In Siegershausen wird eine grosse Bandbreite an Käsespezialitäten produziert, so auch Raclette. ©Bild: EnAW

Die Strähl Käse AG setzt sich mit einer Photovoltaikanlage auch für erneuerbare Energien ein. ©Bild: EnAW

Strähl Käse: Grüne Energie für weissen Rohstoff

(PM) Seit Jahrzehnten macht sich die Firma Strähl Käse mit ihren hervorragenden Käseprodukten einen Namen im In- und Ausland. Nicht nur mit cremigen und herzhaften Geschmacksinnovationen setzt sich das Unternehmen für eine erfolgreiche Zukunft ein, sondern auch mit innovativen Lösungen im Bereich Energieeffizienz.


Seit über 60 Jahren steht im beschaulichen Siegershausen im Kanton Thurgau ein Unternehmen, das für Schweizer Tradition steht: die Käserei der Familie Strähl. Die Geschichte des Familienunternehmens geht bis in die erste Hälfte des letzten Jahrhunderts zurück. Paul Strähl senior gründete 1935 sein Unternehmen und liess sich 1954 mit einer modernen Käserei am heutigen Standort in Siegershausen nieder. Die Führung des Betriebs liegt heute in der Hand der dritten Generation: Seit 2015 ist Peter Strähl Vorsitzender der Geschäftsleitung.

Temperaturunterschiede
Die Herstellung von Käse ist energieintensiv. Beim gesamten Produktionsprozess von der flüssigen Milch zum (mehr oder weniger) harten Käse wechseln sich hohe und tiefe Temperaturen mehrmals ab. Täglich werden bis zu 160‘000 Liter Milch verarbeitet, erhitzt, abgekühlt, erneut erwärmt und schliesslich bei der Lagerung wiederum gekühlt. Dieses Auf und Ab der Temperatur verbraucht viel Energie.

Der seit 2007 zwischen der Schweiz und der EU liberalisierte Käsemarkt sowie der starke Franken sorgen dafür, dass viele günstige Produkte in die Schweiz gelangen. Um preislich attraktiv zu bleiben und auch keine Marktanteile zu verlieren, gehören Kosteneinsparungen und Effizienzsteigerungen in den Prozessen zur Strategie des Unternehmens. In Zusammenarbeit mit der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) setzt die Strähl Käse AG Energieeffizienzmassnahmen zur Kosteneinsparung ein.

Schnittstelle zum Bund
Die Strähl Käse AG ist bereits seit der Gründung der EnAW als Teilnehmerin dabei. Anfang 2005 wurde die Zielvereinbarung mit Massnahmenpaketen im Energie- Modell der EnAW erfolgreich auditiert. Als Grossverbraucher des Kantons Thurgau ist das Unternehmen verpflichtet, seinen Energieverbrauch zu reduzieren. An der EnAW schätzen Peter Strähl und Martin Egli, Produktionsleiter der Strähl Käse AG, darum besonders, dass diese mit dem benötigten Know-how quasi als Schnittstelle zu Kanton und Bund agiert. Die abgeschlossene Zielvereinbarung gewährleistet ausserdem, dass dem Unternehmen die bezahlte CO2-Abgabe zurückerstattet wird. Mit 84 Franken pro Tonne CO2 ist dies ein gewichtiger Betrag für das Familienunternehmen.

Dank weiterer Partner konnte die Käserei aus dem Thurgau verschiedene Projekte umsetzen. 2008 wurde in Zusammenarbeit mit der Frigel AG eine Eiswasseranlage realisiert, die im Zuge des Neubaus eines Produktionsgebäudes ebenfalls nochmals ausgebaut wurde. Einer der grossen Vorteile dieser Anlage liegt neben einer optimalen Kälteleistung von 200 Kilowatt in der integrierten Teilnutzung der Abwärme. Der Wärmetransport erfolgt über ein Wasser-/Frostschutzgemisch und nicht mehr direkt über das Kältemittel. Die Abwärme dient dadurch als Quelle für die zwei Wärmepumpen in der Produktion.

Unterstützung durch den Kanton
Der Kanton Thurgau unterstützt seine Unternehmen beim effizienten Umgang mit Energie. So ist beispielsweise das Elektrizitätswerk des Kantons Thurgau (EKT) nicht nur seit Jahren in der Thurgauer Wirtschaft verankert, sondern setzt sich mit seinem Energie-Engagement auch für eine erfolgreiche Energiezukunft des Kantons ein. Besonders energieeffiziente Unternehmen belohnt EKT finanziell. Die Strähl Käse AG hat daher mit der EKT eine Fördervereinbarung unterzeichnet.

Der Kanton Thurgau unterstützt Unternehmen auch bei innovativen Lösungen zur Steigerung der Energieeffizienz und übernimmt einen Teil der Kosten. Bei einer ersten Machbarkeitsstudie für die Strähl Käse AG wurde untersucht, welche Form der Energieversorgung für das Unternehmen am besten geeignet ist, wobei man sich im letzten Schritt gegen eine Holzschnitzelheizung und für Wärmepumpen mit Abwärmenutzung entschieden hat.

