Markus Elsässer: „Wir haben zum ersten Mal seit zwei-drei Jahren auch wieder viel Innovation im Zell- und Modulbereich.“ ©Bild: Solar Promotion

Intersolar Europe: Im Windschatten des weltweiten Photovoltaikzuwachses

 (AN) Heute geht’s los: Die Intersolar Konferenz beginnt im Vorfeld der Intersolar Europe in München. „Ein inzwischen wichtiger Bestandteil der Messe wird ab Mittwoch die ees mit dem Thema Speicherung sein“, erklärt Markus Elsässer, Leiter der Intersolar Europe. Ein Gespräch am Vortag der Messe.


Heute geht’s los, wie viele Besucher
erwarten Sie an der Intersolar?
Wir rechnen mit ca. 40‘000 Besuchern und haben rund 1000 Aussteller, die angemeldet sind. Wir haben ja im europäischen und insbesondere im deutschen Markt eine nicht ganz einfache Situation mit dem Markrückgang. Daher ist die Besucherzahl sehr ambitioniert, da es dieselbe Zahl ist wie letztes Jahr. Wenn wir die halten könnten, wäre es gut.

Aber wir haben auch positive Signale aus dem Weltmarkt, der dieses Jahr stark wachsen wird. Die Prognosen sind unterschiedlich, einige sprechen bis zu 25 % Wachstum. Und da wir als Intersolar Europe ja nicht eine deutsche oder europäische Messe, sondern mit 140 Besuchernationen die internationalste Messe der Branche sind, gehen wir davon aus, dass wir von diesem weltweiten Markt auch profitieren werden.

Inwiefern profitieren?
Viele Investoren suchen im Markt die richtigen Produkte für die Projekte, in die sie investieren wollen. Da ist die Intersolar natürlich die ideale Plattform um sich zu informieren. Wir können das auch an den grösseren Delegationen sehen, die sich in der Regel für die Intersolar bei uns anmelden. Diese Anmeldungen zeigen, dass wir schon viele Besucher aus allen möglichen Ländern der Welt an der Intersolar haben werden.

Die kommen nun an die Intersolar, weil sie sehen, dass die Photovoltaik einerseits deutlich günstiger geworden ist, und andererseits, dass wir in der Lage sind, in vielen Ländern schon zu deutlich tieferen Preisen Strom zu erzeugen als mit konventionellen Kraftwerken. Damit sind wir natürlich in einer ganz anderen Lage als vor einigen Jahren, denn Photovoltaik ist für viele bereits wirtschaftlich. Zum Beispiel in Ländern, die eine stark steigende Stromnachfrage haben, oder aber in Ländern, die Kraftwerksleistung ersetzen wollen.

Wie gross wird der Besucherandrang an der Intersolar Konferenz sein, die heute beginnt?
Wir rechnen mit rund 1100 Besuchern, die sind in den 40‘000 Besuchern inkludiert.

Gibt es eine Konkurrenz zwischen den Marken Intersolar und der ees – Electical Energy Storage?
Wir haben das Thema Speicherung innerhalb der Intersolar vor etwa vier Jahren mit rund 15 Ausstellern angestossen und angeschoben. Wir haben Sonderschauen zum Thema gemacht innerhalb der Messe. Die Anzahl der Aussteller ist dann innerhalb der Intersolar stark gewachsen und wir haben dann gemerkt, dass das Thema Energiespeicher ein viel grösseres Thema ist als die Kombination von Photovoltaik und lokalen Stromspeichern. Die Anbieter bedienen auch eine ganze Anzahl von anderen Märkten. Beispielsweise die Elektromobilität, die ja auch sehr gut zur Photovoltaik passt. Wir haben also versucht, diese neuen Themen mit der unterbrechungsfreien Stromerzeugung mit abzudecken, auch das Recycling, die Second-use-Konzepte. Allerdings haben wir dann festgestellt, dass das innerhalb der Intersolar nicht möglich ist. Dass wir dafür eine Marke brauchen, eine eigene Kommunikationsstrategie, weil wir zusätzliche Zielgruppen haben, die wir damit ansprechen wollen. Wir wollten auch nach aussen deutlich machen, ees ist mehr als Photovoltaikanlagen, die mit Speichern kombiniert werden.

Das war die Geburtsstunde der ees?
Genau: Wir haben die ees letztes Jahr hier im Rahmen der Intersolar lanciert und hatten letztes Jahr in der Halle B1 48 Unternehmen. Dieses Jahr haben wir 160 Firmen, das sind Batteriehersteller und ihre Zulieferer. Innerhalb der Intersolar gibt es weitere Batterieanbieter, das sind dann aber Systemanbieter, Grosshändler, aber auch Wechselrichterhersteller, die Speicher integrieren. Wenn wir diese noch dazu zählen, dann haben wir rund 330 Aussteller von rund 1000, die aus dem Bereich der Speicherung stammen. Die ees alleine ist damit das grösste Energiespeicher-Event Europas. Dass das Thema aufgeht, zeigt auch, dass dieses Jahr auch die grossen Unternehmen der Automobilbranche mit von der Partie sind, die bis jetzt nur Batterien für Autos hergestellt haben und jetzt in den stationären Bereich einsteigen. So stellt hier an der Messe Locomotive, die Tochter von Daimler Benz, aus. Der BMW-Eigner Stefan Quant hat in ein E-Mobilität-System investiert, das hier zum ersten Mal gezeigt wird. Tesla ist da mit der Power Wall, die zum ersten Mal in Europa gezeigt wird, und alle anderen grossen Firmen der Branche, wirklich alle, sind auch da. Ich glaube, die Branche in diesem Bereich ist hier sehr vollständig vertreten.

