„Wir wollen dem Billig-Trend mit den neuen SolarMax-Wechselrichtern mit hoher Produktqualität entgegenwirken. So wie es auch deutsche Modulhersteller mit hoher Qualität geschafft haben.“ Matthias Mader, Geschäftsführer SoMa Solar. ©Bild: A. Niederhäusern

SolarMax: Neu von der SoMa Solar Holding GmbH

(AN) „Wir sind daran, die Produktion in Deutschland neu aufzubauen, nur in deutlich kleinerem Massstab“, erklärt Matthias Mader, Geschäftsführer der SoMa Solar Holding aus Ellzee in Bayern. „Anfangs Juni werden auch die kleineren Installateure von uns kontaktiert.“ Ein Standgespräch anlässlich der Intersolar Europe.


Herr Mader, die Schweizer Wechselrichterbesitzer,
Installateure und SolarMax-Fans möchten mehr über Sie wissen, kommen aber nicht an Informationen ran
Wir möchten uns dafür entschuldigen, aber während den ganzen Vertragsverhandlungen haben wir uns zum Stillschweigen verpflichtet. Und der Kaufvertrag ist erst seit Mitte April in Kraft. Sie kennen ja die Geschichte von Sputnik Engineering, Ende November wurden die Türen des Sitzes in Biel abgeschlossen. Und wir haben nun auch erst seit Mitte Mai Zutritt zum Gebäude.

Wir waren im Vorfeld schon inkognito auf der Messe in Basel. Aber wir durften auch da nichts Konkretes kommunizieren. Als SolarMax-Kunde ist es uns ja genauso ergangen wie allen anderen Kunden.

Wenn Sie von wir sprechen, wer ist wir? Wer sind die Investoren hinter der SoMa Solar Holding Gmbh?
Die SoMa Solar Holding, deren Geschäftsführer ich bin, ist zu 50 % Tochter der Rener Vest Gruppe, eine deutsche Investmentgruppe. Die Gruppe, aus der ich selber komme, hat Beteiligungen im Bereich erneuerbare Energien, EPCs, Betriebsgesellschaften von Solarparks mit Solarmax-Wechselrichtern, im Baugewerbe und weitere.

Und Sie haben dadurch mit dem Produkt SolarMax zu tun gehabt?

Genau, wir haben bei unseren Solarparks seit 2002 SolarMax-Wechselrichter eingebaut und waren folglich als Kunde auch direkt von der Schliessung betroffen, denn wir haben zu 90% mit SolarMax gearbeitet. Deswegen war es für uns auch eine logische Konsequenz, das so zu machen. Unter anderem haben wir das Ziel einer geschlossenen Wertschöpfungskette: Wir haben auch einen eigenen Gestellhersteller, der auch hier an der Intersolar ausstellt, also macht für Renervest das Investment in SolarMax wirklich Sinn.

SolarMax ist ja auch ein sehr sympathisches Produkt, in der Schweiz hat es ja fast 40% Marktanteil. Wir haben mittlerweile auch schon wieder erste Kunden, die sagen, wir wollen wieder SolarMax-Wechselrichter. Wir haben eine Rundreise gemacht und ein paar grössere Kunden besucht.

Also wird alles wieder gleich weitergehen wie in Biel, nur in Bayern?
Nein, wir wollen nicht eine Super-Firma mit 300 Mitarbeitenden aufbauen. Wir setzen auf „small scale“.

Können Sie uns noch etwas über die anderen 50% verraten, wer ist noch als Investor angetreten?
Die andere Beteiligung kommt aus der Vermögensbeteiligung Vils aus Österreich. Die tätigen unter anderem Investments im Bereich Immobilien und an Altenpflegeheimen. Wir kennen uns schon seit vielen Jahren und haben viele Joint-Ventures zusammen gegründet. Daher haben wir uns kurzgeschlossen und entschieden, den Schritt zu wagen. Es war ja auch wichtig, dass wir die nötige Finanzkraft zusammen stemmen, um erfolgreich zu sein. Und da wir aus dem Bereich der Elektronik für erneuerbare Energien kommen, haben wir als Renervest in meiner Person die Geschäftsführung übernommen.

