Rüdlingen, ein Steinwurf vom Rhein entfernt, ist ein schmuckes historisches Dorf mit vielen Riegelbauten im Kanton Schaffhausen. „Wir haben uns sofort in unser Fachwerkhaus verliebt“, erklärt Christine Ahrend. Mit ihrem Ehemann lebte sie hier zuerst zur Miete, 2006 haben die beiden das Haus gekauft. Inzwischen machen auch ihre drei Kinder das ca. 250 Jahre alte 6-Zimmer-Haus unsicher, das einst als Salzdepot diente.
GEAK-Fachwissen
Im Juni besucht GEAK-Experte Michael Bächlin das Haus der Ahrends, Metermass, Fotoapparat und Notizbuch zur Hand: „Das Haus ist ein typischer Altbau, mit vielen Facetten: An der Ost- und Westseite eine Riegelbaufassade, gegen Süden eine Bruchsteinmauer und gegen Norden angebaut. Beeindruckt hat mich auch der Raum unter der Decke, der unglaublich gross ist.“ Bei Altbauten, wie dem der Ahrends, existieren oft keine Hauspläne, daher hatten die Besitzer das Haus zum Teil schon vor dem Besuch von Michael Bächlin ausgemessen. Bei einem Haus aus den letzten Jahrzehnten legen die Besitzer dem GEAK-Experten in der Regel die Hauspläne bereit.
Eingang und Küche
Über die Haustür geht es bei Ahrends direkt schräg runter in den Eingangsbereich. Die einfache Holzhaustür und die angrenzende Holzaussenwand sind nicht gedämmt, und so schleicht die Kälte über den Beton durch den Eingang direkt in die Küche. „Hier“, zeigt Martin Ahrend dem GEAK-Experten, „gleich hinter der Küchenzeile beim Abwaschbecken zieht es immer sehr kalt rein.“ Martin Bächlin weist die Besitzer darauf hin, dass hier bereits ein Teil wärmegedämmt wurde, aber unzureichend und nicht durchgehend. Martin Ahrend zeigt auf den Küchenboden: „Wir haben einen Holzboden über den Steinboden gelegt“, erklärt er, „leider konnten wir wegen der geringen Raumhöhe nur sehr wenig Dämmung darunter legen, aber das hat schon ganz viel Behaglichkeit gebracht.“
Die gute Stube
Die unteren Räume des Hauses sind sehr tief. Dadurch dringt nicht so viel Licht in die Räume, dafür sind sie aber sehr heimelig. In einer Ecke steht ein Schwedenofen, den die Ahrends im Winter gerne für Behaglichkeit einfeuern. „Rund einen Ster Holz verbrauchen wir pro Heizsaison“ erklärt Martin Ahrend. Vor dem Ofen stehen gemütliche Sessel zum Verweilen.
Geheizt wird mit einer 2003 eingebauten Luft-Wasser-Wärmepumpe, die gemäss dem GEAK-Experten nicht dem neusten Stand entspricht. Im Winter erzeugt sie auch das Warmwasser, daneben gibt es einen neueren und einen alten Boiler. Was die Ahrens nicht wissen: „Ausschliesslich der ältere, ungedämmte Elektroboiler mit Baujahr 1980 heizt das Warmwasser im Sommer auf, wenn die Wärmepumpe nicht läuft“, erklärt Michael Bächlin. Wenn dieser Boiler, die Wärmepumpe und der neue Boiler in Serie geschaltet werden, können die Ahrends sicher schon ziemlich viel Strom sparen.
Einen Stock höher
Im ersten Stock befinden sich vier Zimmer, ein Durchgangszimmer, das als Büro dient, sowie das zweite Badezimmer. Das alte Haus hat Charme, rechte Winkel gibt es nur wenige. Zwei Schlafzimmer sind gegen Westen gerichtet, direkt über dem Eingang und der Küche. „In diesen Zimmern ist es im Sommer oft zu heiss, im Winter dann wieder arktisch kalt“, erklärt die Mutter der drei Kinder. Die Zimmer verfügen über eine „künstliche“ Dachschräge, die im Nachhinein eingebaut wurde, so dass der Eindruck entsteht, als würden sie unter dem Dachgiebel liegen. Ein Blick auf den riesigen Estrich zeigt, wie die künstlichen Schrägen realisiert wurden: Auf der Westseite hebt sich der Estrich schräg an, darunter verbergen sich die beiden Schlafzimmer. Eine Dachschräge lehnt am Westdach an, die andere wurde künstlich eingebaut. Der Estrichboden ist mit 8 cm Steinwolle gedämmt, über den künstlichen Dachschrägen der Schlafzimmer ist die Dämmung aber lediglich 6 cm dick. Üblich sind heute rund 20 cm. Michael Bächlin vermutet: „Die Dachschräge der Zimmerdecken gegen das Westdach sind wahrscheinlich gar nicht wärmegedämmt, daher haben Sie dort entweder zu hohe oder zu tiefe Temperaturen.“
Raum für später
Rund fünf Meter hoch ist der Estrichraum bis zum Dachfirst, der Boden misst rund 90m2. „Wir könnten uns gut vorstellen, diesen Teil des Hauses mal auszubauen“, träumt Martin Ahrend und fügt an: „Vielleicht liesse sich sogar ein Dachfenster einbauen, das den Blick auf den Rhein freigeben könnte.“ Im Beratungsbericht des GEAK Plus werden drei Modernisierungsvarianten aufgeführt, so dass auch späteren Um- und Erweiterungsarbeiten nichts im Wege steht. Der GEAK-Experte weist darauf hin: „Würde der ganze Estrichboden mit den heute üblichen 20 cm gedämmt, würde der Energieverbrauch schon deutlich sinken und zugleich die Behaglichkeit der Räume steigen.
