«Die Hightech-Ideen, die an der Berner Fachhochschule BFH verwirklicht werden, haben ein Ziel: Einen Beitrag zur Energiestrategien des Bundes leisten»: Professor Urs Muntwyler. ©Foto: T. Rütti

«Wir wollen nationale Projekte der Elektromobilität auf internationale Ebene emporheben»: Philipp Walser, Leiter e’mobile-Fachstelle Elektrofahrzeuge. ©Foto: T. Rütti

Die Aktivitäten der Berner Fachhochschule sollen in die Energiepolitik des Bundes eingebettet werden. Martin Pulfer vom BFE. ©Foto: T. Rütti

Auf dem Rundgang durch die Berner Fachhochschule BFH in Burgdorf entdeckt: Drahtlose Temperaturmessung eines Solarpanels, hier durch die Studentin Aline Fedier. ©Foto: T. Rütti

Diplomausstellung an der Fachhochschule. Die Nachwuchsforscher gaben breitwillig Auskunft über ihre Arbeiten und weihten die Besucher in die aktuellen Aktivitäten ein. ©Foto: T. Rütti

Gestartet wurde das Implementing Agreement IA HEV 1994. Hier in Burgdorf an der Berner Fachhochschule haben wir diese solarstrombetriebene Ladestation vorgefunden. ©Foto: T. Rütti

Elektromobilität: Workshop Hybrid- & Elektrofahrzeuge-Forschung

(©TR) Das Programm IA HEV der Forschungszusammenarbeit der IEA im Bereich der «Elektro- und Hybridfahrzeuge» vereinigt Forscher aus nahezu 20 Mitgliedsländern. Am Burgdorfer Transferworkshop «Forschung Hybrid- und Elektrofahrzeuge» wurden 14 einzelnen Arbeitsgruppen vorgestellt und erörtert.


Bei diesen so genannten Tasks geht es um verschiendenste Fragen der Elektromobi- und Hybridlfahrzeugbranche. Vertreten werden sie durch das jeweilige Energieministerium, eine staatliche Energieagentur oder eine nationale Forschungsorganisation. In der Schweiz ist es das Bundesamt für Energie BFE. An der Berner Fachhochschule BFH in Burgdorf fand am 19. September 2014 ein Transferworkshop statt, an dem der aktuelle Stand der Dinge des so genannten «Implementing Agreements IA HEV» ausgelotet wurde.

Die Schweiz macht mit bei Tasks wie etwa «Plug-in hybrid electric vehicles», «Life cycle assessment for electric vehicles», «Quick charging technology», «Accelerated ageing testing for Li-ion batteries» oder «E-mobility business models», also lauter topaktuelle Aspekte der Elektro- und Hybridmobilität. Zur Hauptsache wurden diese und weitere Tasks von Urs Muntwyler präsentiert. Das 1994 lancierte «Implementing Agreement IA HEV», das sich mit der Förderung von Hybrid- und Elektrofahrzeuge befasst, wird seit 1999 von ihm geleitet. An der Berner Fachhochschule BFH Burgdorf ist er als Professor engagiert.

20 Mrd. kTWh Solarstrom
In beiden Funktionen führte Urs Muntwyler durch den Transferworkshop. Und auf einem Rundgang durch die Fachhochschule sowie durch die gleichzeitig stattfindende Diplomausstellung gewährte er den Tagungsteilnehmern einen Einblick in die aktuellen Forschungsaktivitäten an «seinem» Photovoltaik-Labor. Die Hightech-Ideen, die hier verwirklicht werden, peilen nicht zuletzt ein ambitiöses Ziel an, nämlich: Sie sollen einen Beitrag zur Verwirklichung der Energiestrategien des Bundes leisten. Bis 2050 sollen demnach 12 Mrd. kWh Solarstrom den Atomstrom ersetzen. Da laut Professor Muntwyler Geothermie- und Windenergieprojekte in der Schweiz nur schwer zu realisieren sind, dürften 20 Mrd. kWh Solarstrom schon eher im Bereich des Möglichen liegen.

Vom Emmental hinaus in die weite Welt
Das Labor für Photovoltaik der Berner Fachhochschule BFH befasst sich seit über 20 Jahren mit der Erarbeitung von wirtschaftlich sinnvollen und bezahlbaren Lösungen – die im emmentalischen Burgdorf gewonnenen Erkenntnisse werden selbstverständlich auch den andern IA HEV-Mitgliedern in aller Welt zugänglich und vor allem beliebt gemacht.

Ein Beispiel dazu bildet auch ein Aufsatz aus der Feder von Professor Muntwyler in der allerneuesten Ausgabe von «hitech – das Magazin der Technik und Informatik»: «Geht es um einen Speicher für den lokalen Überschuss aus PV-Anlagen, stehen zwei Varianten im Vordergrund: Zum einen Wärmepumpen mit Wasserspeichern. Ein solcher von 500 l Volumen kann bei einer Temperaturdifferenz von rund 45 Grad an die 25 kWh speichern. Interessant ist die Speicherung von Solarstrom für die Heizperiode und den Warmwasserverbrauch. Zum anderen gibt es aber auch das Elektroauto mit Batteriespeicher, das je nach Typ 10 bis 85 kWh speichern kann. Strom benötigt es selbst im Sommer bei PV-Produktionsspitzen.» In der jahrzehntelangen Erforschung einer besseren Verwertung von Solarstrom habe das PV-Labor in Burgdorf reiche Erfahrung gesammelt. Etwa bei der Prüfung von Solarwechselrichtern, die den Gleichstrom des Solargenerators in Wechselstrom umformen. 1:1-Anschauungsunterricht dazu wurde den Tagungsteilnehmern auf einem ausgesprochen interessanten Betriebsrundgang durch das PV-Labor geboten.