Was heisst das nun für die SolarMax-Wechselrichterkunden in der Schweiz?
Wir haben einen Asset Deal geschlossen, das heisst, wir haben die ganze Produktion übernommen. Alle Bestandsgeräte, alle Austauschgeräte, die noch vorhanden waren, und natürlich das ganze Know-how und die Portale. Wir sind jetzt in der Lage, die Geräte zu reparieren und auszutauschen. Das heisst, wir haben in Deutschland die SolarMax Services GmbH mitgekauft und die SolarMax International GmbH. Die hat ja den Sitz in der Schweiz und ist für den Vertrieb Schweiz und international zuständig.

Was wurde neu an Struktur aufgebaut?
Wir sind daran, die Produktionsgesellschaft aufzubauen, die soll in Zukunft die Produktion und den Einkauf von Komponenten übernehmen.

Und wo wird produziert?
Derzeit produzieren wir noch am Standort Biel. Wir werden bis Ende August die Immobilie räumen, denn sie wird separat verkauft. Bis dann haben wir die Produktion nach Deutschland verlagert, nach Bayern.

Wo muss der Installateur jetzt mit dem Wechselrichter hin, der kaputt ist?
Die Service GmbH kann den jetzt schon reparieren, aber natürlich nicht kostenlos. Wir können die Garantien für die Altgeräte nicht übernehmen. Uns selber hat es ja mit den Garantiefällen auch getroffen. Die Defektmeldungen können bereits bei der Hotline platziert werden, so dass bei Start der Logistikkette gleich losgelegt werden kann.

Leider steht auf der Homepage bisher erst die Adresse der neuen SoMa Solar Holding
Da muss ich einfach um Verständnis bitten. Wir haben auch erst jetzt den Datenzugriff auf die Website, das wurde jetzt alles erst aufgebaut. Wir hatten nur vier Wochen Zeit, hier den Stand vorzubereiten, das war schon ein grosser Effort in dieser kurzen Zeit.

Aber es wird einen Service für die Schweiz geben?
Ja, natürlich. Für Zentralwechselrichter haben wir jetzt schon Servicemitarbeiter bei uns beschäftigt. Die sind in Deutschland unterwegs, und zwei waren auch schon in der Schweiz und haben Geräte repariert.
Im Stringwechselrichterbereich ist es so, dass wir Partner aufbauen werden. Mit zweien haben wir schon ein Agreement, die werden dann Decentralised Service Partner, die haben Zugang zum Geräteaustauschpool und können so regional Kunden bedienen. Die defekten Geräte werden beim Service-Partner gesammelt und dann nach Deutschland geschickt und repariert. Wir sind gerade dabei, das Ganze aufzubauen und zu strukturieren, daher werden wir nach der Intersolar nicht gleich alle Prozesse implementiert haben. Aber sagen wir mal Ende August, anfangs September sollten wir dann soweit sein, dass wir den vollen Service anbieten können. Insgesamt sind ja in Europa 600‘000 Geräte verbaut, die wollen wir alle im Bedarfsfall bedienen.

Ich kann mich erinnern, dass Christoph von Bergen erzählt hat, in den USA werde ein Forschungsteam aufgebaut. Werden Sie auch dort dranbleiben?
Nein, denn unser Fokus ist der europäische Markt. Wir haben beschlossen, dass es eine smarte, nachhaltige Lösung sein soll, wenn wir SolarMax 2.0 lancieren. Es scheint uns wichtig, dass es das Produkt in den nächsten Jahren noch gibt. Deswegen wollen wir uns kleiner, aber nicht weniger professionell aufstellen. Wir wollen keine Abenteuer in Fernost oder Australien. Europa ist unser Zielmarkt.

Und die Homepage?
Wir sind daran, sie zu überarbeiten. Für den Endkunden wichtig ist das Monitoringportal, das wird weiterbetrieben. Und das lief immer, hier wird alles möglich gemacht. Sprich, das Portal war schon die ganze Zeit nach dem Konkurs bis zum Kauf verfügbar. Allerdings wird es in Zukunft für bestehende und neue Kunden kostenpflichtig sein, ausser es gibt separate Servicevereinbarungen.

