Die Trocknung der Vollgipsplatten verschlingt 70 Prozent der benötigten Energie. ©Bild: EnAW

An drei Standorten produziert die Rigips AG Vollgipsplatten. ©Bild: EnAW

EnAW: Rigips – Energieeffizienz gesteigert und Kosten reduziert

(PM) Die Rigips AG hat bis 2012 ihren CO2-Ausstoss im Vergleich zu 1990 um 25 Prozent reduziert und die Energieeffizienz um 24 Prozent gesteigert. Eine weitere Senkung des CO2-Ausstosses um 15 Prozent wird angestrebt. Dank ehrgeizigen Zielen und der Teilnahme bei der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) ist der Betrieb für die Einführung des Grossverbraucherartikels (GVA) im Kanton Bern bestens gerüstet.


Rigips steht stellvertretend für Gipstrockenbau. Und Gipstrockenbau für Rigips. Das Unternehmen baut in der Schweiz selbst Gestein ab und verarbeitet dieses zu Vollgipsplatten für den Trockenbau. In Granges im Wallis und in Leissigen am Thunersee liegen die hauseigenen Steinbrüche. Das Material wird aufbereitet und anschliessend an drei Produktionsstandorten zu Vollgipsplatten weiterverarbeitet. Die Produkte werden unter dem Markennamen ALBA in der Schweiz vermarket.

Verbessern kann sich jeder
Drei Produktionswerke betreibt die Rigips AG im Kanton Bern und im Wallis. Das grösste Werk der Rigips AG befindet sich in Heimberg bei Thun. Werkleiter Marcel Sigrist sieht das Thema Energieeffizienz mit einer gewissen Lockerheit: Energiesparen ist für ihn heutzutage so selbstverständlich wie notwendig. Sigrist ist werksübergreifend für den Energieverbrauch zuständig und arbeitet seit fast zehn Jahren für die Rigips AG. Der Betriebstechniker sieht es mittlerweile als persönliches Hobby an, immer neue Sparmassnahmen ausfindig zu machen. Die in der Zielvereinbarung mit der EnAW definierten Einsparungen hat die Rigips AG übertroffen. Der damit verbundene Lohn, die Rückerstattung der CO2-Abgabe, brachte eine finanzielle Entlastung respektive keine zusätzliche Belastung. 2015 wird im Kanton Bern der GVA eingeführt. «Darüber mache ich mir überhaupt keinen Kopf», meint Sigrist. Denn die mit der EnAW abgeschlossene Zielvereinbarung werde auch durch den Kanton anerkannt.

Vor sieben Jahren investierte das Werk in Heimberg in einen Erdgasanschluss. Endlich waren keine Lastwagen mehr nötig, die wöchentlich mehrere Ladungen Heizöl nach Heimberg transportieren. 2009 stellte auch das Werk in Leissigen um. Die dritte Produktionsstätte in Granges wird schon seit jeher mit Erdgas betrieben. Mit diesen Massnahmen konnte die Rigips AG ihren CO2-Ausstoss um rund 3600 Tonnen pro Jahr verringern. Das entspricht einer Einsparung von 25 Prozent. Die gasbetriebenen Maschinen arbeiten einerseits effizienter, andererseits verursacht das umweltfreundlichere Erdgas weniger CO2-Emissionen.

Aufwändige Trocknungsprozedur
Die grössten Energieverbraucher in der Produktion sind die Trocknungsanlagen, denn die Vollgipsplatten durchlaufen nach der Herstellung eine aufwändige Trocknungsprozedur. «Rund 70 Prozent des ganzen Energiebedarfs geht auf das Konto dieser Anlagen», erklärt Sigrist. Besonders energieunfreundlich seien deren An- und Ausschaltzyklen. Der Prozess ist vollautomatisiert, weshalb die Maschinen bei Störungen von selbst herunterfahren. Meist handelt es sich um kleinere technische Störungen, welche von Hand behoben werden können. Wird dies aber zu spät bemerkt, ist die Anlage womöglich schon ausgekühlt. Um das zu verhindern, hat man bei der Rigips AG ampelähnliche Lichter an die Anlagen montiert. Bei orange oder rot können die Mitarbeitenden nun sofort reagieren und die Störung beheben. So banal es klingt, auch dieser Schritt konnte den Energieverbrauch massgeblich senken. Wichtig ist dabei auch die fortlaufende Kontrolle der Prozesse, damit die Massnahme auch in Zukunft ihre volle Wirkung entfalten kann.