Aktivitäten in d
ie Energiepolitik des Bundes einbetten
Eingebettet sind die Aktivitäten des «Implementing Agreement IA HEV» sowie jene der Berner Fachhochschule BFH in die Energiepolitik des Bundes. Martin Pulfer vom Bundesamt für Energie BFE nahm die Workshop-Teilnehmer mit auf einen Tour d'horizon, der mit zahlreichen Beispielen aus der Praxis angereichert war. Die Hauptstossrichtung geht bei der Elektromobilität, also Verkehr und Akkumulatoren, hin zum Leichtbau von Fahrzeugen, Komponenten und Zweiradsystemen. Ein Personenwagen, der heute noch 1620 kg auf die Waage bringt, soll nur noch 1000 kg und weniger wiegen. Zudem wird nach hocheffizienten Antriebssystemen geforscht. Das BFE hat aber auch das Kaufverhalten der Kunden, die sich für Personenwagen, Lieferwagen oder Zweiräder interessieren, im Visier. Aspekte wie Stoffflüsse, graue Energie, Recycling, Toxikologie, Sicherheit, Kosten etc. werden in alle Forschungsaktivitäten einbezogen. Dies im Sinne einer gesamtheitlichen Betrachtung und Vorgehensweise.

Martin Pulfer erklärte zudem, was unter dem Triple-S-Prinzip – Saving, Shifting, Smooting – zu verstehen ist:

  • Saving heisst, das Verkehrsaufkommen zu reduzieren: weniger Bewegungen von Personen und Gütern, weniger weit und weniger oft.
  • Shifting heisst, den verbleibenden Verkehr auf weniger belastende Verkehrsträger zu verlagern: Land- statt Luftverkehr, Schienen- statt Strassenverkehr (vor allem für Güter), Langsamverkehr (Velo, Fussgänger) sowie Kollektivverkehr (öffentlicher Verkehr) statt motorisierter Individualverehr.
  • Smooting heisst, die Auswirkungen des Verkehrs möglichst erträglich zu gestalten beziehungsweise sie zu mildern: für die Gesellschaft bezüglich Freiheit und Sicherheit, für die Wirtschaft bezüglich der Kosten sowie für die Umwelt bezüglich der Ressourcen und Immissionen.

In Richtung einer CO2-neutrale Mobilität
Der Leiter des BFE-Forschungsprogramms Verkehr und Akkumulatoren fasste die Forschungsziele wie folgt zusammen: Minderung des Treibstoffverbrauchs, Förderung der erneuerbaren Energien in Richtung einer CO2-neutrale Mobilität, Senkung von Schadstoffemissionen und Lärm, Stärkung des Wirtschafts- und Bildungsstandortes Schweiz sowie Minderung des Flächenbedarfs. «Ans Ziele gelangen wir aber nur dank Partnern wie ETH, PSI, EMPA, HTI, Industrie und Verbände wie e’mobile», so Martin Pulfer.

In Sachen Öffentlichkeitsarbeit gibt
s noch Handlungsbedarf
Dass sich die Teilnehmerzahl am Transferworkshop in Grenzen hielt, ist für Philipp Walser zwar schade. Das zeige aber auch, dass es noch einiges an Öffentlichkeitsarbeit zu leisten gebe. Wörtlich sagte der stellvertretende Geschäftsleiter des Verbands e’mobile: «Techniklastige Themen sind nicht zwingend trocken – ganz im Gegenteil. Sie können sogar sehr spannend präsentiert werden, wie wir dies heute in Burgdorf erleben durften. Immerhin ist es gelungen, den Anwesenden folgende Message plausibel zu machen: Einerseits werden dank Implementing Agreement IA HEV neue Erkenntnisse aus der Welt der Elektromobilität in die Schweiz transportiert und hier ausgiebig diskutiert. Andererseits wollen wir nationale Projekte der Elektromobilität auf die internationale Ebene emporheben», so der Leiter der e’mobile-Fachstelle Elektrofahrzeuge. Seit 2012 wirkt er im Auftrag des Bundesamtes für Energie im IA HEV mit.

Veranstalter des Transferworkshop in Burgdorf waren: Photovoltaik Labor des Institutes für Energie und Mobilität, Berner Fachhochschule BFH, Schweizerische Fachstelle für Elektrofahrzeuge, Verband e’mobile, Implementing Agreement «Hybrid- and Electric Vehicles» (IA HEV), Internationale Energie Agentur IEA und das Bundesamt für Energie (BFE).

©Text: Toni Rütti, Redaktor ee-news.ch

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