen Messstandorten mit längeren Messreihen wurde zudem der zweit oder dritt nasseste Mai registriert.

Extrem heisser Sommer
Der Schweizer Sommer 2015 geht als Zweitwärmster in die 152 jährige Mess-Geschichte ein. Im Mittel über die ganze Schweiz brachte er einen Wärmeüberschuss von 2.4 Grad im Vergleich zur Norm 1981–2010. Damit liegt der Sommer 2015 mehr als ein Grad über allen bisherigen Rekordsommern, mit Ausnahme des legendären Hitzesommers 2003. Dieser lag nochmals rund ein Grad über dem Sommer 2015.

Der sommerliche Wärmeüberschuss lag in den meisten Gebieten 2.0 bis 2.5 Grad über der Norm 1981–2010. Auf der Alpensüdseite bewegte er sich zwischen 1.6 und 2.3 Grad. Die grosse Wärme setzte bereits zum Sommerbeginn ein. Mit einem Überschuss von 1.8 Grad gegenüber der Norm 1981–2010 wurde der viertwärmste Juni seit Messbeginn 1864 aufgezeichnet. Der Juli war auf der Alpensüdseite, im Engadin, im Wallis und in der Westschweiz verbreitet der heisseste Monat seit Messbeginn. In den übrigen Gebieten gehörte er meist zu den drei heissesten Monaten in den 152 jährigen Aufzeichnungen. Die Julitemperaturen lagen 3 bis 4 Grad über der Norm 1981–2010. Und zum Abschluss lieferte der Sommer 2015 den fünft wärmsten August seit Messbeginn. Über die ganze Schweiz gemittelt stieg die Augusttemperatur 1.8 Grad über die Norm 1981–2010.

Hitzewellen in Rekordnähe
Vom 01. bis zum 07. Juli 2015 erlebte die Schweiz eine der extremsten Hitzewochen seit dem Messbeginn vor über 150 Jahren. Die durchschnittliche Tagesmaximum-Temperatur erreichte im Flachland der Alpennordseite 33 bis über 36 Grad. Am Messstandort Genf war es mit 36.3 Grad praktisch gleich heiss wie während der Rekordwoche im Sommer 2003, welche 36.7 Grad brachte. An anderen Messstandorten lieferten die Sommer 2003, 1952 und 1947 heissere Wochen.

Zum Abschluss der Hitzewoche registrierte Genf am 7. Juli 2015 mit 39.7 Grad die höchste je auf der Alpennordseite gemessene Temperatur. Sie liegt fast 1 Grad über dem bisherigen Rekord von 38.9 Grad vom 28. Juli 1921, gemessen ebenfalls in Genf.

Auf der Alpensüdseite folgte die grosse Hitze ab Julimitte. Die heisseste Woche erstreckte sich vom 17. bis am 23. Juli. In Locarno-Monti stieg die durchschnittliche Tagesmaximum-Temperatur auf 34.7 Grad. Auch hier war es praktisch gleich heiss wie während der Rekordwoche vom August 2003, welche 35.0 Grad zeigte. Die höchste südalpine Temperatur wurde am 22. Juli mit 36.8 Grad am Messstandort Locarno- Monti gemessen. Das ist der dritthöchste Messwert in der seit 1935 verfügbaren Messreihe von Locarno-Monti.

Regional sehr viel Sommer-Sonne
Vor allem dank des sehr sonnigen Monats Juli reichte es auf der Alpennordseite regional für den zweit sonnigsten Sommer in den seit 1959 homogen verfügbaren Messreihen, so an den Messstandorten Neuchâtel, Luzern, Altdorf, Zürich-Fluntern, St. Gallen und Säntis. In Bern wurde der dritt-, in Basel und Genf der viert sonnigste Sommer registriert.

Kühler Herbstbeginn
In den beiden Herbstmonaten September und Oktober dominierten kühle Nord- und Nordwestströmungen sowie Bisenlagen das Temperaturregime. Die September-Temperatur lag im landesweiten Mittel 0.8 Grad, die Oktober-Temperatur 0.6 Grad unter der Norm 1981–2010. Mit dem Zustrom feuchter Kaltluft fiel in den Bergen mehrmals Neuschnee.

