Die Veranstaltung schloss mit folgendem Fazit: So wenig Regulierung wie möglich, so viel Regulierung wie nötig.

ElCom: Grossverbraucher drängen in den Markt

(ElCom) Jeder zweite Grossverbraucher kauft seinen Strom am freien Markt ein. Rund drei Viertel der frei handelbaren Elektrizität ist am Markt. Die ElCom präsentierte am diesjährigen Forum in Basel die neuesten Zahlen zum Strommarkt. Unter dem Thema «Wieviel Regulierung braucht die Stromwirtschaft» diskutierten prominente Vertreterinnen und Vertreter der Politik, Branche und Endverbraucher.


Frau Bundesrätin Doris Leuthard erläuterte in der Keynote die Herausforderungen der Schweiz mit Blick auf die Energiestrategie 2050. Das ElCom-Forum fand dieses Jahr zum sechsten Mal statt. Prominente Rednerinnen und Redner diskutierten am 20. Novebmer im Congress Center Basel die Frage der Regulierung der Stromwirtschaft vor einem Publikum aus über 350 Fachleuten.

Jeder zweite Grossverbraucher ist im Markt
In der ersten Stufe der Marktöffnung können nur Grossverbraucher mit einem Jahresverbrauch von mindestens 100 MWh ihren Stromlieferanten frei wählen. Die Gruppe der Grossverbraucher umfasst ca. 28‘000 Endverbraucher. Sie konsumiert rund die Hälfte der in der Schweiz von Endverbrauchern genutzten Elektrizität (ohne öffentlichen Verkehr). In den ersten zwei Jahren nach der Marktöffnung haben nur wenige Grossverbraucher von der Liberalisierung profitiert, weil der Strom am freien Markt teurer als derjenige in der Grundversorgung war. Mit den tiefen Preisen an den Strombörsen hat der Trend hin zum Markt stetig zugenommen. Die jüngsten Zahlen zeigen für 2016 neue Rekordwerte: 56 Prozent der Grossverbraucher sind am freien Markt. Sie konsumieren 74 Prozent der frei handelbaren Elektrizität. Angesichts der tiefen Preise an den Terminmärkten dürfte sich dieser Trend auch in den nächsten Jahren fortsetzen. Diese Zahlen präsentierte Brigitta Kratz, Vizepräsidentin der ElCom.

Stabile Rahmenbedingungen gefordert
Bundesrätin Doris Leuthard hat in ihrer Keynote auf die Herausforderungen der Energiestrategie 2050 nach der Erstberatung in den Räten und vor der Differenzbereinigung mit einem neu zusammengesetzten Parlament hingewiesen. Sie betonte die Wichtigkeit der Einbindung der Schweizer Stromwirtschaft in den europäischen Binnenmarkt. Das dazu notwendige Stromabkommen sei aber an die Klärung übergeordneter politischer Fragen wie die Personenfreizügigkeit geknüpft. Die weitere Strommarktöffnung in der Schweiz sei als Chance zu betrachten und einzelne Unternehmen hätten aufgrund einer guten Ausgangslage diese Chancen auch bereits angepackt.

Smart regulation
David Thiel, CEO der Industriellen Werke Basel skizzierte die Erwartungen eines Stadtwerkes an die Regulierung: Erneuerbare Energie sei ausreichend vorhanden, die flexible und günstige Nutzbarmachung sei das Problem. Mit einer «smart regulation» solle der Umbau der zentralen in eine integrierte Versorgung geordnet und zu minimalen volkswirtschaftlichen Kosten erfolgen. Netzstabilität und Optimierung, Bau und Erhalt systemrelevanter Produktionsanlagen sowie eine verursachergerechte Zuweisung der Kosten müssten sichergestellt sein.

Kleine Konsumenten zahlen für Marktöffnung
Ansgar Gmür, Direktor des Schweizerischen Hauseigentümerverbandes präsentierte ein durchzogenes Bild der bisherigen Auswirkungen der Marktöffnung auf die kleinen Konsumenten: Die erste Stufe Marktöffnung sei primär von den kleinen Konsumenten bezahlt worden. In der vollen Marktöffnung sieht er den Preis als Markttreiber. Die Stromkosten stellten lediglich einen kleinen Teil des Haushaltsbudgets dar – wichtigster Faktor für die Konsumenten sei die Versorgungssicherheit.

Cashcow Strom
Frank Ruepp, Präsident der Interessengemeinschaft energieintensiver Branchen (IGEB) weist darauf hin, dass Energie- und Klimapolitik auch Industrie- und Sozialpolitik sei: Strom sei ein wichtiger «Produktionsfaktor» und nicht nur ein «Konsumartikel». Strom sei die Cashcow für die öffentliche Hand. KEV und Konzessionsabgaben würden der Industrie jedoch wichtigen Cash für Investitionen entziehen. Er fordert «Gleich lange Spiesse» mit dem Ausland und keine politischen Alleingänge.

Augenmass und Verhältnismässigkeit
Kurt Bobst, CEO von Repower schliesslich spricht als Vertreter eines Stromkonzerns mit Netzbetrieb, Produktion und Handel. Er ruft dazu auf, dass die Regulierungsdichte abgebaut und Augenmass und Verhältnismässigkeit als Leitschnur dienen müssten. Er plädiert dafür, dass Verfahren effizienter werden und Doppelspurigkeiten abzubauen seien. Das Ziel sei die Rückkehr zur Marktwirtschaft im Energiebereich. Er weist darauf hin, dass Strom die Lösung und nicht das Problem für die Energiezukunft sei und dass die Schweizer Wasserkraft gestärkt werden müsse.

Sunshine Regulierung
Anne d’Arcy, Mitglied der ElCom, legte die Rolle des Regulators und die Herausforderungen der ElCom für die Zukunft dar. Rund 700 Netzbetreiber beliefern die Schweizer Gemeinden mit Strom. Davon sind gut die Hälfte kleine und kleinste Unternehmen. Dies erfordert soweit wie möglich eine Vereinfachung und einfache Regulierungsgrundsätze, um den speziellen Bedingungen in der Schweiz Rechnung tragen zu können. Dies werde mit der Sunshine Regulierung angestrebt. Zudem sei wo immer möglich auf Wettbewerb zu setzen. Ein Beispiel dafür sei das Messwesen.

Fazit
Die Veranstaltung schloss mit folgendem Fazit: So wenig Regulierung wie möglich, so viel Regulierung wie nötig. Die Eigenverantwortung und der Wettbewerb sind hoch zu halten. Rechtssicherheit, Investitionssicherheit und Stabilität sind wichtige Pfeiler in der Regulierung.

Text: Eidgenössische Elektrizitätskommission ElCom

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