Der Skandal ist aufgeflogen, als im Neubauprojekt „EPR Flamanville 3“ mangelhafter Stahl in der Reaktordruckbehälter-Bodenkalotte festgestellt wurde (zu hoher Kohlenstoffgehalt). Bei einem AREVA-internen Audit wurden dann 430 Dokumente mit Abweichungen gefunden. Die französische Aufsichtsbehörde verlangte vertiefte Untersuchungen. AREVA hat angekündigt, 6’000 Dokumente zu untersuchen und ein Jahr lang zu benötigen.
Bereits konnte festgestellt werden, dass Teile für Druckbehälter, Dampferzeuger und Stutzen im nuklearen Primärkühlkreis betroffen sind. Von 87 bisher rapportierten Fällen sind 24 Reaktoren betroffen. In 23 Fällen handelt es sich gemäss Aufsichtsbehörde um sicherheitsrelevante Befunde.
Auch der Reaktordruckbehälter von Beznau 1 kommt von Le Creusot
Übrigens wiederholt sich die Geschichte: im August 2012 wurden tausende Risse in Reaktordruckbehältern belgischer AKW festgestellt. Das ENSI forderte nur einem minimale Stichproben-Prüfung beim AKW Mühleberg (weil aus gleicher Schmiede) und verwies ansonsten auf die vollständige Prüfung bei der Herstellung. Dies obwohl der Befund aus Belgien ja gerade bewiesen hatte, dass diese Prüfung bei der Herstellung nicht verlässlich ist (Zitat aus Zeitungsartikel):
Für das Ensi ist dies kein Argument für eine integrale Überprüfung. Es schreibt dazu: «Das internationale Regelwerk fordert eine vollständige Prüfung des Grundmaterials nach der Herstellung.»
Erst als die europäische WENRA eine Prüfung aller geschmiedeten Reaktordruckbehälter empfahl, bewegte sich das ENSI:
ENSI folgt WENRA-Empfehlungen zur Überprüfung der Reaktordruckbehälter
Was dann geschah, wissen wir: Beznau entdeckte 925 Stellen mit Fremdmaterialeinschlüssen und steht seitdem still.
Auch dieser Reaktordruckbehälter kommt von Le Creusot. Jetzt ist dokumentiert, wie diese Schmiede mehrfach Ausschuss-Schmiedeteile nicht verworfen, sondern weiterverarbeitet hat. Dass sie Herstellungs- und Prüfdokumente gefälscht hat. Dies in direktem Zusammenhang mit unterlassenem oder ungenügendem Entfernen von minderwertigen Gusszonen mit unerwünschten, schwächenden Einschlüssen. Genau solche Einschlüsse wurden in Beznau gefunden.
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©Text: Markus Kühni
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