Auf absehbare Zeit ist ein Kernkraftwerk nicht finanzierbar in Rechtsräumen, die einigermassen unseren Wertmassstäben entsprechen. ©Bild: Allianz Atomausstieg

Erneuerbare Stromproduktion: Ist liberalste Energiewirtschaft

(alllianz atomausstieg) „Bereits zehn Tage nach dem verheerenden Unglück in Fukushima berief Bundeskanzlerin Merkel eine «Ethikkommission sichere Energieversorgung» ein. Kaum eingesetzt, wurde ihre Zusammensetzung von allen Seiten als unausgewogen kritisiert, was beweist, dass sie wohl sehr ausgewogen war.“ So Gianni Operto[1], Unternehmensberater und Verwaltungsrat.


„Der Abschlussbericht wurde bereits am 30. Mai 2011 veröffentlicht“, fährt Operto fort. „Er enthielt Kernaussagen wie «…dass der schnellstmögliche Ausstieg aus der Nutzung der Kernenergie ethisch gut begründet ist, aus Sicht der Kommission geboten und nach Massgabe der Umsetzung der Massnahmen möglich ist». Oder «Es reicht, wenn man die einhellige Meinung der Ethik‐Kommission teilt, dass in Deutschland die Möglichkeit besteht, die Kernenergie durch risikoärmere Technologien ökologisch, wirtschaftlich und sozial verträglich zu ersetzen».

AKW auf absehbare Zeit nicht finanzierbar
Ein Jahr später veröffentlichte der britische Economist eine Titelstory mit dem Titel «The dream that failed», und erst gerade am 4. Juni 2015 war im USamerikanschen Forbes zu lesen: « France’s Nuclear Industry Dream Faces Melt-Down». Beide Blätter stehen nicht im Ruf, verlängerte Sprachrohre von Greenpeace zu sein, ihre Leserschaft stammt wohl eher aus Finanz und Wirtschaft. Tatsächlich ist auf absehbare Zeit ein Kernkraftwerk nicht finanzierbar in Rechtsräumen, die einigermassen unseren Wertmassstäben entsprechen, oder nur, wenn der Staat Garantien übernimmt, welche kapitalisiert die gesamte Förderung für Neue Erneuerbare auf die Grössenordnung eines Rundungsfehler reduzieren.

Für mich unverständlich bleibt, dass ausgerechnet Vertreter des rechtsbürgerlichen Spektrums die Energiewende leidenschaftlich bekämpfen, und die Augen davor verschliessen, dass in den letzten Dekaden keine Anlage einigermassen im Budget (Zeit und Kosten) in Betrieb gestellt wurde, und dass wir hier von einer Technik reden mit einer massiv negativen Lernkurve. Das angeführte Hauptargument ist dabei, die Technik sei nicht reif, weshalb die Wende nicht durchführbar sei. China, Japan, Indien, Mexiko, Brasilien Deutschland, Niederlande und Spanien haben letztes Jahr deutlich mehr Strom aus erneuerbarer Produktion genutzt als aus nuklearer. Geht doch!

Als die Stadt Zürich 1906 die Alpen-Wasserkraft erschliessen wollte, haben sich ETH-Professoren öffentlich exponiert mit der Behauptung, es sei nicht möglich, Strom über solche Distanzen zu transportieren. Die Stadt hat ihren Ingenieuren die Chance gegeben und dick damit verdient. Dezentrale, erneuerbare Energie bietet unternehmerische Chancen und Raum für kreative Köpfe mit neuen Ideen. Es ist damit die liberalste Form der Energiewirtschaft!“

[1] Gianni Operto verbrachte den ersten Teil seiner Karriere in der Energiewirtschaft, zuletzt als Direktor EWZ. Danach wechselte er in den Finanzbereich und wurde einer der ersten europäischen CleanTech-Venture Capitalists. Seit 2011 ist er selbständiger Unternehmensberater und Verwaltungsrat diverser Firmen im In- und Ausland.

Text: Allianz Atomausstieg

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