Und nun in den Keller
Selbstverständlich wird auch der unbeheizte Keller inspiziert. Hier zeigt sich, dass die Kellerdecke zwar wärmegedämmt ist, aber nur teilweise. „Wird die Decke durchgehend gedämmt, wird sich das auch auf die Zimmertemperatur in der Stube darüber auswirken“, führt Michael Bächlin aus. Der Westteil des Hauses ist jedoch nicht unterkellert, so dass hier auch keine Dämmung angebracht werden kann.
Rund ums Haus
Alle Fassaden sind ungedämmt, die Fenster wurden zum grossen Teil vor zehn Jahren ersetzt. Michael Bächlin: „Die Südfassade könnte mit einer Kompaktlösung isoliert werden. Da die Fläche sehr gross ist, würde das den Energieverbrauch auch entsprechend senken. Die Riegelbaufassaden gegen Westen und Osten könnten mit dem Verputz Eurogel wärmegedämmt werden. Die Fenster sind zwar mit einer Zweifach-Wärmeverglasung nicht mehr auf dem neusten Stand, aber deren Ersatz drängt sich nicht auf“.
Der Beratungsbericht
Im Sommer 2013 flattert der Familie Ahrend der GEAK PLUS mit Beratungsbericht ins Haus. Die Effizienz der Gebäudehülle liegt in der untersten Klasse G, die beste ist ein A. Die Effizienz der Gesamtenergie liegt bei einem durchschnittlichen D. Etwas irritiert sind die Ahrends, dass der GEAK-Experte höhere Energieverbräuche errechnet hat als sie. Doch Michael Bächlin erklärt: Der GEAK berechnet den Wärmeverbrauch bei einer standardisierten Benutzung und Belegung, erst bei den Varianten kann der effektive Verbrauch verwendet werden. Die Ahrends heizen aber im 1. Stock kaum. Daraus ergibt sich der Unterscheid.
Doch der Bericht zeigt auch: Würde die gesamte Fassade inklusive Estrichboden nachgedämmt, erreichte das Haus sowohl bei der Effizienz der Gebäudehülle wie auch bei der Gesamtenergie die gute Klasse B. Würde zudem noch eine 30 kW-Solarstromanlage aufs Dach gesetzt, erreichte die Gesamtenergie-Effizienz sogar ein A. Und die jährlichen Energiekosten würden um fast zwei Drittel gegenüber dem Standardverbrauch sinken. Neben den Massnahmen sind im GEAK Plus mit Beratungsbericht auch die Fördergelder und die Investitionen aufgelistet.
Über den GEAK
Der GEAK ist der offizielle Gebäudeenergieausweis der Kantone. Er zeigt zum einen, wie energieeffizient die Gebäudehülle und die Haustechnik sind, und zum anderen, wie viel Energie ein Gebäude bei einer Standardnutzung benötigt. Der GEAK kann auch für Neubauten ausgestellt werden. Der GEAK Plus ist ein ideales Instrument für alle, die ein Gebäude energetisch modernisieren möchten. Er bietet einen Beratungsbericht mit bis zu drei Modernisierungsvarianten. www.geak.ch bietet umfangreiche Informationen sowie eine GEAK-Expertenliste für die ganze Schweiz.
Oktober ist Bauzeit
Die Gesamtsanierung nehmen die Ahrends noch nicht in Angriff, aber der Besuch des GEAK-Experten hat sie bestärkt, die dringlichsten Massnahmen umzusetzen. Im Oktober 2013 wurde der Eingang endlich wohnlich gemacht: Die Holzwand neben der Eingangstür und die Türe selbst wurden gedämmt und es wurde auch gleich noch ein Fenster eingebaut, damit mehr Licht einfällt. Der schräge Fussboden wurde mit einer Schüttdämmung nivelliert, darüber wurde Bodenplatten verlegt: „Der Unterschied zu vorher ist frappierend“, freut sich Christine Ahrend, „da wir nun hinter der Küchenzeile gegen Westen auch noch gedämmt haben, gibt’s in der Küche während des Kochens keinen kalten Füsse mehr und aus dem Eingang dringt deutlich weniger kalte Luft ein, trotz nicht vorhandener Heizung. Einfach wunderbar!“
Die Tür zum Garten hin erhielt eine neue Dichtung und die Kellerdecke wurde vollständig gedämmt. „Ausserdem haben wir die Decken der beiden Zimmer mit Schrägdecken gedämmt. Jetzt ist es draussen kalt und drinnen warm, so wie es sein soll“, freut sich Martin Ahrend. „Dank dem GEAK Plus haben wir nun einen Fahrplan, wie wir die Energieeffizienz unseres Hauses schrittweise noch weiter auf Vordermann bringen können!“ Und die Energieeffizienz des Gebäudes hat sich durch die Massnahmen bereits deutlich verbessert: Sowohl betreffen der Gebäudehülle wie auch Gesamtenergie steigt das Haus nun um je eine GEAK Klasse, auf F respektive C. Vielleicht setzen die Ahrends eines Tages auch die GEAK-Plus-Variante um, die den Ausbau des Estrichs beinhaltet.
©Text: Anita Niederhäusern, im Auftrag des GEAK
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