Dank dem Einbau einer isolierten Produktionszelle konnte der Energieaufwand reduziert werden. ©Bild: EnAW

Seit 1949 ist die Rausch AG im thurgauischen Kreuzlingen beheimatet. ©Bild: EnAW

EnAW: Rausch im Einklang mit der Natur

(EnAW) Seit 1890 produziert die Rausch AG Kreuzlingen Pflegeprodukte. Seit nunmehr eineinhalb Jahren ist das traditionelle Schweizer Familienunternehmen Teilnehmer des KMU-Modells der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW). Die gesteckten Ziele sind ambitiös: Bis 2016 soll der Energieverbrauch um über 20 Prozent und der CO2-Ausstoss um 28 Prozent gesenkt werden.


Ihren Anfang nahm die Erfolgsgeschichte der Rausch AG Kreuzlingen mit einem Kräuterhaarwasser zur Stärkung der Kopfhaut, das der Coiffeur-Meister Josef Wilhelm Rausch 1890 in Konstanz entwickelte. Noch heute, fast 125 Jahre nach der Produktlancierung, ist es das bekannteste Produkt des Unternehmens, das sich seit 1949 im Besitz der Familie Baumann befindet und seinen Sitz im thurgauischen Kreuzlingen hat. Mit rund 160 Mitarbeitenden werden in Kreuzlingen Produkte für die Haar- und Körperpflege hergestellt. Zu den Abnehmern gehören Apotheken, Drogerien und Warenhäuser – vornehmlich in der Schweiz, Deutschland, Österreich und Italien. Mittlerweile sind die Kräuterpflegespezialitäten in 26 Ländern erhältlich.

In den Startlöchern
Die Produktionsstätte des Unternehmens befindet sich in einem älteren Gebäude, gibt Riccardo Loffreda – Geschäftsleitungsmitglied der Rausch AG Kreuzlingen und seit 13 Jahren im Betrieb tätig – auf einem Rundgang durch den Betrieb unumwunden zu. Dies stelle besondere Anforderungen an potenzielle Energiesparmassnahmen. Vor allem Investitionen in die Gebäudeinfrastruktur müssen wirtschaftlich und energietechnisch Sinn machen, falls das Unternehmen zu einem späteren Zeitpunkt einen Neubau in Erwägung zieht.

Als Leiter der Finanzen, der EDV und des Personals ist Loffreda auch verantwortlich für die Energieeinsparbemühungen des Betriebs. Seit 2013 arbeitet er im Rahmen des KMU-Modells mit KMU-Berater Thomas Pesenti zusammen: «Im Juli 2013 hat Herr Pesenti unseren Betrieb ein erstes Mal besucht. Wir haben gemeinsam den Betrieb bezüglich potenzieller Energiesparmassnahmen untersucht. Richtig intensiviert hat sich die Zusammenarbeit im Jahr 2014, als es darum ging, die Massnahmen an die Hand zu nehmen.» Einsparmassnahmen sind jedoch nicht erst seit der Teilnahme am KMU-Modell ein Thema: Schon zuvor wurden Fenster ausgewechselt und Sonnenkollektoren installiert. Auch die Mitarbeitenden des Betriebs werden seit längerem für einen sorgsamen Umgang mit den Ressourcen sensibilisiert, da die Rausch AG Kreuzlingen mit Rohstoffen aus der Natur arbeitet und sich deshalb verpflichtet, diese auch zu schützen.

Beträchtliche Energieeinsparungen
Dass in alten Produktionsräumlichkeiten mit wirtschaftlichen Massnahmen beträchtliche Energieeinsparungen erzielt werden können, zeigt das von Loffreda und Pesenti erarbeitete erste Massnahmenpaket, das die Firma bis 2016 im Rahmen ihrer Zielvereinbarung umsetzen wird. Pesenti nennt die geplanten Massnahmen unter den gegebenen Umständen ambitiös. Insgesamt sieht der Zielpfad bis 2016 eine Energieeinsparung von über 20 Prozent und eine CO2-Einsparung von rund 60 Tonnen vor. Einzelne Massnahmen, wie beispielsweise die Sanierung des Dachs der Lagerhalle in Berg oder der Einsatz moderner LED-Leuchten im Logistikcenter in Bottighofen und im Produktionsraum in Kreuzlingen, werden zwischen einem und vier Jahren amortisiert sein.

