Der Energiesektor muss sich auf harte Zeiten gefasst machen. Bild: IEA

Aufgrund der sich abflachenden Tight Oil-Förderung in den USA und den sinkenden Förderraten in den Nicht-OPEC-Staaten, wird der Mittlere Osten der Hauptlieferant bei steigendem Bedarf. ©Grafik: OECD/IEA

Bis 2040 werden 200 AKW still gelegt, die abgebrannten Brennelemente werden sich bis 2040 verdoppelt. ©Grafik: OECD/IEA

IEA: World Energy Outlook 2014 warnt indirekt vor Verknappung von Öl und Kohle

(©ee-news.ch) Die IEA warnt in ihrem Bericht World Energy Outlook 2014 (WEO-2014) vor zunehmenden langfristigen Unsicherheiten im Energiesektor. Gemäss dem Bericht wird die Nachfrage nach Kohle und Öl 2040 ein Plateau erreichen. Erneuerbare werden dann den Lead in der Stromproduktion übernehmen.


Der folgende Text ist eine zusammenfassende Übersetzung der Pressemeldung der Internationalen Energie Agentur, kurz IEA, vom 12. November 2014. Besonders eindrücklich sind die vagen Umschreibungen hinsichtlich der Förderung von Öl und Gas. Die IEA warnt vor einem Förderrückgang, ohne diesen auch wirklich auszusprechen. Statt von rückläufiger Förderung spricht die IEA von sinkender Nachfrage.

Erneuerbare legen
weiter zu
Im Hauptszenario des WEO-2014 nimmt die Primärenergienachfrage bis 2040 um 37 % zu, was die globalen Energiesysteme weiter unter Druck setzen wird. Die IEA weist darauf hin, dass dieser Druck sich noch erhöhen werde, wenn die Energieeffizienzmassnahmen vernachlässigt würden, da sie den Verbrauchsanstieg drosseln könnten. Das Szenario zeigt zudem, dass die Nachfrage nach zwei der drei fossilen Energien, nämlich Kohle und Gas, 2040 ein Plateau erreichen wird. Dies sei auf verschiedene Länderstrategien zurückzuführen. Gleichzeitig würden die erneuerbaren Technologien rasch zulegen, aufgrund der Förderung, aber auch der sinkenden Preise. 2040 werde die Energieversorgung in vier fast gleichgrosse Sparten aufgeteilt sein: kohlenstoffarme Ressourcen, das sind Atomkraft und Erneuerbare, Erdöl, Erdgas und Kohle.

Fast 200 alte AKW abschalten
Gemäss dem WEO-2014 wird die Atomkraft bis 2040 um 60 % zulegen. Der Zubau werde aber ausschliesslich in China, Indien, Korea und Russland stattfinden. Trotzdem werde der Anteil der Atomkraft im weltweiten Strommix weit unter dem historischen Peak liegen. Die IEA weist aber darauf hin, dass die Atomkraft hohen Marktrisiken ausgesetzt sei. Zudem sei sie weltweit umstritten. Viele Länder müssten auch Entscheide bezüglich der fast 200 alten Atomreaktoren treffen, die bis 2040 abgeschaltet werden müssten. Es gelte den steigenden Bedarf und den Ausfall der Atomkraft auszugleichen. “Mit dem Anstieg der Nachfrage und dem Umbau sind weiterhin Stresssymptome zu erwarten”, erklärt IEA Executive Director Maria van der Hoeven. “Doch die erneuerbaren Energien legen weiter stark zu und es ist unglaublich, dass wir heute einen Zeitpunkt sehen, an dem sie weltweit die Nummer eins der Stromversorgung werden.”

50 % erneuerbarer Strom
Fast die Hälfte der Zunahme der Stromproduktion bis 2040 wird auf die erneuerbaren Energien zurückgehen und die Kohle als wichtigste Technologie ablösen. Windenergie wird von den erneuerbaren Technologien am stärksten wachsen, gefolgt von Wasserkraft und Solarenergie. Doch mit der Vervierfachung der Stromproduktion aus Wind und Sonne wird die Integration sowohl betreffend die Netze wie die Marktperspektiven eine grosse Herausforderung.

