Entwicklung des Endverbrauchs von Erdölprodukten und Erdgas in TJ sowie der Heizgradtage in der Schweiz gemäss Schweizer Gesamtenergiestatistik. Die Angaben für 2015 sind provisorisch. ©Grafik: BFE

Schweizerische Endverbraucherausgaben für Erdöl und Erdgas in Millionen Franken gemäss Schweizer Gesamtenergiestatistik. Die Angaben für 2015 sind provisorisch. ©Grafik: BFE

BFE: Marktentwicklung fossiler Energieträger 2 / 2015

(BFE) 2014 stieg die globale Erdölnachfrage um blosse 0.7%, dreimal weniger schnell als das Angebot mit +2.5%. Infolge dieses Ungleichgewichts stürzten die Rohölpreise zwischen Juni 2014 und Mitte Januar 2015 um nahezu 60% ab. Nach einer Erholung im Frühling sind die Preise im August und September erneut gesunken und haben ihren tiefsten Stand seit 2009 erreicht.


Diese günstigen Preise haben die globale Erdölnachfrage angekurbelt (+2.0% im ersten Halbjahr 2015) ohne jedoch das Angebot zu dämpfen (+3.2%), namentlich jenes der Nicht-Mitgliedsländer der OPEC (+3.4%). Letzteres dürfte allerdings 2016 gemäss der Internationalen Energieagentur erstmals seit 2011 wieder sinken.

Aussichten Weltwirtschaft
Im letzten Juli hat der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Aussichten für die Weltwirtschaft für das laufende Jahr nach unten korrigiert. Er rechnet nunmehr mit einem globalen Wachstum von 3.3%. Der Konjunkturrückgang betrifft besonders einzelne Länder, die auf den Export von Erdöl oder Rohstoffen ausgerichtet sind, wie Russland, Brasilien, Kanada und Norwegen. Was die Schweiz betrifft, ermässigte die Expertengruppe des Bundes ihre Wachstumsaussichten für 2015 und 2016 infolge der Aufwertung des Frankens.

Erdgasproduktion +1.6%
Im letzten Jahr stieg die globale Erdgasproduktion mit +1.6% ebenfalls deutlich stärker als der Verbrauch (+0.4%) und die Preise fielen auf den meisten Märkten, vor allem in Asien. Bisher in 2015 herrscht ein Gas-Überangebot und setzt sich der Preisrückgang fort.

Tanktourismus nicht mehr attraktiv
In der Schweiz stieg der Verbrauch von fossilen Brennstoffen im ersten Halbjahr 2015, nach dem starken Rückgang in 2014, infolge der um 8.5% höheren Zahl der Heizgradtage. Was die Strassentreibstoffe betrifft, hat sich der letztes Jahr festgestellte Rückgang 2015 deutlich verstärkt. Darin kann man eine Folge der Aufhebung des Mindestkurses von 1.20 Franken für 1 Euro durch die SNB im Januar sehen. Die Aufwertung des Frankens hat die Erdölprodukte auf unserem Markt im Vergleich zu den Nachbarländern deutlich verteuert. Seither ist es für ausländische Automobilisten nicht mehr besonders vorteilhaft, auf der Schweizer Seite der Grenze zu tanken.

Benzin 62 Rappen billiger als im Rekordjahr 1981.
Haben sie sich im Vergleich zur Eurozone verteuert, waren die Erdölpreise auf unserem Markt von Januar bis August 2015 im Vergleich zur selben Zeitspanne 2014 dennoch stark rückläufig. Dies im Zusammenhang mit dem freien Markt in Rotterdam, wo die Kurse in Dollar festgesetzt werden. Der Tankstellenpreis für Benzin in der Schweiz lag gemäss dem Bundesamt für Statistik im Durchschnitt bei 1.50 CHF/l. Im Vergleich zu den Monaten von Januar bis August 2014 beträgt die Ermässigung 23 Rappen und – in realen Preisen, d.h. nach Abzug der Teuerung – ist Benzin nun 62 Rappen billiger als im Rekordjahr 1981.

Erdölnachfrage International
Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) stieg der Welterdölverbrauch 2014 um 0.9% auf 92.7 mbd. Nach dem spektakulären Preiszerfall hat sich die globale Nachfrage im ersten Halbjahr 2015 deutlich erholt (+2.0% im Vergleich zur selben Jahresperiode 2014). Für das ganze Jahr rechnet die IEA nunmehr mit einem Wachstum von 1.8% oder 1.7 mbd auf 94.4 mbd. 2016 dürfte die Nachfrage kaum gebremst weitersteigen (+1.4%) gemäss der Agentur, die ihre Prognosen darüber hinaus deutlich nach oben korrigiert hat. Dies in Erwartung einer globalen Konjunkturerholung und 40 bis 45% tieferen Erdölpreisen als in den Jahren 2011 bis 2014.

