Stromaustauschsaldo Deutschland 2005 bis 2015. ©Grafik: Agora

Anteil Energieträger, 1. Halbjahr 2015. Grafik: Agora

Deutschland: Neuer Rekord beim Stromexport

(PM) Deutschland hat im ersten Halbjahr 2015 so viel Strom exportiert wie niemals zuvor. Unterm Strich wurden 25 Mrd. Kilowattstunden – das entspricht rund acht Prozent des in Deutschland von Januar bis Juni erzeugten Stroms – ins Ausland geliefert. Im ersten Halbjahr 2014 waren es noch 19 Mrd. Kilowattstunden gewesen, ein Jahr zuvor 15 Mrd. Kilowattstunden. Das zeigt eine vorläufige Auswertung des Berliner Denk- und Politiklabors Agora Energiewende.


Angetrieben wurde die Nachfrage nach deutschem Strom im Ausland von abermals gesunkenen Preisen an der Strombörse, die im europäischen Vergleich zu den niedrigsten gehören. Im Durchschnitt wurden an der Börse in den ersten sechs Monaten des Jahres 3.02 Cent pro Kilowattstunde gezahlt (1. Halbjahr 2013: 3.76 Cent/Kilowattstunde, 1. Halbjahr 2014: 3.24 Cent/Kilowattstunde).

31.4 Prozent Erneuerbare
Gesunken waren die Preise aufgrund des deutlich grösseren Angebots von Strom aus erneuerbaren Energien: Ihr Anteil am deutschen Stromverbrauch wuchs aufgrund deutlich gestiegener Windstromproduktion auf den neuen Rekordwert von 31.4 Prozent (von 81 auf 92 Mrd. Kilowattstunden). Die Stromerzeugung aus Braun- und Steinkohlekraftwerken sank demgegenüber auf 128 Mrd. Kilowattstunden gegenüber 135 Mrd. Kilowattstunden im Vorjahreszeitraum. Die Produktion von Kernkraftwerken (48 Mrd. Kilowattstunden) und Gaskraftwerken (27 Mrd. Kilowattstunden) blieb in etwa auf Vorjahresniveau.

Alte Steinkohlewerke unter Druck
„Vor allem die älteren Steinkohlekraftwerke geraten durch die stark gestiegene Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zunehmend unter Druck und müssen ihre Produktion immer öfter drosseln. Sie suchen ihr Heil aber auch im verstärkten Export“, sagt Dr. Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende.

Deutlich mehr nach Frankreich und in die Schweiz
„Unglücklicherweise verdrängt der Kohlestrom-Export in unseren Nachbarländern vor allem Strom aus klimafreundlicheren Gaskraftwerken, so in den Niederlanden oder – über die Transitländer Österreich, Frankreich und Schweiz – auch in Italien“, sagt Graichen. Im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr ist der Stromexport insbesondere nach Frankreich und in die Schweiz deutlich gestiegen und in Richtung Österreich und Niederlande auf konstant hohem Niveau verblieben.

Bruttoerzeugung nach Energieträgern

TWh

1. Halbjahr
2013*

1. Halbjahr
2014*

1. Halbjahr
2015*

Bruttostromerzeugung

324

312

318

Stromaustauschsaldo Ausland

15

19

25

Bruttoinlandsverbrauch

309

293

293

Biomasse (inkl. biogener Hausmüll)

22

23

24

Wasserkraft

11

9

9

Wind

25

29

40

Photovoltaik

15

19

19

Erneuerbare Gesamt

73

81

92

Kernenergie

48

48

48

Braunkohle

80

77

76

Steinkohle

66

58

52

Erdgas

36

28

27

Sonstige

20

20

23

Konventionell Gesamt

251

231

226

 

 

 

 

EE-Anteil am Bruttoinlandsverbrauch

24%

28%

31%



Kommerzieller Stromexportsaldo

TWh (Mrd. kWh)

1. Halbjahr
2013*

1. Halbjahr
2014*

1. Halbjahr
2015*

Dänemark

1.4

-1,2

-1.3

Frankreich

5.9

3,0

6.2

Luxemburg

2.3

2.4

2.4

Niederlande

9.2

9.1

9.0

Österreich

5.0

12.2

12.5

Polen

-0.8

-0.2

-0.3

Schweden

0.1

-0.7

-0.5

Schweiz

1.1

0.0

1.9

Tschechien

-6.5

-3.8

-3.1

Summe

17.7

20.9

26.8

       

Quellen: ENTSO-E

   

* vorläufig


Quellen: AGEB, BDEW, EEX, ENTSO-E, Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen

Text: Agora Energiewende

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