Die Reduktion von Bandenergie in der Schweiz erhöht zeitweise die Belastung der kritischen Knoten im Netz und reduziert damit die Importkapazität.

ElCom: Gibt Ausblick auf Versorgungssituation Winter 2016/2017

(ElCom) Mit der Verzögerung der Wiederinbetriebnahme des Atomkraftwerks Leibstadt bis im Februar 2017 fehlen rund 1200 MW Bandenergie. Zusammen mit Beznau I ist damit die inländische Produktionsleistung bis mindestens Ende Jahr um rund 1500 MW geschmälert. Die Energie aus dem Kernkraftwerk Leibstadt kann durch Importe substituiert werden.


Diese Substitution ist netztechnisch wenig kritisch, weil der Import auf der gleichen Netzebene (380-kV) erfolgt, wie das Atomkraftwerk angeschlossen ist.

Massnahmen umgesetzt
Die im Nachgang zur Wintersituation 2015/2016 von der ElCom und der Branche einberufenen Arbeitsgruppen haben verschiedene Massnahmen zur Vorbereitung auf den Winter 2016/2017 vorgeschlagen, welche mittlerweile von der Strombranche umgesetzt worden sind. Es handelt sich dabei insbesondere um die Publikation der 6-Monatsprognose für die NTC an der Schweizer Grenze, um die frühzeitige Beschaffung von Regelreserven durch Swissgrid sowie um die Überarbeitung des Notkonzepts für Regelreserven. Zudem wurde die Rolle der einzelnen Marktakteure geklärt. Zur Entspannung der Netzsituation wird auch die auf Anfang 2017 vorgesehene Inbetriebnahme eines neuen Kuppeltransformators in Beznau beitragen.

Der kommunizierte Ausfall von französischen Kernkraftwerken sowie des Kernkraftwerks Leibstadt und die limitierten Kapazitäten für die Importe aus Deutschland haben zu ansteigenden Preisen im Grosshandel geführt. Dies zeigt, dass die prognostizierte Energieverfügbarkeit eher knapp ist und damit die fehlenden 1500 MW in den Wintermonaten nur begrenzt durch Importe aus Deutschland und Frankreich kompensiert werden können. Ein Re-Import der Energie aus Italien kann diese Situation physisch entschärfen.

Netzausbau und Spannungserhöhung
In mittelfristiger Sicht gilt es – wie die ElCom bereits im Juni kommuniziert hat – den Netzausbau voranzutreiben. Zentral dabei ist nebst dem Transformator in Beznau auch der Transformator in Mühleberg. Die Inbetriebnahme des Transformators in Mühleberg setzt zusätzlich die rasche Spannungserhöhung der Leitung Bassecourt-Mühleberg voraus. Dass die Stromproduktion im Ausland – selbst wenn die entsprechenden Produktionsanlagen im Eigentum von Schweizer Unternehmen stehen – und Stromimporte nicht mit lokaler Bandproduktion gleichgesetzt werden dürfen, hat die Versorgungssituation im letzten Winter gezeigt.

Frankreich und Deutschland
Die Reduktion von Bandenergie in der Schweiz erhöht zeitweise die Belastung der kritischen Knoten im Netz und reduziert damit die Importkapazität. Im Zusammenhang mit der Importabhängigkeit muss auch auf die nicht risikolose Exportbereitschaft der Nachbarländer hingewiesen werden: In Frankreich sind in den kommenden Monaten an fast der Hälfte aller Reaktoren zusätzliche Inspektionen notwendig. In dieser Zeit stehen die Reaktoren für die Produktion nicht zur Verfügung. Deutschland ist in Verzug mit dem Ausbau der Übertragungsleitungen von den Windparks im Norden zu den grossen Verbrauchszentren im Süden (Nord- und Südachse). Bis 2022 nimmt Deutschland die noch verbleibenden Kernkraftwerke vom Netz, da-unter vier Kernkraftwerke in Baden-Württemberg und Bayern. Inwieweit Deutschland unter diesen Voraussetzungen noch in der Lage sein wird, Strom im bisherigen Umfang – auch in die Schweiz – zu exportieren, wird sich weisen.

Die ElCom wird die Situation gemeinsam mit der Branche weiter beobachten.

Text: Eidgenössische Elektrizitätskommission (ElCom), Quelle: Newsletter 10/2016

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