Welchen anderen Grund gibt es, abgesehen von den Batterien, an die Intersolar zu kommen?
Wir haben zum ersten Mal seit zwei-drei Jahren auch wieder viel Innovation im Zell- und Modulbereich. Ich glaube dem ist auch geschuldet, dass jetzt die Nachfrage weltweit wieder stark wächst, dass wieder in neue Produktionsanlagen investiert wird. Und das wirkt sich positiv auf die Investitionen in die Zelltechnologie und –verschaltung und in die Modultechnologie iaus. Wir haben auch den Trend hier, dass bifaciale Module, in allen möglichen Farben gezeigt werden. Das war in den letzten Jahren kaum mehr zu sehen. Alle, die sich für die architektonische Integration interessieren, kommen an der Messe auch auf die Rechnung.

Ein weiteres Thema ist alles, was man unter Smart-Energy-Technologie und Smart-Energy-Solution zusammenfassen kann. Die zunehmende Digitalisierung und die Integration von Erzeugung, Speicherung, Verbraucher und alles über Smart Meter und Smart Grid werden an der Messe gezeigt. Oder das Zusammenschalten von Speichern, von sogenannten Schwarmspeichern zu grossen Anlagen, an der Messe sind auch in diesem Bereich viele neue Lösungen zu sehen. Wir haben rund 50 Unternehmen auf der Messe, die solche Lösungen anbieten. Da sehen wir auch einen neuen starken Trend. An der Konferenz und an der Neuheitenbörse gibt es auch Vorträge zu diesem Thema.

Und das hat Platz innerhalb der Intersolar oder brauchen Sie auch da eine neue Messe?
Das haben wir zwar nicht direkt geplant, aber wir haben vor, nächstes Jahr das Thema mit einem eigenen Hallenbereich zusammenzuführen und das Ganze auch im Vortragsbereich auszubauen.

Sie haben ja auch immer wieder Trends erkannt und in der Messe umgesetzt. Gibt es Trends, die sie verpasst oder besonders gut erkannt haben?
Sicher haben wir auch Trends verpasst. Aber wir haben sicher früh erkannt, dass die Solarenergie als solches für eine Messe genug hergibt, dass das Thema breit genug ist. Das war so im Zeitraum 1991 bis 1997. Wir mussten dann auch eine Messe finden, die sich dafür interessiert. Was uns mit der Messe Freiburg auch gelungen ist. Viele Messen haben das Thema erneuerbare Energien, und wir haben allein auf solar gesetzt. Wir hatten damals auch festgestellt, dass sich die Zielgruppe so scharf trennen lässt. Das war die Solar 1991, bis wir dann im Jahr 2000 die Intersolar lancierten und damit auch die Internationalisierung der Messe. Wir haben gesehen, dass der Markt international wird und wir haben in der Intersolar die entsprechende Plattform erkannt. Daneben haben wir Auslandvertretungen lanciert und damit auch sehr viel Marketing weltweit für die Solarenergie gemacht. Das war auch die Basis für die 140 Besuchernationen, die wir heute haben. Dieser Prozess zog sich über viele Jahre hin. Damals war die Solarenergie noch kaum da, es gab keine grossindustrielle Produktion und es gab auch keine weltweiten Märkte. Nicht wie heute, wo wir Teil des Energiemarkts sind mit 38 GW Stromleistung in Deutschland. Fast 7 % des Stromverbrauchs in Deutschland und 12 % hier in Bayern.

Einige Forscher sprechen heute von der Verschmelzung der Technologien. Gibt es auch eine Verschmelzung der Technologien bei den Messen, zum Beispiel mit Wind, des anderen wichtigen Pfeilers der Stromproduktion?
Also Wind sehe ich nicht, ich glaube, dass wir schon eher in der dezentralen Produktion angesiedelt und unterwegs sind. Auch wenn grosse Kraftwerke gebaut werden. Auch wenn zum Beispiel in Indien ein 640 MW-Projekt gebaut wird. So sind wir doch im Gegensatz zur Windkraft sehr viel dezentraler unterwegs, sowohl mit den Speichern wie auch mit der Photovoltaik im Bereich der dezentralen Energiewirtschaft. Natürlich mit dem Charme, dass wir über die Digitalisierung die kleinen Kraftwerke auch zu grossen zusammenfügen können. Bei den Fragen des Lastmanagements ist die Windenergie sicher ein Thema, aber nicht direkt bei uns auf der Messe.


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©Interview: Anita Niederhäusern, leitende Redaktorin ee-news.ch

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