Geothermie-Experten hegen ähnliche Wünsche und Erwartungen an die Technologie wie die Öffentlichkeit. Das zeigte eine Podiumsdiskussion am Nachmittag. ©Bild: Tiger

Akzeptanz Tiefengeothermie: Neue Kommunikationstools sollen helfen

(©CS/ee-news.ch) Am 18. November präsentierte das Forschungsverbundprojekt „Tiefe Geothermie: Akzeptanz und Kommunikation einer innovativen Technologie“ (Tiger) seine Ergebnisse in Saarbrücken. Im Rahmen des Projekts wurden ein App, eine Toolbox und ein Spiel zur Tiefengeothermie entwickelt.


Hauptziel des Projekts war es, die Akzeptanz und das Wissen zur Tiefengeothermie in der Bevölkerung zu untersuchen und auf Basis der Ergebnisse ein Instrumentarium zur Kommunikation dieser innovativen Energieform zu entwickeln. Sarah Wurth vom Projektträger Jülich informierte zu Akzeptanz- und Forschungs-Themen im Rahmen des 6. Energieforschungsprogrammes der deutschen Bundesregierung. Bei der Geothermie sei lange vor allem im Bereich Kraftwerkstechnik geforscht worden, seit 2011 gebe es aber auch Akzeptanzforschung. Denn die Bevölkerung verbinde die Geothermie eher mit Nachteilen, wie unbekannte Risiken, Erdbeben, die Schäden am Hauseigentum hervorrufen könnten, hohe Kosten. Dabei könne die Geothermie als grundlastfähige Energie einen wichtigen Beitrag zum nationalen Ziel einer 100 % erneuerbaren Energieversorgung im Jahr 2050 leisten.

Kommunizieren, wenn etwas schief läuft
Mathias Bauer (CBM) führte in die Veranstaltung ein und plädierte dafür, in einer Demokratie nichts gegen den Willen der Bürger zu tun. Anschliessend schilderte Erwin Knapek, Präsident des Bundesverbands Geothermie e.V. (BVG), in einem Impulsvortrag die Situation der Geothermie in Deutschland. Eindrücklich berichtete er von seiner Zeit als Bürgermeister in Unterhaching, während der er 2001 die Entwicklung und Realisierung des Geothermieheizkraftwerks Unterhaching initiierte. Wichtig für die Akzeptanz in der Bevölkerung sei es, auch dann zu kommunizieren, wenn etwas schief laufe. Dabei müsse erklärt werden, warum es schief laufe und wie es wieder ins Lot gebracht werde.

Tiger-Projekt
Anna Borg von der CBM GmbH stellte das Projekt Tiger vor. Vor Beginn des Projekts habe es hinsichtlich Geothermie grosse Bedenken in der Bevölkerung und tendenziell eher Negativmeldungen in der Presse gegeben. Und das trotz guter Argumente für die Geothermie. Technische Innovationen, wie Tiefengeothermie, könnten aber nur durch Akzeptanz erfolgreich umgesetzt werden, dabei seien Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation zentrale Punkte. Das Ziel von Tiger war die Entwicklung eines Kommunikationskonzepts für Tiefe Geothermie, daran gearbeitet hat ein transdisziplinäres Team aus Psychologen, Kommunikations- und Informationswissenschaftlern, Ingenieruen, Geographen und Journalisten.

Johanna Kluge und Bianka Trevisan von der RWTH Aachen University erläuterten die wissenschaftlichen Grundlagen der Tiger-Forschung. Sabine Schwendemann und Aike van Douwe von der gec-co GmbH präsentierten technische Gestaltungsspielräume von Geothermie-Anlagen sowie die aktive Pressearbeit von Tiger. Im Anschluss daran diskutierten die Besucher auf dem „Marktplatz Kommunikation in der Geothermie“ intensiv zu den Themen Vertrauen, Transparenz und Wissensvermittlung.

