Die Trianel Suisse AG wolle künftig noch stärker auf die positiven Entwicklungen auf dem Schweizer Markt eingehen und die Anforderungen lokaler Energieversorgungsunternehmen (EVU) in einem offenen Markt antizipieren, hiess es an einer von nur gerade zwei Journalisten besuchten Medienorientierung im Flughafen Zürich. Dabei sollen die Vertriebsaktivitäten intensiviert werden. Das gesamte Leistungsportfolio der Aachener Trianel-Gruppe soll allen interessierten EVU zugänglich gemacht werden. Trinael bündelt dabei gleichgerichtete Interessen von kommunalen, konzernunabhängigen EVU. Dadurch wird dem Vernehmen nach «eine kritische Grösse erreicht», mit welchen Aktivitäten ermöglicht werden sollen, die für kommunale EVU alleine nicht realisierbar wären. Durch die besagte Bündelung will Trianel den Einstieg bzw. die bessere Positionierung der kommunalen EVU in der Wertschöpfungskette erzielen.
Stärkung im Strudel der Liberalisierung
«Trianel Suisse ist durch ihre lokale Präsenz und Nähe zu ihren Partnern ideal für die Bedürfnisse von regionalen EVU positioniert und profitiert von den langjährigen Liberalisierungserfahrungen der Trianel in Deutschland», betont Sven Becker, Mitglied des Verwaltungsrats der Trianel Suisse AG und Sprecher der Geschäftsführung der Trianel GmbH. Die fortschreitende Liberalisierung werde das Geschäft von EVU weiter verändern und schaffe mit dem Grosshandel eine neue Wertschöpfungsstufe für EVU, auf der sie sich positionieren müssen. «Unser Ziel ist es, für lokale und regionale EVU ein starker Partner am Markt zu werden und die Impulse des Wettbewerbs mit ihnen gemeinsam zu nutzen», so Becker weiter. Die Liberalisierung der Energiewirtschaft bewirke einen Strukturwandel, hiess es den beiden anwesenden Medienvertretern gegenüber. Wir zitieren wörtlich:
- Mit der Abtrennung des Netzes als gesetzlich regulierter Bereich wird die Wertschöpfungskette funktional und nicht mehr regional gegliedert.
- Mit der Liberalisierung bildet sich mit dem Grosshandel eine neue Wertschöpfungsstufe heraus – eine Drehscheibe zwischen Erzeugung (Angebot) und Vertrieb (Nachfrage).
- In der veränderten Wertschöpfungskette werden sich die EVU neu positionier müssen. Dadurch werden sich die Strukturen verändern.
Bedürfnisse von Aktionären, Partnern und Kunden
Mit dem Aufbau eines erweiterten Leistungsspektrums der Trianel Suisse AG in den Bereichen Beratung, strukturierte Beschaffung und Risikomanagement sowie in der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle für EVU passe sich die Trianel Suisse AG den neuen Anforderungen an. «Schon heute profitieren EVU in der strukturierten Beschaffung von Einkaufsvorteilen von bis zu 10 Prozent gegenüber den durchschnittlichen Marktpreisen sowie vom Know-how-Transfer zwischen Energieversorgern und Marktexperten», so Sven Becker. Eugen Pfiffner ergänzte: «Um sich als EVU in den neuen Strukturen weiter unabhängig und kundennah zu behaupten, müssen wir den Markt verstehen und uns früh professionalisieren», so das Mitglied im Verwaltungsrat der Trianel Suisse AG und CEO der IBB Energie AG. «Wir profitieren beispielsweise bei den Vorbereitungen auf eine strukturierte Gasbeschaffung und vom Markt-Know-how der gesamten Trianel-Gruppe», so Eugen Pfiffner.
Weitere «helvetisierte» Anpassungen vonnöten?
Die Trianel Suisse AG macht sich laut den Geschäftsführern die Erfahrungen und das Leistungsspektrum der Trianel-Gruppe stärker denn je zunutze: Sie fokussiert sich auf den Markt Schweiz, indem sie die Interessen der Schweizer EVU im Trianel-Netzwerk vertritt, die Präsenz der Gruppe in der Schweiz wahrnimmt und eigene, schweizerische Asset- und Beratungsprojekte entwickelt und umsetzt. 2017 soll gecheckt werden, was die bisherigen Bemühungen brachten oder ob sich weitere «helvetisierte» Anpassungen der deutschen Ideen und Vorgaben aufdrängen.
Landschaft der Schweizer Stromversorger
Vor folgendem Hintergrund will die Trianel Suisse AG ihr Leistungsspektrum ausweiten, die Beratungskompetenz ausbauen sowie kurz- und mittelfristig zusätzliche Ressourcen aufbauen: Die Schweiz zählt knapp über 700 Stromversorger bei einem Absatz von 65 TWh. Der Vergleich zu Deutschland: 800 Stromversorger erbringen dort rund 700 TWh. Über 400 Schweizer Stromversorger erbringen unter 20 GWh, rund 230 erbringen 20 bis 250 GWh, was einem Marktanteil von 40% entspricht. Fast 50 Schweizer Stromversorger erbringen über 250 GWh. In die Überlegungen von Trianel sind folgende, hier unkommentiert zitierte Erkenntnisse und Entwicklungstendenzen eingeflossen:
- Der Markt belebt sich zunehmend – schon im laufenden Jahr kauften Schweizer EVU mehr als 50% des benötigten Stroms über den Markt ein.
- Die Vorteile einer strukturierten Beschaffung gegenüber der alten Vollversorgungen werden zunehmend erkannt.
- In Zeiten fallender Preise werden die Risiken der Vollversorgung immer grösser.
- Ein steigender Wettbewerb erhöht das Mengenrisiko in der Vollversorgung.
- Die nächste Stufe der Liberalisierung bedingt eine weitere Professionalisierung in der Beschaffung und im Endkundengeschäft.
Infos zum Unternehmen
Die Trianel GmbH (Aachen) wurde 1999 mit dem Ziel gegründet, die Interessen von Energieversorgern zu bündeln und deren Unabhängigkeit und Wettbewerbsfähigkeit im Energiemarkt zu stärken. Dieser Idee folgen mittlerweile über 100 EVU in Deutschland, Österreich, den Niederlanden und der Schweiz. Profitieren wollen sie dabei von den gebotenen Leistungen bei Beschaffung und Handel, Stromerzeugung sowie Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. In der Schweiz bündeln folgende Unternehmen ihre Interessen in der Trianel Suisse AG: Energie Service Biel-Bienne, Regio Energie Solothurn, Rhiienergie AG, Industrielle Betriebe Interlaken, Elektrizitätswerk Davos AG und IBB Energie AG als Aktionäre gemeinsam mit den Partnern Energie Seeland AG, Energie Thun AG, Technische Betriebe Kreuzlingen, Thurkraftwerk AG und Arbon Energie AG.
©Text: Toni Rütti, Redaktor ee-news.ch
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