"Die traditionelle Energiebranche kann die Energiewende nicht verhindern, sondern nur verlangsamen." Anita Niederhäusern

Endlich: Ich schreibe solar

(©AN) Seit neustem schreibe ich solar. Natürlich kaufe auch ich Ökostrom. Also habe ich schon immer erneuerbar geschrieben. Aber seit neustem braucht meine Tastatur nur noch den Strom der Solarzellen auf der Tastatur, die das Tages- oder Bürolicht in Strom umwandeln. Adieu Kabel, adieu Batterie.


Einfacher geht es nicht mehr: zweimal 2.4x13 cm Solarzellen oben auf der Tastatur. Punkt. Tageslicht genügt, oder auch gedämmtes Bürolicht, direkte Sonnenstrahlen sind nicht nötig. So schreiben sich die Artikel über Erneuerbare und Energieeffizienz noch schneller, noch leichter. Auch wenn sich in der Bundespolitik zur Zeit schwarze Wolken über der Energiewende zusammenballen, und die Kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) immer lauter in Frage gestellt wird, zeigen doch gerade die kleinen Anwendungen wie meine Tastatur, dass das solare Zeitalter nicht mehr aufgehalten werden kann. Höchstens aufgeschoben.

Während die traditionellen Energieversorger in Bern eine ihrer letzten Schlachten um den Erhalt ihrer Pfründe schlagen und dabei die Kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) beerdigen wollen, rollen die erneuerbaren Energien von hinten das Feld auf. Mit kleinen und grossen Anwendungen. Vom Gigawatt-Windkraftwerk über die Megawatt-Solarstromanlage bis hin zu kleinen Anwendungen wie die Tastatur mit Solarzellen.

Die Migros Aare, zum Beispiel, will auf ihren Gebäuden Solarstromanlagen errichten. Und die sollen nicht etwa für die KEV angemeldet werden, sondern die Migros selbst mit Strom versorgen. Dieses Beispiel zeigt: Die traditionelle Energiebranche kann die Energiewende nicht verhindern, sondern nur verlangsamen.

Die grossen Energieversorger tun alles, um die Erneuerbaren auszubremsen, das zeigen die neuesten Diskussionen aus der UREK. Das bisherige KEV-System soll für kleine Anlagen weitergeführt werden, während für grössere Anlagen ein Direktvermarktungssystem vorgesehen ist. Damit schadet sich die Lobby der grossen Energieversorger letztendlich selbst, aber auch uns Konsumenten und Konsumentinnen: Die Erneuerbaren werden nicht schnell genug ausgebaut und die konventionellen Energien immer teurer. Wie gross die Macht der traditionellen Energieversorger ist, zeigt sich eindrücklich in England. Dort bietet die Regierung den Atomkraftwerksbauern aus China einen festen Abnahmetarif, also eine Art kostendeckende Einspeisevergütung, an. Oder in Deutschland, wo die Kohlekraft beim Ausbau der erneuerbaren Energien helfen soll. Machtkämpfe. Energie gleich Macht.

„Sie können es drehen und wenden, wie Sie wollen“, erklärte Franz Untersteller, baden-württembergischer Energieminister, anlässlich eines Treffens mit Walter Steinmann, Direktor des Bundesamts für Energie, im vergangenen Jahr auf der Grimsel, „die Erneuerbaren werden auch ohne Förderung immer das Rennen um den günstigeren Preis an der Strombörse machen. Der ist ihnen sicher, da sie keine Brennstoffe brauchen.“ An diesen Satz erinnere ich mich, während ich auf meiner Solartastatur schreibe. Und dazu kommt noch die Energieeffizienz. Mein neuer Computer braucht nicht einmal die Hälfte des Stroms, den mein alter brauchte.

Eins ist sicher: Traditionelle Energieversorger sollten sich warm anziehen, Föderung hin oder her!

©Text: Anita Niederhäusern, Chefredaktorin ee-news.ch

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