Erdölförderung International
Was die Welterdölproduktion betrifft, stieg sie im letzten Jahr im Vergleich zu 2013 um 2.5% auf 93.7 mbd. Drei Viertel dieser Zunahme entfielen auf die USA und Kanada. Im ersten Halbjahr 2015 beschleunigte sich der Zuwachs weiter und erreichte 3.2%, was zu zwei Dritteln auf Nicht-Mitgliedsländer der OPEC zurückzuführen ist. In den USA und Kanada − nach einem spektakulären Zuwachs von 40% (+4.5 mbd) in den Jahren 2012 bis 2014 − ergab sich im ersten Semester 2015 nochmals eine Zunahme von mehr als 8% (auf 17.12 mbd). Auch auf vollen Touren wird Erdöl in Russland (11.03 mbd), Saudi-Arabien (10.03), Irak (3.72), den Vereinigten Arabischen Emiraten (2.86) und Kuweit (2.71) gefördert. Ziel dieser Länder ist es, ihre Einnahmen zu maximieren, die unentbehrlich sind für den Budgetausgleich und die Handelsbilanz.

Für das ganze Jahr 2015 rechnet die IEA mit einer Zunahme von 1.1 mbd der globalen Rohölproduktion ausserhalb der OPEC-Länder. Die Agentur schätzt das für einen ausgeglichenen Markt notwendige Angebot des Kartells auf 29.7 mbd („Call on OPEC-Crude“). Diese Vorgabe übertraf die OPEC im August mit einer Produktion von 31.6 mbd allerdings bei weitem. Die IEA hat für 2016 ihre Erwartungen für das Erdölangebot der Nicht-OPEC-Länder deutlich nach unten korrigiert. Dies betrifft besonders die Schieferöl-Produktion in den USA, welche gemäss der Agentur um 0.4 mbd sinken dürfte. Diese Aussicht wird die OPEC erfreuen und sie in ihrer im letzten November festgelegten Strategie bestärken, die darin besteht, für ihre Mitglieder einen Marktanteil von etwa einem Drittel (oder 40% unter Einschluss der flüssigen Erdgase oder Gaskondensat) zu verteidigen – vor allem gegenüber den nord-amerikanischen Produzenten von unkonventionellem Erdöl. Angesichts des Rückgangs der Produktion ausserhalb der OPEC rechnet die IEA für das nächste Jahr mit einem für einen ausgeglichenen Markt notwendigen Angebot des Kartells von 31.1 mbd; das sind 1.6 mbd oder 5.4% mehr als in 2015.

Erdöl- und Erdgasnachfrage Schweiz
Im ersten Halbjahr 2015 entwickelte sich der Brennstoffverbrauch (Heizöl und Erdgas) im Gleichschritt mit den HGT (siehe Abbildung 3). Was die Strassentreibstoffe betrifft, sank ihr Absatz in den Monaten Januar bis Juni um 4.5% im Vergleich zum ersten Halbjahr 2014, obschon der Verkauf von Neuwagen um 8% zunahm, gemäss auto-schweiz. Der Rückgang setzte sich im Juli trotz dem besonders sommerlichen Wetter fort. Man muss sagen, dass die Aufwertung des Frankens gegenüber dem Euro die Erdölprodukte auf unserem Markt im Vergleich mit den Nachbarländern verteuerte. In den Grenzregionen sind die Verkäufe von Treibstoffen an ausländische Automobilisten gemäss zahlreichen Presseberichten seither deutlich rückläufig. In einzelnen Regionen – insbesondere an der Grenze mit Öster-reich − bedienen sich selbst schweizerische Automobilisten an ausländischen Tankstellen. Dabei hatten 2008 die Käufe der grenznahen Automobilisten einen Anteil von rund 10% an den gesamten Benzinverkäufen der Schweiz erreicht, gemäss einer Studie, die das BFE 2010 veröffentlichte.

Ausführlicher Bericht Marktentwicklung fossiler Energieträger 2 / 2015 - Berichtsperiode: 1. Halbjahr und Sommer 2015 >>

Text: Bundesamt für Energie (BFE)

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