Extreme Wärme und viel Sonne zum Herbstende
Dank anhaltendem Hochdruckwetter mit Warmluftzufuhr aus Südwesten und Westen wurde in der Schweiz der dritt wärmste November seit Messbeginn 1864 registriert. Im landesweiten Mittel stieg die Novembertemperatur 2.7 Grad über die Norm 1981–2010. Bereits im letzten Jahr zeigte sich der November extrem mild mit einem Überschuss von 3.1 Grad. Letztmals ähnlich mild war der Rekord-November 1994 mit 3.3 Grad über der Norm.

An zahlreichen, vor allem höher gelegenen Messstandorten gab es bei der Tagesmaximum-Temperatur neue November-Rekorde. Extrem hoch im Vergleich mit der 152 jährigen Messreihe lag das Tagesmaximum am 12. November auf dem 2470 m hohen Grossen St. Bernhard. Gemessen wurden 11.9 Grad, mehr als 2 Grad über den 9.7 Grad des bisherigen November-Rekords vom 11.11.1977.

Neben grosser Wärme lieferten die ersten drei Novemberwochen auch viel Sonne. In Luzern, Altdorf und Lugano war es der sonnigste, an weiteren Messstandorten der zweit oder dritt sonnigste November in den seit 1959 homogen verfügbaren Messreihen.

Anhaltende Niederschlagsarmut
Bereits der Sommer lieferte verbreitet deutlich unterdurchschnittliche Niederschlagsmengen. Im Herbst setzte sich die Niederschlagsarmut fort. Überdurchschnittliche Niederschlagsmengen in grösseren Gebieten lieferte nur der September, dies ganz im Westen sowie im Tessin und in Graubünden. Im Oktober fielen verbreitet unterdurchschnittliche Mengen, und die ersten drei Novemberwochen blieben In der ganzen Schweiz weitgehend niederschlagsfrei. Über alle drei Herbstmonate erreichten die Niederschlagsmengen im östlichen Mittelland nur 50 bis 70 Prozent der Norm 1981–2010. In den übrigen Gebieten waren es meist 70 bis 90 Prozent. Nur in Graubünden gab es regional um 100 Prozent der Norm.

Die Alpensüdseite erlebte schliesslich eine Rekord-Niederschlagsarmut für die Periode November-Dezember. In Lugano und Locarno-Monti fielen nur 0.8 mm Niederschlag, normal wären 200 bis 250 mm. Es waren die geringsten November-Dezember Mengen in diesen weit über 100jährigen Messreihen.

Und wie bereits im Vorjahr
warten auf den Winter
Die extreme Wärme des Novembers setzt sich auch im Dezember fort. Im landesweiten Mittel verzeichnete der Dezember einen Rekordüberschuss von 3.2 Grad. Der bisherige Dezemberrekord aus dem Jahr 1868 lag bei 3.0 Grad. Das anhaltend extrem milde und praktisch niederschlagsfreie Hochdruckwetter führte schweizweit zu einer ausgeprägten frühwinterlichen Schneearmut. Mit dem beharrlichen Schönwetter gab es vor allem in der Deutschschweiz und in Graubünden regional den sonnigsten Dezember in den seit 1959 homogen verfügbaren Messreihen.

Jahresbilanz

Die Jahrestemperatur 2015 lag in den meisten Gebieten der Schweiz 1.0 bis 1.4 Grad über der Norm 1981–2010. Im landesweiten Mittel erreichte der Überschuss 1.29 Grad, womit der bisherige Rekordwert von 1.25 Grad aus dem Vorjahr 2014 minim übertroffen wurde.

Der Jahresniederschlag erreichte auf der Alpennordseite meist nur 60 bis 85 Prozent der Norm 1981–2010. In den Alpen gab es verbreitet 80 bis 100 Prozent, während die Alpensüdseite 70 bis 95 Prozent der Norm erhielt.

Die Sonnenscheindauer bewegte sich verbreitet zwischen 110 und 120 Prozent der Norm 1981–2010. Im Mittelland und in der Nordwestschweiz wurden auch Werte um 125 Prozent der Norm aufgezeichnet. An einigen Messstandorten war es das dritt sonnigste Jahr in den homogen verfügbaren Messperioden, so in Neuchâtel, Bern, Zürich und St. Gallen. Homogene Messreihen zur Sonnenscheindauer liegen seit 1959 vor. Einzig für den Messstandort Zürich gibt es eine Bearbeitung bis zurück zum Messbeginn 1884.

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Text: MeteoSchweiz

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