Das Industrieforum Pellets ist eine gute Plattform für den intensiven Austausch von und mit Experten. Es bietet die Möglichkeit, Experten Innovationen nahe zu bringen und zu diskutieren. ©Bild: Solar Promotion GmbH

Pelletmarkt: Alle warten auf einen kalten Winter

(©AN) Die Pelletlager bei den Heizungsbesitzern und -betreibern sind ebenso voll wie die der Produzenten. Europaweit, wenn nicht weltweit, hoffen die Produzenten und Händler auf einen kalten Winter. Das ist in der Schweiz nicht anders. Wir haben am Industrieforum Pellets, das Mitte Oktober in Berlin stattfand, die Temperatur der Branche gemessen.


„Vor einem Jahr läutete das Telefon bei uns pausenlos. Alle wollten Pellets, so schnell wie möglich. Wir mussten immer wieder erklären, dass wir nicht noch mehr produzieren können“, erklärt Eugenia Vasillu von axxess capital, die für den Verkauf eines Pelletproduzenten im Norden Rumäniens zuständig ist, der jährlich rund 60‘000 Tonnen Pellets produziert. „Diesen Herbst kriegen wir kaum Anfragen, es ist zum Verzweifeln!“ Die Rumänin fasste in Worte, was andere weniger deutlich aussprachen: Nach dem milden Winter 2013-2014 und dem milden Herbst sind die Pelletlager der Produzenten, Händler, Lieferanten und Heizungsbetreiber voll. Nur Kälte bringt neue Einnahmen entlang der Wertschöpfungskette: „Schon mit einem normalem Winter wären wir zufrieden“, erklärt Hugues de Chersiey des französischen Syndicat National des Producteurs de Granulés de Bois.

Wachstumsphase setzt sich fort
Auch wenn der Anstieg des Marktzuwachses verglichen zu den Vorjahren zum Beispiel in Deutschland und Österreich, die weltweit zu den wichtigsten Märkten gehören, bescheiden ist, so stehen doch in anderen Regionen die Zeichen deutlich auf -Wachstum: In Italien, dem wichtigsten Pelletwärmemarkt zum Beispiel, werden jährlich rund 150‘000 bis 200‘000 Pelletöfen neu installiert. Insgesamt zählt Italien 2.1 Mio. Pelletheizungen, 1.9 Millionen sind Zimmeröfen, die mit Sackware gefüllt werden. Die stark steigenden Pelletimporte per Frachtschiff aus den USA zeugen vom allgemein zunehmenden weltweiten Handel: „2013 importierten wir 1.8 Mio. Tonnen aus den USA, 2012 waren es deutlich unter einer Million Tonnen. Nur gerade 9 % des gesamten Pelletbedarfs oder 300‘000 bis 400‘000 Tonnen von insgesamt 3.2 Mio. Tonnen wurden in Italien produziert, “ erklärte Annalisa Paniz der Associazione Italiana Energie Agroforestali AIEL. Neben den USA als wichtigstes Importland nannte die Fachfrau Serbien, die Ukraine, Rumänien und Russland. Zwischen 2013 und 2015 rechnet die Pelletfachfrau mit einem jährlichen Wachstum von 25 % oder 200-300 Mio. Tonnen Pellets, insgesamt wird für 2015 ein Bedarf von 3.5 Mio. Tonnen erwartet. Klar sei, dass Italien mit steigendem Bedarf auch mehr Pellets aus den USA per Frachtschiff importieren werde.

Bis 85 % Inlandproduktion
Gerade umgekehrt ist es in Frankreich: „Wir produzieren 80 bis 85 Prozent selber“, erklärte Eric Vial von Propellets France. Unser westlicher Nachbar erhöhte die Pelletproduktion von 30‘000 Tonnen Pellets 2004 auf rund 1.1 Mio. Tonnen 2014. Insgesamt sind in Frankreich 2014 rund 400‘000 Pelletzimmeröfen in Betrieb und Heizkessel mit einer Leistung von rund 1200 MW. Der Pelletfachman Vial rechnet 2015 mit rund 500‘000 Pelletheizungen im ganzen Land: „Ob wir den hohen Selbstversorgungsanteil jedoch beibehalten werden, ist nicht sicher. In der Cité de France in Paris wurde ein Wärmeverbund in Betrieb genommen, der alleine jährlich rund 100‘000 Tonnen Pellets braucht.“ Künftige Importe könnten auch aus Nordamerika nach Frankreich verschifft werden, schätzt Vial. In Frankreich wird zunehmend auch Hartholz pelletiert. Hier sieht Propellets France ein grosses Potenzial brachliegen. Besonders hoch ist in Frankreich übrigens der Pelletheizungsanteil im Niedrigenergieneubau: Rund 30 % der Häuser werden hier mit einfachen Zimmeröfen beheizt.

