Urs A. Weidmann und Mitstreiter vor dem Pilotkraftwerk. ©Bild: Silent Power

Das CO2-neutrale Energiekonzept der Zukunft. ©Bild: Silent Power

Silent-Power: Erstes Methanol-Minikraftwerk geht ans Netz

(PM) Das von der Zuger Firma Silent-Power entwickelte Econimo-Minikraftwerk wandelt Methanol in Strom um. Das erste dieser geräuscharmen Minikraftwerke ist jetzt in Betrieb und hilft den Wasserwerken Zug AG, ihr Versorgungsnetz stabil zu halten. Diese Netzstabilisatoren werden immer wichtiger, je mehr Photovoltaik- und Windanlagen am Netz sind.


Die Anlage in Steinhausen am Sitz der WWZ AG ist das erste Minikraftwerk, das mit dem umweltfreundlichen und CO2- neutralen Treibstoff Methanol betrieben wird. Dank Trigeneration, bei der neben Strom auch Wärme zum Heizen und kaltes Wasser zum Kühlen erzeugt wird, liegt der Wirkungsgrad über 95 Prozent.

Innert Sekunden
Die in den nächsten Jahren aus Altersgründen stillzulegenden Atomkraftwerke sollen durch wirtschaftlichere und umweltfreundlichere Kraftwerkstypen ersetzt werden, die zudem nicht Bandenergie (wie aus Kernkraftwerken), sondern vor allem elektrische Spitzenenergie zur Kompensation von Wolkendurchgängen bei Photovoltaikanlagen liefern sollen. Gefragt ist also ein Kraftwerkstyp, der bei Bedarf innert Sekunden die volle Leistung abgeben kann. Die Anlage von Silent-Power bietet das. Die Entwicklungsphase ist abgeschlossen, und das weltweit erste Econimo-Minikraftwerk (Energy Converter Integral Modul) geht für die Wasserwerke Zug AG in Steinhausen ans Netz. Die Technologie von Silent-Power AG setzt auf Methanol, ein Kohlenwasserstoff, der Speicherung von Energie in chemischer Form bedeutet. Aus elektrischer Energie, Wasser und CO2 aus der Luft wird vollsynthetisches Methanol hergestellt, das sich über Jahrhunderte ohne Zerfallseffekte verlustlos lagern lässt. Beim Einsatz im Econimo-Minikraftwerk wird aus Methanol wieder Strom, Wasser und CO2 hergestellt. Wasserdampf und das ungiftige CO2 können problemlos der Umwelt übergeben werden, womit der Kreislauf geschlossen wird. Dadurch ist der Kreislauf CO2-neutral.

Auf Knopfdruck
Das Minikraftwerk, welches nun bei den Wasserwerken Zug AG im Einsatz steht, hat eine Kapazität von 25 Kilowatt Strom, der vor Ort ins Netz eingespiesen wird. Die Wasserwerke Zug interessiert der dezentral erzeugte Spitzenstrom: «Überzeugt hat uns die umweltfreundliche Art und Weise, wie mit Methanol Energie gespeichert und Strom quasi auf Knopfdruck abgerufen werden kann.» Erstmals wird Strom in der unmittelbaren Umgebung der Stromkonsumenten erzeugt. Bei konsequentem Einsatz von Minikraftwerken könnte auf den stark bekämpften Ausbau des Hochspannungsnetzes verzichtet werden. Weiter helfen die Anlagen, Transportverluste zu vermeiden. In konventionellen Verteilnetzen gehen bis zu 11 Prozent der eingespiesenen Energie verloren.

Methanol – Geschichte und Fakten
Die Herstellung von Methanol ist im Prinzip einfach: Aus Wasser wird mit Hilfe von Strom und dem Treibhausgas Kohlendioxid CO2 dieses Alkoholmolekül synthetisch hergestellt. Entdeckt hat dieses Verfahren der amerikanische Nobelpreisträger George A. Olah. Eine erste Blütezeit als Energieträger erlebte Methanol in den 90er Jahren in den USA: Damals fuhren etwa 20’000 Autos mit Methanol. Katalysatoren und Direkteinspritzungen machten jedoch die Verwendung von Benzin nach und nach wieder sauberer und liessen Methanol als Energieträger in Vergessenheit geraten. Doch das könnte sich mit den Methanol-Minikraftwerken ändern. Das Methanol, das von Silent-Power eingesetzt wird, heisst M99 und wird vollsynthetisch hergestellt.

Die Zahl 99 steht für mindestens 99-prozentige Reinheit. M99 besitzt ähnliche Brenneigenschaften wie Benzin, Diesel oder Kerosin, brennt jedoch rückstandsfrei und sauber. Zudem dürfte M99 einer der ungefährlichsten Treibstoffe sein, da er biologisch abbaubar ist. Geräte Methanol durch ein Schiffsunglück ins Meerwasser, verdünnte es sich sofort und würde innert weniger Stunden verdunsten. M99 ist eine wasserklare Flüssigkeit, die sich wie Brennspiritus leicht und ohne Zersetzungserscheinungen auch über längere Zeit verlustlos lagern und transportieren lässt. Bei entsprechender Handhabung ist Methanol für Mensch und Natur gefahrlos: Es gibt keine giftigen Rückstände oder schädlichen Abfallstoffe.

