Die Reichweite von Elektrofahrzeugen wird stark durch die Nutzerinnen und Nutzer bestimmt.

e’Mobile: Die Reichweite von Elektroautos lässt sich stark beeinflussen

(PM) Selbst bei Elektroautos vom gleichen Typ unterscheidet sich der Stromverbrauch deutlich. Die Reichweite der Fahrzeuge wird also stark durch die Nutzerinnen und Nutzer bestimmt. Dabei können sie einen beachtlichen Lerneffekt erreichen. Diese Resultate zeigt der zweite Zwischenbericht zur Untersuchung «KORELATION» (Kosten – Reichweite – Ladestationen), bei welcher der Verband e’mobile die Praxiserfahrungen von Elektroauto-Nutzerinnen und -Nutzern auswertet.


Fürs Projekt «KORELATION» haben sich die Fahrerinnen und Fahrer von rund 200 Elektroautos bereiterklärt, die erzielten Reichweiten während jeweils 30 aufeinanderfolgenden Tagen in der kalten Jahreszeit (Dezember 2013 bis März 2014) und in der warmen Jahreszeit (Juli bis September 2014) zu erfassen. Der 2. Zwischenbericht zum Projekt stellt nun die Resultate der Wintererhebung vor.

Starker Lerneffekt
Eine zentrale Grösse bei der Untersuchung ist der Batterieladezustand. Er gibt einerseits an, wie stark die Fahrer die Reichweite ausreizen – ob sie also wagen, die Batterie fast leer zu fahren. Andererseits zeigt er, wie voll die Nutzer den Akku laden.

Die Resultate der Wintererhebung belegen, dass viele Ladungen durchgeführt werden, wenn die Batterie noch nicht annähernd leer ist. Ein grosser Teil der Fahrer schöpft die Reichweite somit nur teilweise aus. Doch immerhin 20% aller Ladungen beginnen bei einem Batte-rieladezustand von weniger als 20%. Diese Fahrer trauen sich, die Kapazität weitgehend auszunutzen. Dabei spielt vor allem die Erfahrung eine zentrale Rolle.

Reichweite stärker ausschöpfen
Den starken Lerneffekt unterstreichen die Ergebnisse der Teilnehmerbefragung: 74% aller Antwortenden geben an, die Reichweite ihres Autos inzwischen stärker auszuschöpfen als direkt nach der Anschaffung. Erfreulich ist, dass fast 40% aller Antwortenden ihre Fahrweise gemäss eigenen Angaben angepasst haben und nun sparsamer unterwegs sind.

Grosse Streuung beim Mehrverbrauch
Im Durchschnitt lag der Stromverbrauch der Elektroautos während der Wintererhebung 50% über den Herstellerangaben. Dabei bestand eine grosse Spannweite: Einige Teilnehmer verbrauchten mit ihren Fahrzeugen mehr als doppelt so viel Strom wie vom Hersteller genannt, während andere die offiziellen Normwerte nahezu erreichten. Dabei fielen die Abweichungen auch bei gleichen Modellen unterschiedlich aus. Offensichtlich kann der Fahrer den Verbrauch also stark beeinflussen. Die wichtigsten Einflussfaktoren sind Heizung, Fahrstil und Geschwindigkeitsniveau.

Unterschiedliche Bedürfnisse bei Ladestationen
Ergänzend zu den Verbrauchsmessungen beantworteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Fragen dazu, ob und wie sich ihre Bedürfnisse nach mehr Reichweite und nach öffentlicher Ladeinfrastruktur seit Projektbeginn veränderten. Dabei zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen den privaten und den geschäftlichen Nutzern. Bei den Firmenfahrzeugen würden zusätzliche öffentliche Ladestationen die zurückgelegten Distanzen demnach kaum erhöhen. Dies dürfte daran liegen, dass die Strecken bei solchen Autos grösstenteils vorgegeben sind. Von den privaten und gemischten Nutzern hingegen würden immerhin 30 bis 40 Prozent der Antwortenden mehrmals pro Monat längere Distanzen zurücklegen, wenn unterwegs ein Nachladen möglich wäre.

Nicht nur Kurzstreckenautos
Um die Jahresfahrleistungen der untersuchten Elektroautos zu ermitteln, wurden die zurückgelegten Strecken hochgerechnet. Die durchschnittliche Jahresfahrleistung von 13’806 km entspricht ungefähr dem beim Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2010 ermittelten Durchschnittswert aller in der Schweiz zugelassenen Erstfahrzeuge (13‘611 km). Die Bandbreite der hochgerechneten Jahresfahrleistungen variiert erwartungsgemäss sehr stark: Sie reicht von 2000 bis rund 40'000 km pro Jahr.

60% geringere Treibstoffkosten
Die Resultate der Winter-Verbrauchsmessung ermöglichten es, die Stromkosten der untersuchten Elektroautos zu ermitteln und sie mit den Treibstoffkosten von konventionellen Autos zu vergleichen. Dazu bestimmte das Projektteam für jedes Modell ein vergleichbares Referenzfahrzeug mit modernem Benzinmotor. Demnach fallen die Stromkosten für Elektroautos bei den hochgerechneten Jahresfahrleistungen durchschnittlich 60% tiefer aus als die Treibstoffkosten für Benzinautos.

Auch bei den ausserordentlichen Kosten schnitten die untersuchten Elektroautos gut ab: Besondere Vorkommnisse wie Pannen oder Reparaturen kamen im ersten Halbjahr der Untersuchung kaum vor. Wenn sie dennoch auftraten, waren sie meist mit keinen oder nur mit geringen Kosten verbunden – allerdings in mehreren Fällen mit einer relativ langen Ausfalldauer. Offensichtlich besteht hier noch Verbesserungspotenzial bei den Garagen, etwa bei der raschen Verfügbarkeit von Ersatzteilen.

Alltagstauglichkeit überprüfen
Mit dem Projekt «KORELATION» untersucht der Verband e’mobile seit Dezember 2013 ein Jahr lang, ob sich die häufigsten Kritikpunkte gegenüber Elektroautos – zu hohe Kosten, zu geringe Reichweite, fehlende Ladestationen – im Alltag bestätigen. Zugelassen sind Modelle der neusten Generation mit 1. Inverkehrsetzung ab 2011. Der Schlussbericht mit allen Resultaten der Untersuchung ist für Dezember 2014 geplant.

Das Projekt «KORELATION» wird von EnergieSchweiz, AMAG, Demelectric, Electrosuisse, Groupe E, Mobility Solutions, ParkingCard Services, Renault, Siemens und Umwelt Arena unterstützt.

Erster und zweiter Zwischenbericht „KORELATION“ >>

Text: e’Mobile

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