Beispielhafte Neubau- und Sanierungsprojekte in verschiedenen Klimazonen standen an der Passivhaustagung ebenso im Fokus wie einzelne Komponenten für den Wärmeschutz der Gebäudehülle oder die korrekte Bilanzierung von Erträgen einer Photovoltaikanlage.
Klimaneutraler Gebäudebestand
"Mit den Beschlüssen zum 'Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz' und zum 'Aktionsplan Klimaschutz' vom 3. Dezember 2014 hat die deutsche Bundesregierung ein umfangreiches Massnahmenpaket unter anderem für energiesparendes Bauen und Sanieren auf den Weg gebracht. Ein wesentlicher Baustein dabei sind Niedrigstenergiegebäude , mit denen bis 2050 der Weg zum klimaneutralen Gebäudebestand beschritten werden soll", sagte Dr. Frank Heidrich vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie zur Eröffnung der Tagung am vergangenen Freitag.
Gebäudesektor vor grossen Herausforderungen
Die hohe Effizienz des Passivhaus-Standards ist nicht nur eine sinnvolle Lösung für die Energiewende, sondern zugleich eine Basis für das in der Europäischen Gebäuderichtlinie geforderte "Nearly Zero-Energy Building" (NZEB). "Im Gebäudesektor bestehen im Hinblick auf die EU-Ziele für Klima und Energie bis 2020 noch grosse Herausforderungen", sagte Philippe Moseley von der EU-Agentur EASME. Im Rahmen des neuen Forschungs- und Innovationsprogramms ‚Horizon 2020‘ werde aber bereits an Lösungen gearbeitet. "Diese Anstrengungen dürften auch in Zukunft fortgesetzt werden – und die Passivhaus-Prinzipien werden umso wichtiger, wenn es um die noch strengeren Ziele für 2030 geht."
Vorbild Leipzig
Die Stadt Leipzig geht in diesem Bereich mit gutem Beispiel voran: "Wir haben ab 2009 eine Plattenbauschule als erstes kommunales Gebäude in Leipzig nach Passivhaus-Standard saniert und seither unter anderem noch drei neue Schulen im Passivhaus-Standard errichtet, zwei weitere Schulgebäude befinden sich aktuell in der Planung", sagte Bau-Bürgermeisterin Dorothee Dubrau in einem Grusswort im Congress Center an der Messe. Zu den treibenden Kräften dieser Entwicklung zählen die Architekten. "Denn Bauen heute heisst, energieeffizient, vielmehr noch, nachhaltig zu planen und zu realisieren", sagte Ruairi O’Brien von der Architektenkammer Sachsen (Deutschland). Dies seien Anforderungen, denen sich der Berufsstand der Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner, engagiert und verantwortungsvoll stelle.
Attraktive Anlagemöglichkeit
Mehr als ein Drittel der gesamten in Deutschland verbrauchten Energie fliesst in den Betrieb von Gebäuden, vor allem in die Beheizung. Mit Passivhaus-Technik kann dieser Verbrauch um bis zu 90 Prozent reduziert werden. Die Investitionen sind innerhalb weniger Jahre durch eingesparte Energiekosten ausgeglichen. "Die Verbesserung der Gebäude-Effizienz ist damit nicht nur ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz, sondern für jeden Bauherren eine attraktive Anlagemöglichkeit", sagte Prof. Dr. Wolfgang Feist, Leiter des Passivhaus Instituts.
Insgesamt berichteten in Leipzig mehr als hundert Referenten über die Potenziale intelligenter Architektur für Klimaschutz und Kosteneinsparung. Eine begleitende Fachausstellung bot Anschauungsmodelle der am Markt erhältlichen Produkte. Ergänzt wurde das Programm durch eine Reihe von Workshops sowie Exkursionen zu gebauten Passivhäusern in der Region. Zu den Höhepunkten der Veranstaltung zählten unter anderem die Verleihung des "Component Awards" für besonders energieeffiziente Fenster und die Vorstellung einer neuen Version des Planungstools PHPP – diese ermöglicht nicht nur eine verlässliche Berechnung des Energiebedarfs von Gebäuden, sondern auch eine Zertifizierung in den neuen Passivhaus-Klassen "Passivhaus Classic", "Passivhaus Plus" und "Passivhaus Premium".
Text: Passivhaus Institut
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