V.l.n.r. Dr. Conrad Ammann (EBM), Regierungsrätin Sabine Pegoraro, Dr. David Thiel (IWB), Urs Steiner (EBL). «Windenergie Nordwestschweiz» heisst die vereinbarte Kooperation. ©Bild: T. Rütti

Windprojekte: EBL, EBM und IWB kooperieren

(©TR) Der Bau von Windkraftanlagen ist im Kanton Baselland grundsätzlich machbar. EBL, EBM und IWB arbeiten bei der Planung und Realisierung von Windparkprojekten eng zusammen. Zur Projektrealisierung im Kanton Baselland sowie im angrenzenden Kanton Solothurn könnte es zwischen 2018 und 2020 kommen. Kaum zu glauben: bis 2030 werden bloss ca. 5% des theoretisch möglichen Potenzials ausgeschöpft.


Mit ihren Höhenzügen der Jura-Ausläufer bietet die Region Nordwestschweiz ein grosses Potenzial zur Nutzung von Windenergie. Noch findet man aber in dieser Region gerade mal zwei kleinere Windräder – in Langenbruck BL und auf dem Grenchenberg SO. Die drei Nordwestschweizer Energieversorger EBL (Genossenschaft Elektra Baselland, Liestal), EBM (Genossenschaft Elektra Birseck, Münchenstein) und IWB (Industrielle Werke Basel) wollen jetzt den Windprojekten Aufwind verleihen beziehungsweise den Worten Taten folgen lassen. Um die Planung und Realisierung möglicher Windparkprojekte voranzutreiben, sind sie unter dem Titel «Windenergie Nordwestschweiz» eine Kooperation eingegangen, die den Medien zu Wochenbeginn in Bubendorf BL präsentiert wurde.

Potenzial
von 8 Gebieten: 130 Mio. Kilowattstunden
Vor dem Hintergrund der derzeit laufenden Richtplanung des Kantons Baselland haben EBL, EBM und IWB acht Gebiete ausgemacht, die sich zur Nutzung der Windenergie speziell eignen (sieben im Kanton Baselland, eines im angrenzenden Kanton Solothurn). Das Pozential dieser Gebiete liegt bei 78 Megawatt Leistung und einer möglichen Stromproduktion von knapp 130 Millionen Kilowattstunden, was wesentlich mehr ist als beispielsweise der jährliche Stromverbrauch von Liestal.

Vorerst 20 bis 30 GWh
Zu sagen ist, dass alles in allem 14 potentielle Standorte als mögliche Windparks in Erwägung gezogen wurden. Diese weisen ein – rein theoretisches – Potenzial von rund 500 Mio. kWh auf, was rund 25 Prozent des Endstrombedarfs des Kantons Baselland entsprechen würde. Dazu sagte Regierungsrätin Sabine Pegoraro: «Hier muss ich gleich einschränken: Die Ziele der Energiepolitik Baselland besagen zur Windenergie: Nicht 500 Mio. kWh, sondern: in einer ersten Phase bis 2030 sollen bloss 20 bis 30 GWh realisiert werden. Kaum zu glauben, das sind ja bloss ca. 5% des theoretisch möglichen Potenzials. Weil die Produktion von nachhaltiger Windenergie dem Schutz der Landschaft gegenübergestellt werden muss, möchten wir nicht allzu viele Anlagen bauen lassen. Das bedeutet, dass wir einige wenige Gross-Windkraftanlagen bevorzugen.» Die vorgeschlagenen Standorte würden übrigens kaum Gebiete betreffen, die im «Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung» verzeichnet seien.

Kanton Baselland trit
t nicht als Investor auf
Die Aufgabe des Kantons beschränkt sich aufs Prüfen, Planen und Koordinieren. Mittels Studie wurde das Potential der Windkraft ermittelt. Anschliessend wurden geeignete Standorte für Windkraftanlagen geprüft. Der Kanton Baselland tritt beim Projekt Windkraftanlagen nicht als Investor auf und beteiligt sich auch nicht an den Erschliessungskosten für Windparks. Gemäss den Vorgaben der Motion von Hannes Schweizer aus dem Jahr 2007 wurden die Planungsarbeiten unter Einbezug von Schutzgebieten und zusammen mit Schutzorganisationen bewältigt. In Betracht gezogen wurde das gesamte Kantonsgebiet, denn Tabu-Gebiete soll es nicht geben. Die vorliegende technisch-wirtschaftliche Machbarkeitsstudie zeigt auf,

  • wo ausreichend Wind weht
  • ob aufgrund der Topographie die Errichtung solcher Anlagen überhaupt möglich ist
  • ob die Erschliessung grundsätzlich machbar ist
  • ob die Ableitung der elektrischen Energie gewährleistet werden kann.

Bewertet wurde auch die Landschaft, in der sich in Frage kommende Standorte befinden. Dabei stand eine so genannte Sichtbarkeitsanalyse im Vordergrund: Geprüft wurden die landschaftlichen Auswirkungen von Windkraftanlagen sowie die Einzigartigkeit von schützenswerten Landschaften, Wanderwegen, Ausflugsziele usw. Grob analysiert wurden zudem die Vogelzüge und die Habitate von Fledermäusen. Laut EBL-CEO Urs Steiner haben intensive Gespräche mit den Umweltorganisationen stattgefunden, und offenbar ist es gelungen, sich zusammenzuraufen. Am Kanton liege es nun, entsprechende Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen.

Wichtiger Beitrag
Mit einem koordinierten Auftritt und dem Austausch von Wissen und Erfahrung wollen EBM, EBL und IWB «einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Windenergie in der Nordwestschweiz leisten». Im offenen Dialog mit Politik und Behörden, Umweltorganisationen und Gesellschaft möchten die drei Energieversorger die gemeinsame Entwicklung von aussichtsreichen Windenergie-Gebieten vorantreiben. Gemeinden und Anwohnern will man finanzielle Beteiligungen an einzelnen Projekten schmackhaft machen. Investoren sind willkommen. «Bei den umfangreichen Planungsprozessen, die es bis zur Genehmigung eines Windparks braucht, stehen wir als Energieversorger den Behörden, der Politik, den Verbänden und der Bevölkerung gemeinsam als kompetente Ansprechpartner zur Verfügung. Wir suchen den Dialog», so IWB-CEO Dr. David Thiel.

Keine Einzel- und Kleinanlagen
Demnächst will der Regierungsrat das Geschäft behandeln und es sodann dem Landrat überweisen, denn für Richtplanfragen ist er zuständig. Die Energieversorger EBL, EBM und IWB sind zuversichtlich, dass alle ausgewählten Standorte in die kantonale Richtplanung aufgenommen werden. Jene Gemeinden, die gemäss Richtplan geeignete Standorte aufweisen, können alsdann Windparkzonen in ihre Zonenpläne aufnehmen. Dies erfordert den Beschluss der Gemeinde- oder Einwohnerversammlung mit anschliessender Genehmigung durch den Regierungsrat. Erst dann kann eine konkrete Baubewilligung eingereicht werden. Mit der effektiven Realisierungsphase des Projektes «Windenergie Nordwestschweiz» ist zwischen 2018 und 2020 zu rechnen. Dass den Verantwortlichen bis zu diesem Zeitpunkt noch eine steife Brise ins Gesicht bläst, gab EBM-CEO Dr. Conrad Ammann zu bedenken.

©Text: Toni Rütti, Redaktor ee-news.ch

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