Erdölversorgung immer schwieriger

Die Erdölförderung wird bis 2040 auf 104 Mio. Barrel steigen. Die Ölförderung ist aber stark von den Investitionen im Mittleren Osten abhängig. Aufgrund der sich abflachenden Tight Oil-Förderung in den USA und den sinkenden Förderraten in den Nicht-OPEC-Staaten, wird der Mittlere Osten der Hauptlieferant bei steigendem Bedarf. Der Anstieg der Nachfrage wird aber 2040 abflachen: Längerfristig geht die Nachfrage in vielen Ländern wie den USA, der EU oder Japan, die heute zu den grössten Verbrauchern gehören, zurück. In anderen Ländern wie China, Russland und Brasilien stagniert die Nachfrage. China wird um 2030 die USA als grössten Verbraucher ablösen. In Indien, den Ländern südlich der Sahara, im Mittleren Osten und in Südost-Asien wird die Nachfrage aber weiter steigen.

“Auch wenn der Ölmarkt im Moment gut versorgt ist, sollte das nicht darüber hinwegtäuschen, dass grosse Herausforderungen auf uns warten, wenn die Erdölversorgung von immer weniger Staaten abhängen wird,” sagt IEA Chief Economist Fatih Birol. “Der Spielraum, der durch die steigende Förderung in den USA im nächsten Jahrzehnt entsteht, verspricht nur wenig Sicherheit, da neue Projekte eine lange Entwicklungsphase aufweisen.”

Rückgang Schiefergasförderung in den USA

Die Gasnachfrage wird 2040 50 % höher sein als heute. Gas ist dann die einzige fossile Energie, die noch ein signifikantes Förderwachstum verzeichnen wird. Die USA bleiben der grösste Gasproduzent weltweit, auch wenn die Gasproduktion in den späten 2030er Jahren nicht mehr ansteigen wird, weil die Schiefergasproduktion zurückgehen wird. Ostafrika wird mit Katar, Australien und Nordamerika und anderen die Versorgung mit verflüssigtem Erdgas sicherstellen, das für die Erdgasversorgung immer wichtiger wird. Es besteht jedoch eine gewisse Unsicherheit, ob verflüssigtes Erdgas ausserhalb von Nordamerika zu einem Preis auf den Markt kommt, der für die Konsumenten attraktiv ist und gleichzeitig die hohen Investitionskosten deckt.

Kohle stagniert mittelfristig

Auch wenn die Kohlevorkommen sehr gross sind und die Versorgung relativ sicher ist, wird der Kohleverbrauch doch gebremst durch Massnahmen betreffend die Effizienzverbesserung, die Verringerung der lokalen Umweltverschmutzung und die Reduktion von CO2-Emissionen. Der Kohleverbrauch wird bis 2040 um 15 % zunehmen, doch das Wachstum wird in den 2020er Jahren fast stagnieren. Die regionalen Trends sind sehr unterschiedlich: In China wird die Nachfrage den Peak erreichen, in den USA wird die Nachfrage um einen Drittel zurückgehen und in Indien wird weiter ein Wachstum zu verzeichnen sein.

Die globale Energieversorgung sieht sich sieht sich weiterhin mit dem Problem der Energiearmut konfrontiert.. Südlich der Sahara (The regional focus of WEO-2014) haben zwei von drei Menschen keinen Zugang zu Strom, was die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung behindert. Gleichzeitig wird der Zugang zu fossilen Energien stark subventioniert (geschätzte $550 Mrd. in 2013). Doch einerseits profitieren oft nicht die Bevölkerungsschichten von diesen Geldern, für die sie bestimmt waren. Andererseits werden durch diese Verbilligung von fossilen Energien die Investitionen in Energieeffizienz und erneuerbare Energien unwirtschaftlich.

Die Gefahr droht, dass die Energieversorgung nicht schnell genug umgebaut wird, um die durch die Energieversorgung entstehenden CO2-Emissionen zu senken (die bis 2050 um einen Fünftel ansteigen werden), so dass die Erderwärmung längerfristig auf 2°C begrenzt wird. Im Hauptszenario wird das gesamte CO2-Budget, das die Erderwärmung unter 2°C halten könnte, bis 2040 aufgebraucht sein.

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©Text: ee-news.ch/IEA, ©Übersetzung: ee-news.ch

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