Beim Energielabel SNBS 2.0 wird bei der Gebäudezertifizierungen heute ein umfassenderer Gesamtrahmen angewendet als ehedem und auch die Mobilität in die Zertifizierung einbezogen. ©Foto: T. Rütti

«Wir beurteilen das Energiegesetz, über das am 21, Mai abgestimmt wird, als massvollen Kompromiss für Umwelt, Bevölkerung und Wirtschaft», so CEO Max Renggli.©Foto: T. Rütti

Das NEST in Dübendorf ist in modularer Bauweise konzipiert mit einem zentralen Gebäudekern und offenen Plattformen, in die einzelne Module eingeschoben werden können. ©Foto: T. Rütti

Rund 150 Vertreter der Baubranche, Investoren und Politiker waren der Einladung zur Info-Veranstaltung «Strom vom Dach» der Firma Renggli AG nach Schötz LU gefolgt. ©Foto: T. Rütti

Die e-Fahrzeug-Flotte für eine Probefahrt: Tesla (Model S und Model X), ein BMW i3 und i8 und je ein Renault Kangoo Z.E., Twizy, ZOE. ©Foto: T. Rütti

Renggli: Auf Holzbauten im Minergie-Standard spezialisiert

(©TR) Wie kann eine Immobilie unsere Mobilität verändern und wie können wir sie für unsere immer wichtiger gewordene Mobilität im Alltag nutzen? Antworten auf diese und weitere Fragen bekam man am Info-Anlass «Strom vom Dach» der Firma Renggli AG in Schötz LU.


Begrenzte Ressourcen- und Raumverfügbarkeit erfordern auch ein Umdenken. Ist es nicht eine logische Fortsetzung der Energieeffizienz von Gebäuden, sie im Zusammenhang mit ihrem Standort und ihren energetischen Möglichkeiten zu bewerten? Immerhin wendet das Energielabel SNBS 2.0 (Standard nachhaltiges Bauen Schweiz) bei der Gebäudezertifizierungen heute schon einen umfassenderen Gesamtrahmen an als ehedem und bezieht neu auch die Mobilität in die Zertifizierung ein.

«Strom im Tank»
«Strom vom Dach» heisst demnach fortan auch «Strom im Tank»: Vorgestellt wurde diese trendige Stossrichtung am 6. April 2017 im luzernischen Schötz von der dort ansässigen Firma Renggli AG und ihren firmeninternen und externen Referenten. Rund 150 Vertreter der Baubranche, Investoren und Politiker waren der Einladung der Firma Renggli AG gefolgt. Das Unternehmen hat sich auf hochwertige und nachhaltige Holzbauten im Minergie-Standard spezialisiert und bringt moderne Architektur mit energieeffizienten Gebäuden möglichst in Einklang – bei Einfamilienhäusern, Mehrfamilienhäusern, Büro-/Gewerbegebäulichkeiten sowie Gebäudemodernisierungen.

NEST-Vision-Wood made bei
Renggli
Dr. Brigitte Buchmann, Departementsleiterin Mobilität, Energie und Umwelt bei der Empa erörterte das Vorzeigeprojekt NEST in Dübendorf ZH (siehe ee-news.ch vom 28.3.17 >>). NEST steht für «Next Evolution in Sustainable Building Technologies» und soll nachhaltige bau- und energietechnische Innovationen schneller auf den Markt bringen. In Dübendorf können mehrere unabhängige Forschungs- und Innovationsmodule – sogenannte Units – installiert werden. Im Bereich Meet2Create dreht sich alles um den futuristischen Arbeitsplatz. Welche Möblierung fördert zum Beispiel den Austausch in Grossraumbüros? Kann eine intelligente Lichtsteuerung Wohlbefinden und Komfort steigern? In der von der Firma Renggli produzierten Vision Wood schliesslich ist der Name Programm. Dieser Teil beschäftigt sich mit visionärem Umgang von Holz im Bauwesen und beweist: Mit der altbewährten Ressource lassen sich nachhaltiges Bauen und modernstes Design verbinden. Doktorierende der ETH Zürich, die diese Einheit mitverantworten, wohnen vor Ort und testen die Anwendungen im alltäglichen Gebrauch gleich selber auf Herz und Nieren. Das Projekt «NEST» wird von den beiden Forschungsinstituten Empa und Eawag geleitet. Auch die ETH Zürich, die ETH Lausanne (EPFL) und die Hochschule Luzern beteiligen sich daran.

Energieautarkes Mehrfamilienhaus
ist Realität
Experten der Elektromobilität, Stromerzeugung, Speicher- und Gebäudetechnik gaben in Schötz einen Einblick in den heutigen Stand der Technik. Angestrebt wird von ihnen eine energieautarke Welt mit Batteriespeicher und Steuerung. Den Referenten zufolge sind innovative Speichertechnologien und Steuerung von Verbrauchern sehr gefragt, speziell Wärmepumpen. Gekoppelt mit Strom aus Photovoltaik und Elektromobilität soll die dezentrale Energieversorgung neue Impulse erhalten. Die Vision vom energieautarken Mehrfamilienhaus ist ja bereits Realität, allerdings erst als im allerkleinsten Rahmen. Wie sehen die künftigen Konzepte dies als Standardlösungen vor? Zur Frage nach einer wirksamen Reduktion von CO2 durch Kopplung von effizienten Fahrzeugen mit erneuerbarer Energie sagte Dr. Buchmann: «Nicht die Produktion der erneuerbaren Elektrizität ist das Hauptproblem, sondern deren vollständige Integration in den Strommarkt. Eine Chance bietet die Umwandlung temporär überschüssiger erneuerbarer Elektrizität in CO2-arme, speicherbare Energieträger.»

