Dr. Suzanne Thoma, CEO der BKW Energie AG in Bern und Leiterin des Geschäftsbereichs Konzernsteuerung. ©Bild: energie-cluster.ch

energie-cluster.ch: Positionierung auf drei Säulen

(©JW) Der Energie-Apéro vom 30. Januar 2014 fand im Stade de Suisse statt und war dem Thema „Gemeinsam für die Energiewende mit Bund, Kanton und Wirtschaft“ gewidmet. Als Vertreterin eines Energiedienstleistungsunternehmens und gleichzeitig Gastgeberin in der BKW-Vip-Lounge stellte Dr. Suzanne Thoma die Energiewende als Chance für einen Energieversorger dar. Im folgenden Interview geht sie auf die verschiedenen Aspekte ihres Inputs vom Energie-Apéro ein.


In Ihrem Statement haben Sie davon gesprochen, dass die Energiewende eine Chance biete, Neues zu wagen und die Aktivitäten zu diversifizieren. In welche Richtung wird die Entwicklung der BKW somit gehen?
Suzanne Thoma: Die BKW will sich in Zukunft stärker auf drei Säulen positionieren. Neben der Produktion von Strom und dem Netzgeschäft möchten wir unsere Dienstleistungsaktivitäten stark ausbauen. Wir werden mit neuen Angeboten für Hausbesitzer, Unternehmer und Stromversorger innovative Lösungen am Markt anbieten können.

Auch Schwierigkeiten sind Ausgangspunkt für Veränderungen. Welche hinderlichen Faktoren können Sie neben der aktuellen internationalen Strompreisproblematik noch nennen?
Die Haupterschwernisse sehen wir in zusätzlichen regulatorischen Belastungen für die grossen Energieversorger und zwar in einer Marktumgebung, die bereits anspruchsvoll ist. Wir wollen weiterhin ein Unternehmen sein, das sicher und zuverlässig Strom produziert, mit innovativen und qualitativ hochwertigen Produkten am Markt sowohl die Interessen der
Kunden, Hausbesitzer, Unternehmen wie auch die der Stromversorger flächendeckend befriedigen kann. Dafür müssen wir Geld investieren. In einer sich schnell bewegenden Zeit bedeutet dies eine Herausforderung. Wir müssen die BKW wirtschaftlich so auf die Beine stellen, dass sie in verschiedenen Zukunfts- und Umfeldszenarien erfolgreich sein kann.


Die eine von Ihnen genannte Massnahme ist der Umbau der Infrastruktur, um mit
der fluktuierenden Produktion der Erneuerbaren klar zu kommen. Was heisst dies
konkret?
Es geht dabei um die Weiterentwicklung unseres Stromnetzes, das in Zukunft in der Lage sein soll, dezentral produzierte Energie aufzunehmen bzw. abzugeben. Gleichzeitig sollte zukünftig auch die Speicherinfrastruktur ausgebaut werden.

Verändertes Kundenverhalten und -bewusstsein stellt einen weiteren Faktor dar.
Wie zeigt sich dies gegenüber der BKW?
Der Kunde ist heute leider noch zu wenig im Mittelpunkt. Wir müssen uns bewusster werden, was die Kunden wollen und ihnen mit den entsprechenden innovativen Produkten zur Seite stehen. Wir engagieren uns bereits heute im Bereich Stromeffizienz und bieten individuelle Energieberatungen an. Es ist uns wichtig, für unsere Kunden da zu sein und ihnen marktgerechte Lösungen anbieten zu können.

Sie sprachen von der Bündelung der Kräfte und davon, dass die BKW Teil des künftigen Energieversorgungssystems sein will. Wie ist dies erreichbar?
Wir sind schon Teil des künftigen Energieversorgungssystems. Die BKW arbeitet mit Hochdruck an Innovationen, welche die Integration der neuen erneuerbaren Energien in das Versorgungssystem unterstützen, sowie an neuen Produkten und Dienstleistungen für unsere Kunden.

Von Politik und Behörden wünschen Sie langfristig verlässlich Rahmenbedingungen. Wie schätzen Sie die aktuellen Debatten dazu ein?
Im Moment verlaufen die Debatten für uns Energieversorger eher unbefriedigend. Einerseits erwartet man hohe Investitionen, andererseits denkt die Bundespolitik über weitere Belastungen der grossen Stromversorger nach. Um keine unnötigen Risiken einzugehen, müssen wir in diesem Umfeld zurückhalten und vorsichtig sein.

Die Umsetzung von Repowering (z.B. neue Windturbinen der Juvent SA im Jura), aber auch von anderen Projekten harzt an unterschiedlichen Bewilligungsverfahren. Fühlen Sie sich von den verantwortlichen Stellen verstanden und ernst genommen? Oder spielt hier der Charakter der Demokratie die Hauptrolle?
Ich habe den Eindruck, dass alle beteiligten Seiten hier in einem Findungsprozess sind. Die Energiestrategie 2050 des Bundesrates ist klar vorgegeben. Wir beginnen nun aber Schritt für Schritt zu verstehen, dass deren Realisierung und Umsetzung weit schwieriger ist, als angenommen. Meines Erachtens ist es notwendig, dass die Bewilligungsverfahren gestrafft werden, so dass sie die Umsetzung der Strategie unterstützen und nicht behindern.

Sie haben bestätigt, dass die BKW im Moment keine Bauprojekte verfolgt, ausser es handle sich um strategische Vorhaben. Können Sie dies erläutern?
Mit dem heutigen Strompreis und den heutigen Rahmenbedingungen sind Investitionen in neue Produktionsanlagen schwieriger. Wir sind besonders in der Schweiz vorsichtig und bei Produktionsanlagen, die dem Markt ausgesetzt sind. Wir denken aber immer auch sehr langfristig.

©Text: Jürg Wellstein, erschienen im Newsletter des energie-cluster.ch

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