Kernanliegen der Geothermie-Branche
Tiger-Projektkoordinatorin Anna Borg fasst zusammen: „Öffentlichkeitsarbeit und Akzeptanz Tiefer Geothermie zu gestalten, müssen Kernanliegen der Geothermie-Branche und der Politik sein. Akzeptanz-Hürden in geothermischen Privileg-Regionen und die richtige Art zu kommunizieren, sind Themen, die auf die Entwicklung der Geothermie grossen Einfluss haben.“ Das Forschungsprojekt Tiger wird seit 2012 vom deutschen Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert und läuft zum Jahresende aus.

Kommunikationskonzept, App und Spiel
Aus dem Tiger-Projekt sind folgende Kommunikationswerkzeuge entstanden:

  • Das Tiger-Kommunikationsprojekt bietet Betreibern, Behörden und Institutionen Handlungsempfehlungen zur strategischen Kommunikation mit der Öffentlichkeit.
  • Die Tiger-App besteht aus Tiger-Toolbox, Tiger-Spiel und Basiswissen und versammelt Basiswissen zur Tiefen Erdwärme.
  • Die Tiger-Toolbox bildet den praxisorientierten Werkzeugkasten für typische Kommunikations-Situationen bei Planung, Bau und Betrieb von Tiefengeothermie -Anlagen.
  • Das Tiger-Spiel bringt in einer plattformübergreifenden Anwendung Interessierten Geothermie, Akzeptanz und Kommunikation spielerisch näher.

Anna Borg erläutert: „Mit diesen Instrumenten schaffen wir Wissen und bieten grundlegende Unterstützung beim Umgang mit Bürgerinnen und Bürgern sowie Medien.“

Frühzeitige, offene und transparente Kommunikation
Die Tiger-Ergebnisse gelten für die Tiefengeothermie, ob sie auch auch auf andere Technologien und Vorhaben übertragbar sind, ist zu erforschen. Die Reaktion von Bürgerinnen und Bürgern auf Unbekanntes und neue Technologien ähneln sich häufig. In einer Podiumsdiskussion am Nachmittag zeigt sich, dass sogar Geothermie-Experten ähnliche Wünsche und Erwartungen an die Technologie hegen, wie die Öffentlichkeit. Erwin Knapek vom Bundesverband Geothermie e.V., Birgit Müller vom Landesforschungszentrum Geothermie in Baden-Württemberg, Simon Himmel von der RWTH Aachen University und Detlev Rettenmaier von der geothermeon AG aus Landau traten für frühzeitige, offene und transparente Kommunikation, für einen aktiven Einbezug der Bevölkerung, Bildungsangebote und eine unkomplizierte Zusammenarbeit mit den Betreibern von Tiefengeothermie -Anlagen ein.

Abgerundet wurde die Tiger-Abschlussveranstaltung durch einen Ausblick in die Zukunft der Geothermie von Professor Rolf Bracke vom GeothermieZentrum Bochum und einem Überblick über die Energie-Forschungslandschaft von Volker Monser vom Projektträger Jülich.

Text: Christa Schuh, Redaktorin ee-news.ch, Quelle: Tiger – Tiefe Geothermie

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3 Kommentare

Andreas Menser

Ich wohne in der Nähe von Landau und bekomme hautnah mit, was da abgeht. Der Herr Müller spielt sich als persönlicher Feind von Daldrup auf. Die bisherigen Probleme hatte der damalige Betreiber zu verantworten und nicht die Fa. Daldrup. Natürlich gab es massiv Probleme,die aber nur gelöst werden können,wenn man dazu bereit ist. Mit polemischer Berichterstattung seitens der BI-Landau ist nicht geholfen. Die Energiewende muss kommen und dazu gehört auch die Tiefengeothermie.
Das mag manchen Gestrigen nicht passen, aber so ist es.

Bastian Rosner

Sie Herr Müller sind also Vorsitzender von zwei Bürgerinitiativen gegen Geothermie und sind sozusagen ein Akteur der Anti-Geothermie-Lobby. Zudem versuchen Sie seit einiger Zeit das Geothermiekraftwerk Landau verantwortlich zu machen für Schäden an Ihrem Haus. Bislang erfolglos. Nenn ich mal objektiv.

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