Fördermittel motivieren zusätzlich
Durch den Abschluss der Zielvereinbarung konnte sich die Rausch AG auch von der CO2-Abgabe befreien lassen. Die zurückerstattete Abgabe von jährlich rund 8000 Franken kann nun für Energieeffizienzprojekte genutzt werden. Zusätzlich wird das KMU durch Akteure der Schweizer Wirtschaft finanziell gefördert: So zahlt beispielsweise die EnAW-Partnerin UBS ihrer langjährigen Kundin 50 Prozent des ersten Teilnahmebeitrags. Auf die Frage, ob die Erfüllung der Anforderungen der CO2-Gesetzgebung oder kantonale Regelungen seinen Arbeitstag verlängern würden, winkt Loffreda entschieden ab: «Ich muss ganz ehrlich sagen, dass unsere Zusammenarbeit mit dem Kanton Thurgau in allen Belangen sehr gut ist. Lapidar gesagt empfinde ich das Piesacken durch staatliche Stellen im Energiebereich gar als Wettbewerbsvorteil für die Schweizer Wirtschaft. Wir werden so gezwungen, unsere Prozesse laufend zu überprüfen und bleiben somit konkurrenzfähig.»



Interview mit Riccardo Loffreda, Geschäftsleitungsmitglied Rausch AG Kreuzlingen

Wie schafft es die Rausch AG Kreuzlingen, die ihre Produkte allesamt im thurgauischen Kreuzlingen produziert, im hart umkämpften Haarpflegemarkt zu reüssieren?
Im Vergleich zu unserer Konkurrenz sind wir natürlich eher die Kleinen statt die Grossen. Mit einem Produktionsstandort im Ausland oder durch den Einkauf von günstigeren Rohstoffen könnten wir natürlich eine Menge Geld sparen. Dies entspricht jedoch beides nicht unserer auf Nachhaltigkeit ausgelegten Unternehmenskultur. Unsere Stärke ist unsere Kräuterkompetenz und die Qualität unserer Produkte, die mit Kräutern aus teilweise biologischem Anbau nach besonders schonenden Verfahren verarbeitet werden. Während einige unserer Mitbewerber auf chemischer Basis produzieren, stellen wir unsere Produkte im Einklang mit der Natur her. Das heisst konkret: so viel Natur wie möglich und nur so viel Chemie wie nötig. Dieses Rezept bewährt sich seit der Firmengründung 1890 und wird durch unsere Kunden geschätzt.

Nachhaltig produzieren heisst natürlich auch energieeffizient produzieren. Sind Sie darum seit 2013 Teilnehmer am KMU-Modell der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW)?
Energieeffizienz war bereits vor der Teilnahme am KMU-Modell ein zentrales Thema. Der schonende Umgang mit unseren Ressourcen und auch die Vermeidung von Abfällen werden in der Geschäftsleitung regelmässig thematisiert. Seit 2003 betreiben wir beispielsweise eine Solaranlage, die wir im Rahmen der Dachsanierung installiert haben. Hierbei konnten wir auch von Fördergeldern des Kantons Thurgau profitieren, da der Kanton Projekte, die eine Energieeffizienzsteigerung ermöglichen, finanziell unterstützt. Die Teilnahme am KMU-Modell wiederum macht uns vor allem bewusst, wo genau wir weitere Verbesserungen erreichen können.

Und wo haben Sie und Ihr KMU-Berater die grössten Verbesserungspotenziale gefunden?
Unsere Liegenschaft ist historisch gewachsen. Die Gebäude, die in Kreuzlingen die Verwaltung, die Produktion und unser Kräuterlager beherbergen, sind über 100 Jahre alt. Unsere grossen Massnahmen drehen sich daher vorwiegend um Wärmeverluste, die es zu beseitigen gilt. Durch den Einbau einer isolierten Produktionszelle, den wir 2014 abgeschlossen haben, konnten wir beispielsweise den Energieaufwand reduzieren, da unsere alten Sheddächer, die viel Wärme verschleudern, so weniger ins Gewicht fallen. Zugleich ist es wichtig, den Maschinenpark fortlaufend zu erneuern, da eine neue Maschine im Vergleich zu älteren Modellen nur einen Bruchteil an Energie benötigt. Ebenfalls wird sukzessive auf LED-Lampen umgestellt. Die Modernisierung des Gesamtbetriebs geht jedoch nicht von heute auf morgen und muss Schritt für Schritt an die Hand genommen werden.

Text: Schweizerische Energie-Agentur der Wirtschaft

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