Solarenergie lokal produzieren und verbrauchen

Marco Piffaretti von der Tessiner Firma Protosacar SA präsentierte das Angebot Sun2Weel, also die Verbindung von eFahrzeugen und Immobilien. Seit mehr als 30 Jahren würden mittels praxisorientierten Analysen die Chancen und Hindernisse des Einsatzes von Elektro-Fahrzeugen erforscht. Sun2Weel biete beste technische und wirtschaftliche Lösungen für das Energiefluss-Management der autarken Energieerzeugung für die elektrische Aufladung der eAutos, weil hier verschiedene Elemente in nur einem umfassenden System integriert würden. Kurz, der gesamte Energiefluss zwischen Netz, Haus und Photovoltaik-Anlange, Second-Life-Batterie, Ladestation und Elektroauto. Marco Piffaretti: «Das Ziel ist die lokal erzeugte Solarenergie so weit wie möglich zu nutzen, um das Elektroauto aufzuladen. Die Energie, die im Überschuss produziert wird, wird für den Bedarf im Haus verwendet, was übrig bleibt, wird ins Netz eingespeist.» Sun2Wheel sei als autarkes Konzept letztlich auch eine attraktive Rendite von Investitionen von weniger als 10 Jahren, weil es die teure Energie (Brennstoff für Autos mit Verbrennungsmotoren) mit lokaler Sonnenenergie (Elektrizität für Elektroautos) ersetze.

H
ochwertige Gebäudehülle minimiert Verbrauch
Johann Verbiest, Leiter Gebäudetechnik bei Renggli und Bauherr (Minergie-P-A-Eco) präsentierte das Haus als ein einziges Energiekraftwerk. In seinem Erfahrungsbericht und seiner Schlussfolgerung sagte er: «Idealerweise produzieren Gebäude mehr Energie als sie verbrauchen. Der Verbrauch wird durch eine hochwertige Gebäudehülle minimiert, der Restenergieverbrauch wird grösstenteils mit erneuerbaren Energieträgern abgedeckt.» Muss der Nutzer so trotzdem sparen und wie kann das Bewusstsein der Nutzer nachhaltig verändert werden? Die Antwort auf seine Kernfragen war ein Experiment mit einer selbstgebauten «Sonne». Johann Verbiest resümiert: «Entscheidend für einen energieeffizienten Betrieb eines Gebäudes ist die integrale Planung der Anlagen. An diesem Thema muss man dran bleiben und die Anlagen, vor allem bei sich ändernden Bewohnersituationen z.B. Familienzuwachs, laufend aufeinander abstimmen. Das spart dann auch effektiv Energie und Geld»

30 bis 40‘000 km pro Jahr
Jonas Brunvoll, Store Manager bei Tesla in Cham, ist überzeugt, dass Tesla dank ausgeklügeltem Marketing auch die Umstellung auf nachhaltige Energie und die Begeisterung für die Elektromobilität zustande bringt. Um solche Ziele zu erreichen, braucht es Konzepte, die weit über das reine Fahrzeug und die damit zusammenhängen Fragen hinausgehen. Wie geht Tesla mit volatilen Erzeugern und den daraus entstehenden Herausforderungen im Strommarkt um? Wird eine 100%-Stromproduktion von erneuerbaren Energien angestrebt? Um nicht draufzulegen im Vergleich zu einem herkömmlichen Benzin- oder Dieselfahrzeuge müsste man mit einem Tesla 30 bis 40‘000 km pro Jahr zurücklegen. Ein Eventbesucher im Publikum wollte wissen, ob dies denn überhaupt sinnvoll sei angesichts der dauernd verstopften Strassen? Diese Kilometerleistung ist bei Vielfahren in der Schweiz üblich – insofern amortisieren sich Elektrofahrzeuge auch heute schon, da sie zwar hohe Einkaufspreise haben, aber die Betriebskosten deutlich geringer sind. Einen Vorgeschmack auf das Fahrvergnügen mit dem Elektroauto bekamen die Besucher, indem sie sich mit einem Tesla (Model S und Model X), einem BMW i3 und i8 und je einem Renault Kangoo Z.E., Twizy, ZOE auf einen kurzen Rundkurs begeben durften

Nutzung der Immobilie im Vordergrund

CEO Max Renggli rief in seiner Schlussbetrachtung grundsätzlich zu einem «konsequenten und bewussteren Verhalten» auf, aber auch dazu, Mehrwert aufgrund von Innovationen zu generieren. Bei der Gestaltung der Zukunft seien wir gut beraten, wenn die Nutzung der Immobilie im Vordergrund steht und die Gebäudetechnik über integrale Planung darauf abgestimmt wird. Nur so lässt sich echte Nachhaltigkeit – ökologisch und ökonomisch optimiert – erreichen. Die Betrachtung der Betriebskosten spielt dabei die entscheidende Rolle.

Massvoller Kompromiss
Die Gäste des Info-Anlasses «Strom vom Dach» wurden daran erinnert, dass die Schweizer Bevölkerung am 21. Mai 2017 über das Energiegesetz beziehungsweise den ersten Teil der Energiestrategie 2050 abstimmt. «Wir beurteilen das Energiegesetz als massvollen Kompromiss für Umwelt, Bevölkerung und Wirtschaft», so CEO Max Renggli. Aufruf der Firma: «Machen Sie sich am 26. April 2017 in der Stadthalle Sursee an einem entsprechenden Informationsanlass selber ein Bild davon.» Organisiert und durchgeführt wird die Veranstaltung mit Bundespräsidentin Doris Leuthard von der Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz.

©Text: Toni Rütti, Redaktor ee-news.ch

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