Grosse Eigeninitiative
Peter Strähl und Martin Egli betrachten einen sorgfältigen Umgang mit Energie als wichtigen Faktor für die Wirtschaftlichkeit ihres Unternehmens. Aus diesem Grund haben sie 2013 aus eigenem Antrieb eine Photovoltaikanlage von über 1200 Quadratmetern realisiert, die jährlich 185‘000 Kilowattstunden Strom produziert, der im eigenen Betrieb verbraucht wird und nicht von der KEV profitiert. Eine Menge, die dem Jahresverbrauch von beachtlichen 50 mittelgrossen Haushalten entspricht.

Kanton Thurgau
Energieeffizienz wird im Kanton Thurgau grossgeschrieben. 2015 konnten dank des kantonalen Förderprogramms Energie insgesamt 1310 Fördergesuche bewilligt und Beiträge von über 13 Millionen Franken zugesichert werden. Gebäudehüllensanierungen, Sonnenkollektoren und Wärmepumpen sind beispielsweise Bereiche, die schwerpunktmässig gefördert werden. Mit dem 2014 lancierten Förderprogramm «Thurgauer Energie-Fitness» leistet auch das Elektrizitätswerk des Kantons Thurgau (EKT) seinen Beitrag zu einem energieeffizienten Kanton. Das Programm belohnt auch EnAW-Teilnehmer, die ihre Energieeffizienz innerhalb von drei aufeinanderfolgenden Jahren um insgesamt 15 Prozent verbessern. Mit 3.5 Rappen pro eingesparte Kilowattstunde oder maximal 50‘000 Franken, die an ein Unternehmen ausgezahlt werden, lohnt sich eine Teilnahme auf jeden Fall.


Interview mit Roland Eberle, Ständerat Kanton Thurgau

Nimmt der Kanton Thurgau eine Vorbildfunktion beim Energiesparen ein?
Mit den Fördermassnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz und zum Einsatz erneuerbarer Energien im Kanton Thurgau stehen wir im Kantonsvergleich an der Spitze! Unternehmen im Kanton Thurgau profitieren von einem umfangreichen Förderprogramm zum Beispiel bei Energieanalysen, Machbarkeitsstudien und Betriebsoptimierungen. Zahlreiche Unternehmen, wie zum Beispiel die Strähl Käse AG, nutzen die Angebote und reduzieren in der Folge ihren CO2-Ausstoss, erhöhen ihre Energieeffizienz oder nutzen erneuerbare Energien. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und zur Senkung des Energieverbrauchs im Kanton Thurgau.

Welchen Anliegen der Unternehmen gilt es bei der nationalen Energiestrategie ein besonderes Augenmerk zu schenken?
Es gilt, das richtige Mass zu finden zwischen dem technisch Machbaren und dem wirtschaftlich Sinnvollen. Bei der Umsetzung des Grossverbrauchermodells (GVM) wird der Fokus zunächst auf die Ermittlung des gesamten energietechnischen Potenzials und dann auf die Realisierung von wirtschaftlichen Massnahmen zur Senkung von Energieverbrauch und CO2-Ausstoss gelegt. Das begrüsse ich, denn so können gleichzeitig die Betriebskosten gesenkt, die Konkurrenzfähigkeit erhöht und das Klima geschont werden – eine Win-win-Situation.

Welchen Stellenwert haben die Einsparungen von bekannten Unternehmen wie der Strähl Käse AG für die Thurgauer Wirtschaft?
Die Erfolge der Strähl Käse AG strahlen positiv in den Kanton aus und zeigen, dass schon mit wenigen, aber dafür wirkungsvollen Massnahmen grosse Einsparungen erreicht werden können. Voraussetzung dafür ist eine gründliche Analyse der energierelevanten Unternehmensbereiche und die enge Zusammenarbeit zwischen dem Unternehmen und der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) bei der Erarbeitung der Zielvereinbarung.

Welche Rahmenbedingungen benötigen Schweizer Unternehmen, um wirtschaftlich und energieeffizient produzieren zu können?
Die Rahmenbedingungen müssen so sein, dass die Potenziale der Energieeffizienz genutzt werden und gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens gestärkt wird. Mit den Zielvereinbarungen gemäss GVM wird dies heute bereits ermöglicht. Die regelmässige Analyse des Energieverbrauchs birgt für energieintensive Unternehmen Chancen zur Kostensenkung. Die so eingesparten Mittel können reinvestiert werden, um die Marktposition des Unternehmens weiter zu stärken.

Welche Rolle haben die Kantone bei der nationalen Energiestrategie?
Die Kantone unterstützen die Umsetzung der Energiestrategie 2050. Sie fördern die effiziente Energienutzung und die Nutzung erneuerbarer Energien bei Unternehmen und Privaten. Mit Anreizen zu freiwilligen Massnahmen wie auch mit gesetzlichen Vorgaben wird die Entwicklung vorangetrieben. Der GVM ist dabei ein geeignetes Instrument, um die strategischen Ziele von Bund und Kantonen zu erreichen.

Text: Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW)

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