Ersetzt 14 fossile Brenn- und Treibstoffe
Methanol kann als universeller Brenn- und Treibstoff eingesetzt werden, der alle 14 heute in der Schweiz parallel vertriebenen fossilen flüssigen Brenn- und Treibstoffe (Super- und Normalbenzin, Diesel, Heizöl extra leicht, vier Kerosenarten usw.) ersetzen könnte. Die Methanolwirtschaft ist grundsätzlich viel einfacher und die Lagerhaltung und Distribution viel ökonomischer. Heute wird Methanol vor allem noch aus Erdgas gewonnen, was die Ökobilanz schmälert. Sobald jedoch das benötigte CO2 aus der Luft kommt, wird Methanol zum idealen CO2-neutralen Brennstoff.

Jedes Land kann selbst Methanol herstellen. Besonders wichtig ist dies für Entwicklungsländer, die keine wertvollen Dollars mehr für den Oelimport aufwenden müssten. Methanol erlaubt die „Demokratisierung“ der Energieversorgung: In Zukunft kann jedermann seinen eigenen Brennstoff herstellen und damit handeln. Dezentralisierte Stromerzeuger wie die Minikraftwerke von Silent-Power arbeiten im vielfach redundanten Betrieb. Falls eines oder mehrere Minikraftwerke ausfallen, wird dies der Stromkonsument kaum spüren. Die vielfache Redundanz des Systems machte es äusserst stabil.

Geld bleibt im Land
Kernkraftwerke können heute praktisch nur noch von koreanischen, französischen und chinesischen Grosskonzernen gebaut werden. Sollte die Schweiz je daran denken, erneut ein Kernkraftwerk zu bauen, würde das gesamte Investitionsvolumen deshalb ins Ausland fliessen. Im Gegensatz dazu schafft eine dezentrale Stromproduktion Tausende von Arbeitsplätzen im Inland, da viele Facharbeiter und Handwerker benötigt werden. Das investierte Geld bliebe im Lande. Ein weiterer grosser Vorteil einer dezentralen Stromproduktion ist der Sicherheitsaspekt. Die enormen Gefahrenpotentiale von Atomkraftwerken und Staudämmen würden verschwinden. Auch die Hochspannungsleitungen nähmen aus Sicht der Terroristen an Bedeutung ab.

Und wenn die Temperatur schneller steigt?
Der grösste Anteil des CO2 ist in den Ozeanen gespeichert. Erhöht sich die Wassertemperatur, wird CO2 ausgetrieben. Ein solcher positiv rückgekoppelter Prozess könnte immer schneller ansteigende Temperaturen auf der Welt zur Folge haben. Falls sich herausstellen sollte, dass der CO2-Gehalt der Atmosphäre nicht nur stabilisiert, sondern sogar reduziert werden muss, bietet die Methanolsynthese eines der wenigen, in kurzer Zeit realisierbaren Hilfsmittel: Mit vollständig aus Wasser, CO2 und Strom erzeugtem Methanol, das über stillgelegte Oelbohrlöcher in den Untergrund gepumpt wird und damit aus der Biosphäre ausgeschieden wird, kann dem Kohlendioxidanstieg in der Atmosphäre entgegensteuert werden. Der grosse Vorteil ist, dass das Methanolmolekül über Jahrtausende stabil bleibt.

Text: Silent Power

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1 Kommentare

Bernhard Nieberding

Bis heute 8.11.2022 kein einziger Kommentar! Geht dieser geniale Weg der klimaneutralen Energiegewinnung der Öffentlichkeit am A…. vorbei?

Das beschriebene Verfahren ist sowohl energiepolitisch als auch gesellschafts- und wirtschaftspolitisch die Blaupause sowohl für zukünftige Energiegewinnung als auch für die Minderung von Abhängigkeiten sowie schlussendlich der Stärkung von Regionen. In größeren Netzen gedacht und ausgeweitet auf die sonnenreicheren Regionen dieser Welt ist Methanol sicher der unkomplizierteste Weg zur regenerativen und vor allem demokratischen Energiegewinnung weltweit.

Alle anderen Technologien konzentrieren wieder zu viel Macht in den Händen weniger, die über die geeigneten Infrastrukturen, Produktionstechniken oder komplizierte Transportfacilitäten verfügen. Egal ob Wasserstoff oder Elektrospeicher, beide Verfahren sind oder werden früher oder später (siehe US-Bestimmungen für E-Automarkt) Gegenstand staatlicher Einmischung, Regulierung und Subventions- oder Protektionspolitik. Die vergleichsweise leichte Herstellung, Lagerung, Transportierbarkeit und vielfältige Anwendbarkeit von Methanol in Verbindung mit alternativer, dezentraler Stromerzeugung sowie dem Einsatz in Brennstoffzellen oder auch in Verbrennungsmotoren ist eigentlich konkurrenzlos und sich einfacher und schneller zu etablieren als alle anderen Alternativen zu Öl und Gas oder Atomstrom, die derzeit diskutiert werden.

Wieso kommt mehr als sechs Jahre nach diesem richtungweisenden und offenbar erfolgreichen Einsatz eines Methanolkraftwerkes in einer bestehenden systemrelevanten Infrastruktur - also in einem sensiblen, von vielfältigen Sicherheitsaspekten bestimmten Umfeld - keine Ausweitung zustande?

Wer könnte mir weitere erfolgreiche Beispiele eines Einsatzes von Methanol nennen? Ich würde dieses Thema gern weiter bearbeiten.

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