Archivaufnahme 1999 der Arctic Sunrise vor dem AKW Fukushima. Foto: Greenpeace

Atomarer Notstand in Japan weitet sich aus

(ee-news.ch) Im japanischen AKW Fukushima I hat es in zwei Reaktoren möglicherweise eine partielle Kernschmelze gegeben. Mehrere Menschen wurden mit Verstrahlungssymptomen ins Spital gebracht. Die Informationen zu Opfern radioaktiver Verstrahlung sind nicht schlüssig. Nun werden auch Störungen im AKW Fukushima II gemeldet.


Der Störfall im Atomkraftwerk Fukushima hat eine neue Dimension erlangt. Ein Regierungssprecher sagte, dass es im Reaktor 3 des Atomkraftwerks Fukushima I zu einer «teilweisen» Kernschmelze gekommen sei. Wie bereits am Reaktor 1 sei im Reaktor 3 das Kühlsystem ausgefallen, erklärte der Regierungssprecher. Radio DRS meldet, dass in der 150 Kilometer entfernten Provinz Miyagi massen Experten eine 400 Mal höhere Radioaktivität als normal. In einem Umkreis von 20 Kilometern rund um das AKW wurden inzwischen 170'000 Menschen evakuiert. Zudem verteilen die Behörden Jodtabletten.

Strahlungsbeobachtungsnetz
Während die japanische Behörde gemäss Greenpeace lediglich bestätigt, dass bei neun Personen Symptome aufgrund radioaktiver Verstrahlung aufgetreten sind, sprechen die Medien schon von 22 Strahlenopfern und 150 Verdachtsfällen. Ausser im Nordosten des Landes funktioniert das japanische Strahlenbeobachtungsnetz überall. Für Greenpeace ist es unklar, ob die fehlenden Daten auf die gestörte Infrastruktur zurückzuführen sind, oder ob bewusst Informationen zurück gehalten werden.


Homepage von Betreibern nicht mehr in Betrieb

Greenpeace berichtet weiter, dass mittlerweile die Internetseite von Tepco, dem Betreibers der betroffenen AKW nicht mehr abrufbar sei. Es sei nicht das erste Mal, dass der Tepco durch unverantwortliches Handeln auffalle. Vorgetäuschte Reparaturen und gefälschte Dokumente, die Liste der Vorkommnisse sei lang und angeblich sollten die beiden AKWs diesen Monat still gelegt werden.

Verwirrung um AKW-Standorte
Um Verwirrungen um die Bezeichnung der AKW-Standorte zu vermeiden, weist Greenpeace darauf hin, dass das ältere Kraftwerk Fukushima I auch als Fukushima Daichi bezeichnet wird. Fukushima II hingegen wird auch Fukushima Daiini genannt. In den Medien tauchte häufig die Bezeichnung „Reaktorblock I“ auf. Damit ist Fukushima Daichi resp. Fukushima I gemeint. Fukushima I und II liegen 12 km voneinander entfernt an der Nordostküste Japans. Ihre Entfernung zur Hauptstadt Tokio beträgt etwa 250 km. Das ebenfalls vom Erdbeben betroffene AKW Onagawa liegt 70 km nordöstlich der Stadt Sedai in unmittelbarer Nähe zum Pazifik, auf der Oshika-Halbinsel.

Kühlungsprobleme in mehreren Redaktoren
Die japanische Atomaufsichtsbehörde hat nun auch für das Atomkraftwerk Fukushima II (Fukushima Daini) Druckablass gefordert, um einen Ausgleich im Inneren des AKWs zu schaffen. Dazu kommen Kühlungsprobleme, von denen offenbar mehrere Reaktoren betroffen sind. Gleichzeitig versuchen die Kraftwerksbetreiber eine Explosion in Block 3 von Fukushima 1 zu verhindern. Aufgrund freiliegender Brennstäbe bildet sich Wasserstoff. Da die Überdruckventile am Reaktor defekt sind, können die Techniker nicht einschätzen, wie viel Wasser noch zum Kühlen der Brennstäbe vorhanden ist. Sicher ist nur: der Druck steigt.

Text: ee-news.ch, Quellen: SR DRS, greenpeace.org

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