Die Sadt St. Gallen überlegt sich, die zugesprochene «Risikoabsicherung» des Bundes bei unzureichender Fündigkeit ins Anspruch zu nehmen. ©Bild: Stadt St. Gallen

Geothermie-Projekt St.Gallen: Vor dem Aus?

(©ee-news) Die geringe Wasserförderrate sowie die Gasführung stellen die ursprünglich vorgesehene Erschliessung des Malmkalks für das geplante St. Galler Geothermieprojekts in Frage. Die Stadt erwägt unter anderem die Risikoabsicherung des Bundes in Anspruch zu nehmen.


Gemäss der Verantwortlichen haben die Produktionstests im Oktober 2013 wichtige Daten über die Wasser- und Gasführung im erschlossenen Malmkalk geliefert. Es wurden ein Freifördertest, zwei Säuerungen und vier Produktionstests realisiert. Nach Abschluss der Tests wurde das Bohrloch konserviert.

Massiv weniger Wasser als erwartet

Mit den Produktionstests konnte eine Wasserführung im erschlossenen Malmkalk nachgewiesen werden. Die Wasserförderrate ist jedoch nicht so hoch, wie ursprünglich angenommen. Unter den gewählten Testbedingungen wurde eine nahezu kontinuierliche Wasserförderrate von rund 5.9 l/s mit Spitzen von bis zu 12 l/s erreicht, gerechnet wurde mit 50 l/s. Die erhofften und prognostizierten hohen Temperaturen in über 4000 m Tiefe wurden mit über 145°C leicht übertroffen.

Viel Gas, aber wie viel wirklich?
Die Gaszutritte fanden kurzfristig mit Raten von über 5’000 Nm3/h statt. Das entspricht dem stündlichen Gasverbrauch in der Stadt St.Gallen an einem durchschnittlichen Herbsttag. Die Grösse des erschlossenen Gasvolumens lässt sich auf Basis der verfügbaren Daten allerdings nur schwer abschätzen.

Betriebskonzept in Frage

Die geringe Wasserförderrate sowie die Gasführung stellen die ursprünglich vorgesehene Erschliessung des Malmkalks und das geplante Betriebskonzept in Frage. Das tendenziell erhöhte seismische Risiko an der Bohrlochlokalität wirkt sich zudem erschwerend aus. Aufgrund der aktuellen Datenlage ist eine allfällige Nutzung des Erdgasvorkommens abklärungswürdig.

Optionen a
lternativer Nutzungen
Gemäss der Pressemeldung der Stadt St. Gallen könne die bestehende Tiefbohrung kann grundsätzlich als Produktionsbohrung genutzt werden. Drei alternative Betriebs- und Erschliessungskonzepte würden nun geprüft:

  1. Gas- und Wasserproduktion über Dubletten-Erschliessung;
    Energienutzung über zwei Tiefbohrungen (Produktions- und Injektionsbohrung) mit Anpassungen zum ursprünglich vorgesehenen Konzept

  2. Gas- und Wasserproduktion über Singletten-Erschliessung;
    Energienutzung von Gas und Begleitwasser über die bestehende Tiefbohrung «St.Gallen GT-1» (nur Produktionsbohrung, keine zweite Tiefbohrung)

  3. Geothermische Nutzung über eine Tiefe-Erdwärmesonde;
    Energienutzung über Einbau einer Tiefe-Erdwärmesonde in der bestehenden Tiefbohrung «St.Gallen GT-1» ohne Nutzung von Thermalwasser und/oder Gas

Risikoabsicherung beanspruchen?
Bis Mitte 2014 wollen die Projektverantwortlichen neben der technischen Machbarkeit auch finanzielle, politische, rechtliche und behördliche Rahmenbedingungen klären. In der Pressemeldung der Stadt St. Gallen steht: "Dazu gehört auch die Prüfung der zugesprochenen «Risikoabsicherung» des Bundes bei unzureichender Fündigkeit. Sie beträgt 50% der anrechenbaren Bohr- und Testkosten oder maximal CHF 24 Mio. Die bisher aufgelaufenen Investitionskosten im Teilprojekt Geothermie betragen rund CHF 43.8 Mio." Die Stadt überlegt sich folglich auch, das Projekt abzubrechen.

©Text: ee-news.ch, Quelle: Pressemitteilung Stadt St. Gallen

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1 Kommentare

M. Jauch

Bis Mitte 2014 wollen die Projektverantwortlichen neben der technischen Machbarkeit auch finanzielle, politische, rechtliche und behördliche Rahmenbedingungen klären.

Was kostet das? Wer ist dafür?
Noch mehr Geld in das Loch hinunter schmeissen?

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