Andere Banken haben sich aus dem Projekt zurückgezogen: Die holländische ABN Amro hat Anfang Februar 2017 ihre Geschäftsbeziehungen mit den beteiligten Firmen auf Eis gelegt, und erst letzte Woche hat die deutsche BayernLB.

Dakota Access Pipeline: Ablenkungsmanöver statt echter Gesprächsbereitschaft bei der Credit Suisse

(PM) Die Credit Suisse versucht offensichtlich, von ihrer Schlüsselrolle bei der Finanzierung der umstrittenen Dakota Access Pipeline abzulenken. Greenpeace Schweiz hält an ihrer Darstellung von letzter Woche fest und fordert die Credit Suisse auf, ihre Behauptungen zu belegen. Aufgrund des mangelnden Entgegenkommens der Credit Suisse haben sich Greenpeace Schweiz und die Gesellschaft für bedrohte Völker entschieden, ein für heute anberaumtes Gespräch mit Vertretern der Bank abzusagen.


Greenpeace Schweiz hat vergangene Woche publik gemacht, dass viel mehr Geld von der Credit Suisse ins Umfeld der umstrittenen Dakota Access Pipeline fliesst, als zuvor bekannt. Die Schweizer Grossbank kommentierte dies mit einem dürren Statement, in dem behauptet wird, die Vorwürfe von Greenpeace seien falsch – die Credit Suisse sei nicht an der Projektfinanzierung der Pipeline beteiligt. In einem Brief der Bank an Greenpeace und die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) heisst es, die CS sei nur in kleinem Umfang an dem von Greenpeace aufgedeckten 850-Millionen-Dollar-Kredit beteiligt.

CS spielt Schlüsselrolle bei Pipeline-Finanzierung
Greenpeace hat die öffentlich einsehbaren Dokumente dazu noch einmal genau unter die Lupe genommen und muss feststellen: Diese lassen keinen Zweifel daran, dass die Credit Suisse diesen Kredit gewährt hat («lender of record») an die Firma Energy Transfer Equity (ETE), die Bau- und Betreiberfirma der Pipeline.

Sowohl Dokumente der US-Börsenaufsicht SEC wie die entsprechenden Einträge bei Bloomberg dokumentieren, dass dieser Kredit in Zusammenhang steht mit der Pipeline. «Die Credit Suisse spielt eine Schlüsselrolle bei der Finanzierung der Pipeline und der daran beteiligten Firmen», bekräftigt Greenpeace-Sprecher Thomas Mäder. «Wenn die Schweizer Grossbank dies abstreitet, soll sie dies auch öffentlich belegen.»

Federführend bei weiteren Finanzierungsrunden
Bezeichnend ist, dass die Credit Suisse in ihrer Stellungnahme mit keinem Wort auf ihre weiteren Geschäfte mit den Pipeline-Firmen eingeht: Sie war federführend bei weiteren Finanzierungsrunden im Dezember 2016 und im Februar 2017 sowie als andere Banken ihre Anteile an den Pipeline-Firmen verkaufen wollten – dies obwohl der Konflikt mit den Sioux bereits eskaliert war. In dieser Zeit hat die Bank zudem die Firmen bei weiteren Finanzgeschäften beraten. «Offensichtlich versucht die Credit Suisse davon abzulenken, welche zentrale Rolle sie bei der Finanzierung der Pipeline und der daran beteiligten Firmen spielt», hält Greenpeace-Sprecher Mäder fest. Besonders stossend ist auch hier, dass die CS-eigenen Geschäftsrichtlinien solche Geschäfte explizit ausschliessen:

«Die Credit Suisse erbringt keine Finanzierung oder Beratung für Geschäftstätigkeiten von Öl- und Erdgasunternehmen, gegen die glaubwürdige Belege vorliegen, dass sie in Menschenrechtsverletzungen wie beispielsweise (…) Gewaltanwendung gegenüber lokalen Gemeinschaften und indigenen Gruppen involviert sind.»[1]

Andere Banken beenden Geschäftsbeziehungen
Greenpeace Schweiz fordert die Credit Suisse erneut auf, die Rechte der Indigenen zu respektieren und sämtliche Geschäftsbeziehungen und Finanzierungen, die im Zusammenhang mit den Bau- und Betreiberfirmen der Dakota Access Pipeline stehen, zu stoppen. Dass dies möglich ist, haben verschiedene andere Finanzinstitute bewiesen: So hat beispielsweise die holländische ABN Amro Anfang Februar 2017 ihre Geschäftsbeziehungen mit den beteiligten Firmen auf Eis gelegt, und erst letzte Woche hat die deutsche BayernLB angekündigt, keine weiteren Geschäfte mit den Pipeline-Firmen zu tätigen und so rasch als möglich aus der Finanzierung auszusteigen.

Die Credit Suisse hingegen macht keinerlei Anstalten, ähnliche Schritte zu unternehmen. Und sie zeigt auch keine echte Gesprächsbereitschaft: Greenpeace und die GfbV verlangen schon seit Monaten Verhandlungen mit den direkt Verantwortlichen für die problematischen Geschäfte, konkret mit dem Chief Risk Officer. Dies hat die Credit Suisse aber abgelehnt. Die beiden NGO haben sich deshalb entschieden, ein für heute Mittwoch anberaumtes Gespräch mit der Credit Suisse abzusagen.

[1] www.credit-suisse.com/media/assets/corporate/docs/about-us/responsibility/banking/policy-summaries-de.pdf

Text: Greenpeace Schweiz

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