Das «Energieteam» der Bigler AG (von links nach rechts): Kurt Oppliger (Projektleiter), Markus Bigler (CFO) und Pascal Nagel (Projektleiter Haustechnik).©Bild: EnAW

EnAW: Kälte- und Energieeffizienz bei Bigler Fleischwaren

(PM) Die Bigler AG aus dem Kanton Bern ist seit der ersten Stunde Teilnehmerin der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW). Mit umfassenden und gezielten Massnahmen rund um die Energieeffizienz will der Familienbetrieb in der neuen Zielvereinbarungsperiode grosse Einsparungen realisieren.


Mit 600 Mitarbeitenden und fünf Produktionswerken in Büren an der Aare, Lyss und Lugano ist die Bigler AG einer der grössten Schweizer Fleischproduzenten. Die Produktpalette besteht aus über 1500 Artikelpositionen. Von Frischfleisch aller Art über Charcuterie bis hin zu Sandwiches und Feinkostsalaten: Die Bigler AG beliefert Metzgereien, Grossisten und den unabhängigen Einzelhandel mit einem Vollsortiment. Trotz dieser eindrücklichen Kennzahlen versteht sich das Unternehmen als klassischer Familienbetrieb.

Unternehmenskultur
Direkte Entscheidungswege und offene Ohren und Türen prägen die Unternehmenskultur, auch wenn man angesichts der Mitarbeiterzahl eher von einer Grossfamilie sprechen sollte, wie Markus Bigler betont. Der studierte Betriebswirt stieg vor 20 Jahren in den elterlichen Betrieb ein und verantwortet heute die Finanzen, das Personalwesen und die Informatik. Insgesamt sind acht von zehn Aktionären im Betrieb aktiv. Am längsten dabei ist Jürg Bigler, der als Geschäftsführer seit 40 Jahren die Firma leitet.

Ziele erreicht
Finanzchef Bigler liegt der sparsame Umgang mit Energie besonders am Herzen, auch wenn er, wie er unumwunden zugibt, kein Technikexperte ist und das Energie-Management nicht explizit in seinem Stellenbeschrieb geschrieben steht: «EnAW-Moderator Thomas Pesenti ist 2004 auf mich zugekommen und hat mich von einer Teilnahme überzeugt. Aktuell treffen wir uns einmal jährlich und tauschen uns regelmässig per E-Mail aus. Pesenti zeigt uns insbesondere auf, wie wir uns innerhalb des regulatorischen Umfelds optimal verhalten. Als im Rahmen des Umsetzungsaudits unsere Massnahmen und Zahlen geprüft wurden, unterstützte uns Herr Pesenti sehr stark und erledigte die Vorarbeiten und den Follow-up im Auftrag der Bigler AG über weite Strecken selbstständig.»

Dank dem Entscheid, in drei von fünf Werken auf Erdgas zu setzen, erfüllte der Betrieb die Vorgaben zur CO2-Reduktion und sparte im Zeitraum von 2008 bis 2013 Abgaben in der Grössenordnung von 200‘000 Franken ein. Übererfüllungen in einem ähnlichen Umfang wurden an die Stiftung Klimaschutz- und CO2-Kompensation (KliK) verkauft. Mit den getätigten Massnahmen konnte der CO2-Ausstoss wachstumsbereinigt praktisch halbiert werden.

Jetzt wird nachgelegt
In den letzten Jahren wurden fortlaufend Kompressoren ersetzt, bei der Beschaffung von neuen Maschinen achtete man auf die Energieeffizienz und die neuen Werke wurden nach modernen Standards errichtet. Nun ist man fest entschlossen, noch einen Zacken zuzulegen. Im Zusammenhang mit der Kompletterneuerung von Kälte- und anderen haustechnischen Anlagen am Standort Lyss kommt Fahrt ins Energie-Management. Die Projektleitung legt grossen Wert auf eine gesamtheitliche Betrachtung. Neben Fragen rund um die optimale Dämmung und die gewissenhafte Erfassung der Benutzeranforderungen werden vorgängig mobile Messungen gemacht, um die Notwendigkeit einer zusätzlichen Wärmerückgewinnung und Gastherme zu hinterfragen.

