Abgesuchte Fläche in einem Umkreis von 100 m mit Transekten. ©Bild: PK25, swisstopo

Zugvögel und Windenergie: Weltweit erste kombinierte Studie zu Schlagopfern und Vogelzugintensität

(BFE) Die Schweizerische Vogelwarte Sempach hat im Auftrag des Bundesamts für Energie die international erste Studie über das Kollisionsrisiko von Vögeln mit Windenergieanlagen erstellt. Dazu wurde am Standort Le Peuchapatte (Jura) parallel zur systematischen Suche nach Schlagopfern auch die Intensität des Vogelzugs mittels eines kalibrierten Radargeräts gemessen. Pro Windenergieanlage wurde dabei ein Medianwert von 20.7 Vogelopfern pro Jahr ermittelt.


Die Studie fand zwischen Ende Februar und Mitte November 2015 am Standort Le Peuchapatte auf 1100 m ü.M. in der Gemeinde Muriaux (JU) statt. Dort stehen seit 2010 drei Windenergieanlagen vom Typ Enercon E-82 mit einer Gesamthöhe (inkl. Rotor) von rund 150 Metern. An insgesamt 85 Tagen wurde die Umgebung der Windenergieanlagen in einem Umkreis von 100 Metern (bzw. 50 Metern an 15 Tagen in den Sommermonaten) systematisch nach Schlagopfern abgesucht. Für die Auswertung wurde die Sucheffizienz, die tägliche Verbleiberate der Vogelopfer und die Wahrscheinlichkeit berücksichtigt, dass ein kollidierter Vogel auf die untersuchte Fläche fällt. Die Berechnungen zur Bestimmung der absoluten Kollisionsraten erfolgten konservativ. Gleichzeitig wurde die Intensität des Vogelzugs kontinuierlich (24 Stunden pro Tag) 265 Tage lang (26.2.-17.11.2015) mit einem Radar des Typs BirdScanMT1 quantitativ erfasst.

20.7 Schlagopfern pro Windenergieanlagen und Jahr
Es wurde ein Medianwert von 20,7 Schlagopfern pro Windenergieanlagen und Jahr ermittelt. Kollisionsopfer waren vor allem nachts ziehende Kleinvögel, darunter Goldhähnchen und Drosseln, aber auch Mauersegler und Stockenten. Bei einem Grossteil der genauer untersuchten Schlagopfer waren im Röntgenbild Knochenfrakturen sichtbar. Die Kollisionsereignisse wurden hauptsächlich in der Zugzeit im Frühling und Herbst festgestellt. Sie traten aber nicht immer nur bei hoher Zugintensität im Höhenbereich der Windenergieanlagen auf. Dies zeigt, dass der Zusammenhang zwischen Zugintensität und der Anzahl Schlagopfer innerhalb der Zugzeit komplexer ist als bisher angenommen. Eine grosse zusätzliche Rolle dürften die witterungsbedingt unterschiedlichen Sichtverhältnisse spielen. Hier müssten weiterführende Untersuchungen ansetzen.

Die untersuchte Region im Jura weist für Schweizer Verhältnisse eine eher hohe Vogelzugintensität auf. Die Ergebnisse dürften sich auf topografisch ähnliche Standorte und in breiter Front ziehende Zugvögel übertragen lassen, also auf die grosse Masse der Zugvögel, die zum grössten Teil nachts zieht und nicht auf Thermik angewiesen ist. Nicht repräsentativ sind die Ergebnisse jedoch für Standorte in den Alpen oder im Mittelland. Unklar ist, in wie weit sie sich auf grössere und höhere Windenergieanlage übertragen lassen, da diese weiter in den Vogelzugstrom hineinragen.

Studie Vogelzugintensität und Anzahl Kollisionsopfer an Windenergieanlagen am Standort Le Peuchapatte (JU) >>

Text: Bundesamt für Energie

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