Ich war gestern bei SolarEdge. Sie glauben also, dass Sie gegen diesen grossen Player bestehen können?
Da bin ich absolut sicher, warum sollte das nicht funktionieren?

Weil Sie die Mengen nicht
erreichen werden, um kostengünstig zu produzieren
Ich muss ja nicht nur auf die Marge setzen. An Sputnik hat es mir früher sehr gut gefallen, dass die nicht immer versucht haben, das Maximum rauszuholen, sondern vor allem auf die Qualität geachtet haben. Das ist auch mein Bestreben. Und wir sind überzeugt, dass wir Kunden finden, die bereit sind, für die Qualität zu bezahlen. Auch wir waren ja Kunden und haben für diese Qualität bezahlt. Die direkte Beziehung zum Unternehmen war dabei sehr wichtig, ich bin auch mal mit Christoph von Bergen essen gegangen und wir haben über die Marktstrategie diskutiert. Dieser Austausch ist wichtig, wenn man Projekte im Markt erfolgreich und nachhaltig umsetzen will.



Sie wollen also die Firmenkultur fortführen?
Genau, und es sind Weiterentwicklungen geplant, natürlich nicht für übermorgen. Aber wir haben ja jetzt schon eine Innovation präsentiert, den SolarMax-Manager. Diese Innovation ist zurzeit primär für den deutschen Markt interessant: Es geht darum, die eigene Stromproduktion im Haushalt über den Wechselrichter zu managen. Ich bin überzeugt, dass das auch in der Schweiz früher oder später ein Thema werden wird, erste Testinstallationen werden wir hier machen.

Aber um noch einmal auf die strategische Ausrichtung zurückzukommen: Wir werden nicht auf die grosse Masse setzen, denn das würde ja auch bedingen, dass wir in einem Billiglohnland produzieren. Mir ist es wichtig, eine Marke zu etablieren, die statt made in Switzerland made in Deutschland, sprich made in Bayern ist. Und 90 % der Komponenten kamen ja bereits aus Deutschland. Wir investieren in den Servicebereich und wir haben bereits Partner, die auch schon bei Sputnik Engineering dabei waren, die sagen, ja, wir möchten mit euch zusammenarbeiten. Wir werden nicht mit 350 Mitarbeitenden einsteigen, wir werden irgendwo mit 30 bis 50 starten und uns einspielen, dann haben wir auch nicht den Druck, dass wir 100‘000 Geräte absetzen müssen. Wir haben ja bei der Modulproduktion gesehen, wie viel Qualität bei der Massenproduktion auf der Strecke bleibt, Masse statt Klasse. Wir wollen diesem Trend mit den neuen SolarMax-Produkten bei den Wechselrichtern mit einer hohen Produktqualität entgegenwirken. So wie es auch deutsche Modulhersteller mit einer hohen Qualität geschafft haben.

Welche neuen Marktchancen sehen Sie denn?
Wir hatten zum Beispiel interessante Gespräche mit Automotive-Anbietern, die Pakete schnüren mit Elekroautos plus Solarcarport und Wechselrichter. Da würden unsere ausgereiften smarten Produkte perfekt passen. Wir brauchen smarte Lösungen.

Nun noch zurück zu den Installateuren, die ee-news.ch lesen. Die fühlen sich verunsichert, weil sie nicht wissen, was jetzt passiert.
Derzeit schulen wir unser Hotline-Team, fünfsprachig, es hat auch eine Schweizerin dabei. Die Mitarbeitenden erhalten Produktschulungen. Als nächster Schritt werden dann die Telefonnummern kommuniziert. Und es gibt ja noch die E-Mail-Adressen, info@solarmax.com und die an die Hotline, da reagieren wir – sozusagen für Kunden mit „blutenden Wunden“, mit dringenden Problemen. Im Rahmen unserer Möglichkeiten. Damit wir bei den Installateuren das Vertrauen in uns wiederherstellen können. Die Hotline wird anfangs Juli in Betrieb sein.

Weitere e-news.ch Interviews zur Intersolar Europa

©Interview: Anita Niederhäusrn, leitende Reaktorin ee-news.ch

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