Heikle Arbeiten beim Ausgleichsbecken Göschenen.

Bernhard Danioth, Remo Infanger und Peter Tresch

Grundablass-Schütze, bereit zum Abtransport

9-Millionen-Franken-Revision im Urnerland

(TR) Die Kraftwerke Wassen und Göschenen revidieren seit Anfang Jahr ihre Anlagen für rund 9 Millionen Franken. Erforderlich wurde die Sanierung, um auch künftig eine sichere Stromversorgung gewährleisten zu können.

Die Einhaltung der Termine – vorgegeben wurde die Fertigstellung per Anfang April – ist laut Projektleiter Remo Infanger die grösste Herausforderung, wie er anlässlich einer Besichtigung vor Ort gegenüber den Medien erklärte. Schliesslich sollen die Kraftwerke rechtzeitig wieder Strom für die Centralschweizerischen Kraftwerke (CKW) und die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) produzieren. 43 Leute sind derzeit in Tag- und Nachschichten im Wasserstollen am Werk – bis zum heutigen Tag ohne nennenswerte Zwischenfälle. Das Gesamtvolumen der Revisionsarbeiten beläuft sich auf rund 9 Millionen Franken. «Rund 8 Prozent der Investitionssumme können durch Eigenleistungen der beiden Aktiengesellschaften erbracht werden. 92% werden von externen Unternehmen bewältigt, wobei für über die Hälfte davon Urner Unternehmen zum Zuge kommen», hob Remo Infanger mit Verweis auf die Bedeutung für die regionale Wertschöpfung hervor.

Was wird im Einzelnen revidiert?
Um eine sichere Stromversorgung sowie die Anlagen- und Personensicherheit bei den Kraftwerken gewährleisten zu können, werden grosse Teile des Druckstollens von Göschenen nach Wassen sowie vom Göscheneralpsee nach Göschenen baulich saniert. Nötig wurden dort auch Korrosionsschutzarbeiten. Aufgedrängt hat sich überdies eine Generalrevision der grossen Drosselklappe Leggistein. Komplett ausgebaut und saniert werden ferner die Grundablassschützen (Dimensionen: je 3x5 m, je 4,6 t schwer) beim Ausgleichsbecken Göschenen sowie die dortige Drosselklappe. Innerhalb der Kraftwerkszentrale Pfaffensprung werden die beiden Kugelschieber revidiert. In der Zentrale Göschenen müssen eine Turbine und ein Generator komplett zerlegt und einer Generalrevision unterzogen werden. Schliesslich werden auch noch die gesamten Kühlwasserleitungen erneuert.

Niedrigwasserphase der Reuss nutzen
Mit Ausnahme der Stufe Andermatt des KW Göschenen wurden die Anlagen im ersten Quartal 2011 ausser Betrieb gesetzt. Die Stromversorgung wird momentan über andere Kraftwerke sichergestellt. Die Arbeiten werden während der Niedrigwasserphase der Reuss durchgeführt, um Energieverluste möglichst tief zu halten. Wie Bernhard Danioth, Leiter Kraftwerk Wassen (KWW), und Peter Tresch, Leiter Kraftwerk Göschenen (KWG), erklärten, kann so verhindert werden, dass Bergwasser in die Stollen eindringt und so die Arbeiten behindern, wenn nicht gar verunmöglichen würde. Vor den Presseleuten und vor dem wachsamen Auge von Charles Bürgi, Bauleiter CKW, wurde in Göschenen eine Schütze für den Abtransport entnommen, um nach der Revision durch den Hersteller wieder eingebaut zu werden.

40 volle Olympia-Schwimmbecken
Von welchen Dimensionen sprechen wir? Mediensprecherin Dorothea Ditze hat zu dieser Frage ein paar Zahlen zusammengetragen und Vergleiche angestellt: Der Stollen Göschenen ist 7,3 Kilometer lang und 3 Meter breit. 30 Kubikmeter Wasser durchfliessen ihn pro Sekunde. Mit diesen 30‘000 Litern wäre ein Eishockeyfeld innert einer Minute gefüllt. Der Stollen Wassen ist 6,3 Kilometer lang und 2,7 Meter breit. Bei Normalbetrieb entspricht die Wassermenge im Ausgleichsbecken Göschenen dem Inhalt von 670‘000 Badewannen oder 40 Olympia-Schwimmbecken. Während der Revisionen fehlt eine Leistung von 226 Megawatt, dies entspricht beispielsweise dem Verbrauch von 226‘000 Haarfönen oder 37 Loks Re 460, die gleichzeitig den Gotthard hochfahren würden. Die nicht produzierte Energie von 105 Mio. Kilowattstunden entspricht dem Jahresverbrauch von 23‘000 Haushalte bzw. 2.6% des jährlichen Energieverbrauchs der CKW-Gruppe.

Text und Bilder: Toni Rütti, freier Mitarbeiter ee-news.ch

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