"Dass die Photovoltaik eine systemrelevante Technologie für die Stromversorgung der Zukunft ist, dazu bekennt sich inzwischen sogar die IEA." Anita Niederhäusern, leitende Redaktorin ee-news.ch

Konkurs von Sputnik: Tiefschlag für Schweizer Produktion von systemrelevanter Technologie

(AN) Am Tag der angesetzten und dann doch verschobenen Diskussion des Nationalrats über die Energiestrategie 2050, die notabene frühestens 2017 in Kraft treten wird, muss Sputnik Engineering die Bilanz deponieren (siehe ee-news.ch vom 27.11.14 >>). Angesichts der 1.8 GW Photovoltaikanlagen auf der KEV Warteliste und ein Tiefschlag für die Branche.


Die Photovoltaik boomt rund um den Globus, ausgenommen Europa, obwohl gerade hier dank dem deutschen EEG ein in so kurzer Zeit nie für möglich gehaltener Technologieschub ausgelöst wurde. Hier wurde die erste Photovoltaikanlage ans Netz angeschlossen, die erste Einspeisevergütung eingeführt, hier wurde getüftelt, was das Zeug hielt. Was oft vergessen wird: Vor Deutschland war die Schweiz lange Jahre das führende Photovoltaikland überhaupt.

Eines der Pionierunternehmen war Sputnik Engineering, das 1991 gegründet wurde, einer der Gründer war Christoph von Bergen. Schon lange bevor die Photovoltaik salonfähig wurde, hat er an die Technologie geglaubt und das Unternehmen auch mit viel persönlichem Engagement geführt. Dabei standen nicht persönlicher Reichtum und Renommee im Vordergrund, sondern die Vision einer nachhaltigen Stromversorgung.

Wäre Sputnik Engineering ein chinesisches Unternehmen, würde es mit ziemlicher Sicherheit vom Staat gerettet werden. Hierzulande werden höchstens Banken vor dem Bankrott gerettet. In der Schweiz und in Europa, wo sich zu viele Politiker von den Kommunikationsmaschinen der grossen Energieversorger einlullen lassen. „Stromlücke“, „durch Wind- und Solarkraft verursachte Stromschwemme“, „zu teuer im Gegensatz zum günstigen Atomstrom“, „milliardenschwerer Netzausbau“ usw. Wir kennen die Parolen der Propagandamaschine der Energiedinosaurier nur allzu gut. Dass nicht die Solar- und Windenergie am Stromüberfluss schuld sind, sondern die tiefen C02-Zertifikate, die es ermöglichen, dass Kohlestrom zu Tiefstpreisen den Strommarkt überschwemmt, wird wohlwissentlich verschwiegen. Und von wegen schädlichen Subventionen: Gemäss der konservativen Internationalen Energie Agentur (IEA) sind Subventionen für konventionelle Energien sechsmal höher als die ökonomischen Anreize für die erneuerbare Branche.

„Auf die stochastische erneuerbare Energie ist leider kein Verlass“, ungefähr diese Worte hörte ich aus dem Mund von FDP Nationalrat Christian Wasserfallen, dem unermüdlichen AKW-Verfechter, Donnerstagmorgen als erstes, als ich das Radio einschaltete. „Und die Erneuerbaren sind immer noch viel zu teuer!“ Gleich danach nun doch endlich von offizieller Seite bestätigt, was längst Allgemeinwissen ist: Die Eidgenössische Finanzkontrolle hat festgestellt, dass unseren AKW-Betreibern Milliarden fehlen, um diese AKW zurückzubauen und die verbrannten Brennelemente sicher zu verwalten. Die finanzielle Last werden schlussendlich wir alle und vor allem die Generationen nach uns tragen müssen.

Die KEV-Warteliste zählt Ende Oktober 32'971 Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 1.8 GW. Das ist für Sputnik Engineering doppelt bitter. Nicht der Wille zur Investition fehlt, sondern der politische Wille, die Energiewende voranzutreiben. Jede einzelne von diesen Anlagen wird einmal mindestens einen Wechselrichter brauchen. Dieser wird garantiert nicht mehr aus Schweizer Produktion stammen. 271 Mitarbeitende von Sputnik Engineering in der Schweiz und im Ausland verlieren ihren Arbeitsplatz. Damit geht auch sehr viel Know-how verloren.

Das Aus von Sputnik Engineering ist für viele von uns fast ein bisschen, als wäre ein Familienmitglied gestorben. Zu zögerlich sind die Entscheide in Bern, für die Vorzeigesolarfirma aus Biel werden auch positive Entscheide des Parlaments zu spät kommen, leider. Damit der Staat eingreift, muss es sich schon um eine sogenannte systemrelevante Bank handeln. Dass die Photovoltaik eine systemrelevante Technologie für die Stromversorgung der Zukunft ist, dazu bekennt sich inzwischen sogar die IEA. 2040 werden gemäss ihren Vorhersagen 50% des Stroms aus erneuerbaren Quellen stammen, Photovoltaik ist dabei eine der systemrelevanten Technologien. Der Konkurs von Sputnik Engineering ist nicht nur traurig für uns alle, sondern ein Armutszeugnis für die Schweiz, wo vor lauter Wohlstand innovatives Knowhow und zukunftsfähige Technologien mit den Füssen getreten werden.

Anita Niederhäusern, leitende Redaktorin ee-news.ch

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6 Kommentare

Martyn Johnson

Sehr guter und passender Kommentar. Volle Zustimmung.

Fabian Dayen, fdsolar.ch

Je ne comprends pas, en Suisse, le gouvernement incorpore, vient à la rescousse de banques qui developpent leurs affaires aux usa ou ailleurs et nos elus ignorent le marché interieur à haut potentiel, high-tech, et eco-responsable.
Il faut absolument une reaction des associations, lobbies au parlement.

Comment garantir la pérennité des installations construitent depuis 2008, principalement à l'aide de ce savoir-faire suisse et de chaque menage suisse. (c'est la consommation d'énergie électrique intérieure du marché electrique qui nourrit la politique énergétique 2050 suisse)
Est que l'OFEN, swissenergie, AES, Swissolar, Swissgrid, et le DETEC peuvent avoir un poids sur le conseil fédéral?

Que déclareront ses organisations à leurs membres si aucune solutions n'est trouvées, pour la reprise de ce produit phare, pour assurer le suivi online de toutes ses installations, si le produit solarmax disparait?
Sachez - le, le programme 2050 est en danger car il y a un risque que chaque installation construite avec cette technologie puisse desormsis s'arrêter au moment du renouvellement des onduleurs (absence de compatibilités pour le renouvellement qui est à prevoir dans 8 ans, au plus tôt) faute de solutions de remplacement.

Un recablage des strings risquerait bien de coûter plus cher au maître d'oeuvre que l'abandon de la centrale. Un futur coup de grâce programmé contre le solaire photovoltaique en Suisse?
J'ai peine à imaginer cela...

Dès lors comment Madame Lothard compte t'elle atteindre l'objectif avec un parc de centrales arrêtées ?

Moi même je suis disposer à aider pour qu'une solution puisse être trouvée, en Suisse, pour la sécurité et prospérité des sociétés suisse.

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