„Mit einem jährlichen Wachstum von 500 MW neu installierter Leistung sind wir auch in Spanien gut unterwegs“, erklärte Marcus Martin von AVEBIOM in Spanien, 6000 MW Leistung seien insgesamt installiert. Die Hälfte der Spanier hätten im Winter in etwa dieselben Temperaturen wie die Österreicher, daher sei es wichtig, auch in Spanien statt wie bis jetzt auf Gas auf Biomasse umzustellen. Mit Kosten von nur € 55 pro MWh sei Gas aber ein starker Konkurrent. Geschätzte 500‘000 Tonnen Pellets werden in Spanien jährlich produziert. Prognosen gehen für 2020 von einem Verbrauch von jährlich 1.15 Mio. Tonnen aus. „Vielleicht werden auch wir schon bald Pellets mit Frachtschiffen aus Übersee importieren“, kann sich Marcus Martin vorstellen, obwohl Spanien 2014 erstmals die Produktionskapazität von einer Million Tonnen Pellets überschritten wird.

Vom Strom zum Wärmemarkt
In Grossbritannien ist der Pelletwärmemarkt aufgrund des 2011 nach mehrjähriger Verzögerung eingeführten Renewable Heat Incentive, kurz RHI, stark im Aufwind. Rund 7000 Pelletheizungsbesitzer profitieren vom RHI, monatlich kommen rund 500 neue Heizungen dazu. „Was fehlt, sind aber gut ausgebildete Installateure“, erklärte Richard Smith von Verdo Renewables Limited und zeigte den rund 300 Forumbesuchern ein Foto-Gruselkabinett von besonders schlecht eingerichteten Pelletlagern und Einfüllstutzen. Bilder, die in den Pionierländern Österreich und Deutschland zum Glück Schnee von gestern sind. 150‘000 Tonnen wurden in Grossbritannien 2013 verbrannt, geschätzte 300‘0000-400‘0000 Tonnen könnten es dieses Jahr und 2015 sein. Die Eigenproduktion belaufe sich auf 350‘000 Tonnen. Smith sieht ein grosses Potenzial in den 1 Mio. Gasheizungen in ländlichen Gebieten, die mit Pelletheizungen ersetzt werden könnten. Dringend notwendig sei jedoch, dass die Installateure besser ausgebildet würden. Besorgt ist Smith zudem, dass der RHI nach den Wahlen 2015 gekippt werde. Wie in fast allen Ländern – ausgenommen Italien – wächst auch in Grossbritannien der Anteil der Grossheizungen stärker als der der Zimmeröfen und der Anlagen für Einfamilienhäuser.

Unberechenbarer Zertifikatsmarkt
Wie unberechenbar grüne Zertifikate sein können, wusste Ludmila Wach von der Baltic Energy Conservation Agency in Polen zu berichten: Da zu viel Strom aus Biomasse produziert wurde, sank der Preis der Zertifikate so stark, dass die Nachfrage nach Pellets für die Stromproduktion drastisch zurückging. In Polen werden Pellets mit Kohle im sogenannten Co-Firing verstromt. Rund 600‘000 Tonnen Pellets werden in Polen produziert: Davon werden 210‘000 Tonnen verstromt, 145‘000 werden im Wärmemarkt verbrannt und 200‘000 Tonnen exportiert: 80‘000 Tonnen nach Deutschland, 70‘000 Tonnen nach Dänemark, 25‘000 Tonnen nach Italien und 2000 Tonnen nach Österreich. Polen importiert insbesondere für den Strombereich jährlich rund 80‘000 Tonnen Pellets.

Ein Blick in den Norden
Johan Granath von Ekmann & CO AB aus Schweden, ein auf Biomasse spezialisiertes Unternehmen, gab einen kurzen Überblick über die skandinavischen Länder und Dänemark: Norwegen produziert aktuell jährlich 60‘000 Tonnen und verbraucht 120‘000 Tonnen. Auch Schweden gehört mit einem jährlichen Pelletbedarf von rund 1.8 Mio. Tonnen zu den Nettoimporteuren: Rund 700‘000 Tonnen werden importiert und an die 200‘000 exportiert. Finnland produzierte 2013 rund 270‘000 Mio. Tonnen Pellets, der Eigenverbrauch lag bei rund 225‘000 Tonnen. „Finnland könnte ab 2015 ebenfalls ein Nettoimporteur von Pellets werden“, schätzt Johan Granath. Zu den klaren Importländern gehört Dänemark: Fast der gesamte Bedarf von über 3 Mio. Tonnen Pellets wird importiert, rund 730‘000 Tonnen werden verheizt, 2.5 Mio. Tonnen werden verstromt.

Die Vorreiter
Mit einer geschätzten Produktion von 2.35 Mio. Tonnen gegenüber einem Verbrauch von 2.2 Mio. Tonnen bleibt Deutschland an der Spitze der Pelletländer, auch wenn der Markt 2014 gegenüber 2013 nur leicht wächst. Gefolgt von Österreich: 2014 wird die Produktion erstmals die 1-Million-Tonnen-Grenze überschreiten. Der Bedarf ist aufgrund der warmen Witterung mit 800‘000 Tonnen etwas tiefer als 2013. Der Pelletaussenhandel Österreichs zeigt, wie international der Pelletmarkt geworden ist: 2013 exportierte Österreich 36‘500 Tonnen Pellets nach Deutschland, 8000 Tonnen in die Schweiz und 429‘000 Tonnen nach Italien, importierte selber jedoch 82‘000 Tonnen aus Deutschland, 71‘000 aus der Tschechei und 190‘000 aus Rumänien.

©Text: Anita Niederhäusern, Herausgeberin pelletpreis.ch

0 Kommentare

Kommentar hinzufügen

Top

Gelesen
|
Kommentiert