Viele kleine Massnahmen
Dazu kommen viele kleinere Massnahmen, wie das Umstellen auf LED, der Einsatz von Elektromotoren der Effizienzklasse 3 oder regelmässige Schulungen der Mitarbeitenden im schonungsvollen Umgang mit Energie. Doch die erscheinen Sigrist so selbstverständlich, dass er sie lieber gar nicht erwähnen würde. Der Gipsplattenhersteller ist Teilnehmer in der Energie-Modell-Gruppe Exoten, die aus Unternehmen besteht, deren Branchen in der Schweiz nur eine Handvoll Betriebe ausmachen. Die Glasi Hergiswil ist zum Beispiel mit von der Partie, ebenso die Dampfschiffe der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees und der BLS. Teilnehmer des Energie-Modells der EnAW profitieren vom gemeinsamen Erfahrungsaustausch. Dieser Dialog funktioniert auch bei den Exoten, betont EnAW-Bereichsleiter und -Moderator Erich Kalbermatter, der die Energie-Modell-Gruppe betreut: «Vor allem in thermischen Produktionsprozessen, bei Erhitzungs- und Trocknungsprozessen bestehen Gemeinsamkeiten.» Themen, die auch an der einmal jährlich stattfindenden EnAW-Fachtagung besprochen werden. Er gehe gerne dahin, sagt Sigrist, «ich schätze es, dass man uns auf dem neuesten Stand der Technik hält». Die Fachtagungen und der Erfahrungsaustausch bringen die Teilnehmer dazu, sich intensiv mit den eigenen Prozessen auseinanderzusetzen. Denn Verbesserungspotenzial gibt es überall – oder, wie Sigrist es formuliert: «Verbessern kann sich jeder. Wer das nicht macht, ist selber schuld.»



Interview mit Marcel Sigrist, Werkleiter Heimberg und werksübergreifender Energiekoordinator, Rigips AG:

Welche neuartigen Produkte stellt die Rigips AG her?
Fortschrittlich sind zum Beispiel unsere Vollgipsplatten mit PCM (phase-change material). Die Gipsmischung enthält kleine Wachskügelchen, welche sich je nach Temperatur verflüssigen oder verfestigen. Das Material kann so tagsüber Raumwärme speichern und sie abends wieder abgeben, wodurch ein Wärmeausgleich entsteht. Indem man zum Beispiel die Regulierung von Klimaanlagen anpasst, kann so auch Energie gespart werden.

Was sind die zukünftigen Herausforderungen der Rigips AG?
Das ist ganz klar die Preisentwicklung. Der internationale Wettbewerb ändert sich ständig. Als Produktionsstandort Schweiz haben wir gewisse Nachteile. Unsere Mitbewerber kommen hauptsächlich aus dem EU-Raum und können billiger produzieren. Trotzdem oder deshalb entwickeln wir qualitativ und funktional hochwertige Produkte, deren Preis beim Kunden aber stimmen muss.

Wie sensibilisieren Sie Ihre Mitarbeitenden fürs Energiesparen?
Sind die ersten Schritte gemacht und Abläufe umgestellt, geht es vor allem darum, den Status Quo zu halten. Gerade unsere Mitarbeitenden weise ich immer wieder darauf hin. Da bin ich halt der jobbedingte Aufpasser. Die Unternehmensleitung muss die Massnahmen nicht nur einführen, sondern auch überwachen.

Wo möchten Sie in Ihrem Betrieb noch mehr Energie einsparen?
Der grösste Schritt ist uns mit der Umstellung auf Erdgas gelungen. Trotzdem gibt es noch viel Potenzial, zum Beispiel bei der Prozess-, Mess- und Regeltechnik. Dort müssen wir uns verbessern, damit wir unsere eigenen Energieströme besser dokumentieren und unsere Prozesse energietechnisch optimieren können. Wir haben in den letzten Jahren mit grossen und kleinen Massnahmen sehr viel Energie gespart. Allerdings messen wir noch nicht im Detail, welche Einzelmassnahmen wie viel bewirken.

Text: Schweizerische Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW)

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