Dank der optimierte thermischen Gebäudehülle wird das Passivhaus-Schwimmbad mit höherer Raumluftfeuchte betrieben, ohne dass Wasser an den Bauteilen kondensiert. ©Bild: Bädergesellschaft Lünen

Der gemessene Endenergieverbrauch für Wärme und Strom des Hallenbads Lünen im Vergleich mit Werten aus der Literatur. Die schwarzen vertikalen Linien markieren die Schwankungsbreite der Literaturwerte. © Passivhaus Institut

Die verschiedenen Bereiche des Hallenbads sind durch Glaswände thermisch getrennt, was auch akustisch die Aufenthaltsqualität steigert.
©Bild: Bädergesellschaft Lünen

BINE Informationsdienst: Passivhausstandard für Hallenbad

(©BINE) Das Passivhaus-Hallenbad in Lünen ist Vorreiter beim Energiestandard. Nach zwei Jahren im Betrieb belegt das wissenschaftliche Monitoring, dass das Konzept aufgegangen ist. Das Bad verbraucht bedeutend weniger Wärme und Strom als ein herkömmliches Hallenbad. Optimierungen könnten den Endenergieverbrauch um weitere 25%.


Viele Schwimmbäder sind Energieschleudern und belasten dadurch die kommunalen Haushalte. Steht ein solches Bad zur Diskussion, ist eine Sanierung oder ein Neubau im Passivhausstandard eine energieeffiziente Option. Das belegt das Beispiel aus Lünen: Bezogen auf die Beckenfläche verbraucht es zwei Drittel weniger Wärmeenergie als der aus Literaturangaben ermittelte Durchschnitt. Beim Strom sind es 43 Prozent weniger (siehe Grafik).

Pilotvorhaben Passivhaus-Schwimmbad
Grundlage für das Projekt bildete eine Studie des Passivhaus Instituts in Zusammenarbeit mit der Bädergesellschaft Lünen mbH, gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Wie es das Passivhaus-Konzept vorsieht, steht und fällt auch ein Passivhaus-Hallenbad demnach mit einer thermisch hochwertigen Gebäudehülle. Diese erhöht die Behaglichkeit und senkt die Transmissionswärmeverluste. Ausserdem lässt sich das Bad dadurch mit hohen Luftfeuchten betreiben, ohne dass das Wasser an den Fassadenflächen kondensiert. Bei einer höheren Raumluftfeuchte verdunstet weniger Wasser und der Wärmebedarf sowie der Entfeuchtungsbedarf der Hallenluft sinken erheblich. Die umfangreiche Wiederverwendung von Filterrückspülwasser bei der Abwasseraufbereitung sowie hocheffiziente Komponenten der Gebäude- und Schwimmbadtechnik sind weitere Bedingungen für ein energieeffizientes Schwimmbad.

Monitoring bestätigt grossen Einfluss der Hallenfeuchte
Als Prototyp eines Passivhaus-Hallenbades wurde das Projekt von Beginn an wissenschaftlich begleitet. Im April 2012, ein halbes Jahr nach der Eröffnung, begann das Passivhaus Institut ein einjähriges Monitoring, welches durch das Bundesumweltministerium gefördert wurde. In dieser Phase war die Einregulierung der komplexen Gebäudetechnik noch im Gange. Der Endenergieverbrauch bei Wärme mit 258 kWh/m2a und bei Strom mit 156 kWh/m2a (Energiebezugsfläche 3.912 m2) lag dennoch bereits im Bereich der Prognosen.

Die Erwärmung des Beckenwassers allein verbraucht knapp 50 Prozent der Wärme. Den mit Abstand grössten Anteil am Stromverbrauch hat die Lüftungstechnik mit 34 Prozent. Versuche mit geänderten Betriebsbedingungen bestätigten, dass eine Reduzierung der Hallenfeuchte sowohl den Heizwärme- als auch den Stromverbrauch ansteigen lässt. Die maximal mögliche Hallenfeuchte ist momentan noch nicht erreicht. Das Monitoring ergab, dass sich der Endenergiebedarf noch um schätzungsweise 100 kWh/m2a reduzieren lässt. Somit können 25 Prozent der derzeit bilanzierten Endenergie eingespart werden.

Abwasseraufbereitung spart Heizenergie

Das grösste Potenzial bietet die Aufbereitung des Filterspülwassers, die während der überwiegenden Zeit des Monitorings nicht in Betrieb war. Die Anlage kann maximal etwa 70 Prozent des Filterrückspülwassers aufbereiten und wieder in die Beckenwasserkreisläufe einspeisen. So können pro Jahr nicht nur bis zu 15‘000 m³ Kaltwasser eingespart werden, sondern auch die Energie, um sie zu erwärmen. Nach technischen Anpassungen soll die Anlage noch im Januar 2014 wieder angeschlossen werden. Die Wissenschaftler erwarten dadurch eine Einsparung zwischen 50 und 60 kWh/m2a.

Umluftanteil lässt sich noch senken

Der Lüftungstechnik kommt aufgrund des Stromverbrauchs in einem energieoptimierten Hallenbad eine Schlüsselfunktion zu. Für die Entfeuchtung der Schwimmhallen und die Einhaltung der Luftqualität sorgt der Aussenluftwechsel. Der Umluftbetrieb unterstützt lediglich die Durchmischung der Hallenluft. In der Einregulierungsphase wurde noch nicht das optimale Verhältnis erreicht: Der Umluftvolumenstrom aller Geräte beträgt im Mittel etwa 70 Prozent, der Aussenluftvolumenstrom nur 30 Prozent. Die Messdaten bestätigen die Überlegungen, dass eine geschickte Lüftungsplanung mit einem reduzierten Umluftanteil erheblich Strom spart. Ziel des Passivhauskonzeptes für Hallenbäder ist letztlich eine Betriebsweise ohne Umluft.

©Text: BINE Informationsdienst


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