Bauarbeiten am Fundament. ©Bild: EWS

Schematische Darstellung des Bürgerbeteiligungsmodells der EWS für den Windpark Rohrenkopf. ©Bild: EWS

EWS: Wie ein Bürgerwindpark im Südschwarzwald entsteht

(PM) Die Elektrizitätswerke Schönau sind bislang bekannt als einer der grössten unabhängigen Ökostrom- und Gasanbieter in Deutschland. Mit dem Windpark Rohrenkopf im baden-württembergischen Wiesental stossen die EWS jetzt in grösserem Umfang in den Markt der Stromerzeuger vor und setzen ihre Politik der ‹Energiewende von unten» fort.


Bereits bei der ersten Vorstellung der Planungen wurde auch ein mögliches Bürgerbeteiligungsmodell dargestellt. Das Modell sieht vor, dass Bürger aus der direkten Raumschaft des Windparks die Möglichkeit haben, über eine Bürgergesellschaft nach der Inbetriebnahme einzelne Windenergieanlagen zu erwerben. Zudem kann sich jeder Bürger an der EWS-Genossenschaft direkt beteiligen und wird damit auch zum Miteigentümer des Windparks.

Baden-Württemberg setzt auf Wind
Die entscheidenden Weichstellungen für ein solches Projekt legte bereits 2011 die neue grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg. Mit ihr endete die aktive Windkraft-Verhinderungspolitik der vorherigen Regierung: Mit dem Windenergieerlass und dem zugehörigen neuen Landesplanungsgesetz 2012 wurden neue Rahmenbedingungen geschaffen. Es wurde festgelegt, dass der Windkraft „substantiell Raum“ zu geben ist und die Entscheidungshoheit über den Ausweis von Windkraft-Konzentrationsflächen primär den Kommunen zu übertragen ist.

2012 wählte die Stadt Schopfheim die EWS als Projektierer für Windkraftanlagen auf ihrer Gemarkung. Um potenzielle Standorte bewerten zu können, haben die EWS in einem ersten Schritt Windmessungen im Umfeld der mit fast 1170 m über NN höchsten Erhebung auf Schopfheimer Gemarkung – dem Rohrenkopf – durchgeführt. Die Messungen ergaben langzeitreferenziert eine mittlere Windgeschwindigkeit von über 6.5 Meter/Sekunde. Genügend Wind also, um hier einen Windpark erfolgreich zu betreiben.

Grüner Strom für 15000 Haushalte
Auf dem Rohrenkopf soll ein Windpark mit fünf Windenergieanlagen vom Typ Enercon E-115 mit einer Nabenhöhe von jeweils 149 Metern entstehen, die zusammen einen jährlichen Stromertrag von rund 40 Millionen kWh liefern werden. Dies entspricht dem jährlichen Stromverbrauch von etwa 15‘000 Haushalten. Überdies werden jährlich bis zu 23‘000 Tonnen CO2 und bis zu 22 kg radioaktiver Abfall vermieden. Das Investitionsvolumen des Projekts beläuft sich auf rund 29 Millionen Euro.

Die Vorarbeit ist getan
Ein Windpark entsteht jedoch nicht von heute auf morgen. Es bedarf eines grossen Planungsvorlaufs und die Genehmigung zur Errichtung unterliegt zahlreichen Auflagen, deren Erfüllung bereits im Vorfeld nachgewiesen werden müssen. Für die EWS bedeutete dies drei Jahre intensiver Arbeit, um die erforderlichen Gutachten zu erstellen und die Genehmigungsplanung abzuschliessen: Gutachten zum Natur- und Artenschutz, zu möglichen Auswirkungen auf Boden, Biotope, Trinkwasserquellen, Flugverkehr und Richtfunk sowie auf das Landschaftsbild. Im November 2015 erteilte das Landratsamt Lörrach die erforderliche Baugenehmigung für den Windpark. Kurz darauf wurden zunächst die Flächen, auf denen später die Windräder stehen sollen, gerodet. Weitere Massnahmen wurden wegen der Winterruhe von Tieren nicht unternommen.

Herausfordernder Transport
Der offizielle Baubeginn war dann am 2. Mai 2016. Zunächst werden die Aufstellflächen für die Windräder vorbereitet. Im nächsten Schritt werden die Fundamente für die Windräder gelegt. Parallel wird die Stromableitung vorbereitet, um später den erzeugten Strom 4.5 km talabwärts vom Windpark ins Stromnetz einspeisen zu können. Eine grosse Herausforderung stellt der Transport der Segmente für die Windräder zu den Baustellen dar. Die Beton- und Stahlsegmente sowie die Rotoren werden von Nord- und Mitteldeutschland per Schiff zum Rheinhafen Weil am Rhein transportiert. Dort werden sie auf Schwertransporter umgeladen. Die Rotorblätter werden mit sogenannten Selbstfahrern befördert, bei denen die Last vertikal hochgestellt werden kann, sodass die Fahrzeuge in der Lage sind, selbst enge Kurven und Haarnadelkurven im Bergland zu passieren. Für die Schwertransporter wurde vereinbart, dass die Transporte nur nachts durchgeführt werden, um die Behinderungen für die Anwohner möglichst gering zu halten.

Bauarbeiten am Fundament
«Aufgrund der Topographie des Südschwarzwalds sind die Anforderungen an Logistik, Errichtung und Stromabfuhr eines Windparks mit denen in anderen Regionen in Deutschland nicht vergleichbar. Zu zeigen, dass die Windenergie auch hier einen wichtigen Beitrag für Energiewende in Bürgerhand leisten kann, ist eine besondere Motivation», sagt Tobias Tusch, Geschäftsführer der EWS Energie GmbH. Im Sommer begann das Aufstellen der fünf Windräder, die nach alle noch in diesem Jahr in Betrieb gehen sollen.

Text: Elektrizitätswerke Schönau (EWS), Heiner Fabry

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