Ziel ist es, mit tieferen Investitionen eine höhere Energieeffizienz und somit Energiekosteneinsparungen zu erzielen. «Ich denke wir sind auf gutem Weg und werden unsere Ziele im Rahmen dieser anspruchsvollen Projekte erreichen», ist Bigler überzeugt. Dabei stehen der Firma verschiedene Förderprogramme zur Verfügung. Mit der Stiftung KliK und ihrem Programm «Klimafreundliche Kälte» sowie mit ProKilowatt steht man bereits in Kontakt, um gegebenenfalls von Fördermitteln profitieren zu können.

Kein Ende in Sicht
Die Erfahrungen aus Lyss haben bei der Bigler AG weitere wichtige Erkenntnisse ausgelöst. Alle Werke werden daher momentan durchleuchtet. Im gleichen Schwung soll ein umfassendes Messkonzept und ein agiles Cockpit installiert werden, um Energieeinsparpotenziale zu erkennen: «Wir waren bis dato bei den Energieverbräuchen quasi auf einem Blindflug. Schwankungen im Strom- und Wasserverbrauch erkannten wir beispielsweise erst im Nachhinein und konnten sie nicht erklären. Das soll sich nun rasch ändern. Ich bin überzeugt: In den nächsten zwei bis drei Jahren machen wir in Sachen Energieeffizienz einen grossen Sprung nach vorne. In der neuen Zielvereinbarungsperiode werden noch grössere Einsparungen resultieren. Wir möchten Kosten einsparen und dabei die Umwelt schonen. Damit entsprechen wir voll und ganz unserer Firmenphilosophie mit Blick auf langfristigen und nachhaltigen Erfolg.»


Interview mit Markus Bigler, CFO, Bigler AG Fleischwaren

Bedroht der Vegetarismus Ihre Geschäftsaktivitäten?
Die Nachfrage nach vegetarischen Produkten nimmt zu. Gleichzeitig bleibt aber der Fleischkonsum pro Kopf seit Jahren stabil. Wir müssen uns auch in Zukunft nicht um die Fleischliebhaber sorgen. Uns beschäftigt eher der Einkaufstourismus. Bereits vor dem jüngsten währungsbedingten Schub wurde ein Sechstel des in der Schweiz verzehrten Fleisches im Ausland bezogen. Das ist ein Einkaufsvolumen von rund einer Milliarde Franken. Aufgrund der hohen Schweizer Rohstoffpreise, unserer hohen Standards rund um die Lebensmittelsicherheit und das Tierwohl sowie der deutlich höheren Personalkosten haben wir keine gleich langen Spiesse. Ein Export ist fast ausgeschlossen.

Sie verarbeiten ganze Tiere. Bleiben Sie auf gewissen Stücken sitzen?
Die Konsumgewohnheiten haben sich geändert. Früher waren Kutteln ein Herrengericht. Heute gelangt dieses an und für sich köstliche Gericht nur noch bei Liebhabern auf den Teller. Viele Leute haben zudem trotz der vielen Kochsendungen im Fernsehen wenig Erfahrung in der richtigen Zubereitung von Fleisch oder sie nehmen sich nicht die Zeit dazu. Wir nutzen dies, indem wir Fleisch zuschneiden, würzen oder es als Convenience Produkt bereits vorgaren. Das ist eine zusätzliche Wertschöpfung, die im Betrieb bleibt. Mit dem Charcuteriesortiment stellen wir sicher, dass wir auch Stücke mit einer in Franken gemessen tieferen Wertigkeit verarbeiten können. Das ist für uns wichtig, um eine ausgeglichene Rohstoffbilanz zu gewährleisten.

Wie beurteilen Sie Ihr Timing bezüglich Ihrer Teilnahme bei der Energie-Agentur der Wirtschaft?
Zurückblickend bin ich stolz, dass wir bereits 2004 gesagt haben: Wir machen bei der EnAW mit. Die Rückerstattung der CO2-Abgabe und der Verkauf der Übererfüllungen kommen uns direkt zugute. Zudem schärft eine Teilnahme bei der EnAW das Verständnis für Energieeffizienz. Auch der Grossverbraucherartikel des Kantons Bern ist dank der Teilnahme bei der EnAW für uns kein Mehraufwand.

Text: Schweizerische Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW)

0 Kommentare

Kommentar hinzufügen

Top

Gelesen
|
Kommentiert